Haider und Israel

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Jerusalem, 11. Oktober 2008 – In den israelischen Rundfunknachrichten wurde der Tod Jörg Haiders erst an siebter Stelle erwähnt, unmittelbar vor Autounfällen in Israel. Zitiert wurde nur Präsident Heinz Fischer, der Haiders Tod als eine  „menschliche Tragödie“ bezeichnet habe. Doch das wöchentliche Nachrichtenmagazin am Sabbat morgen eröffnete seine einstündige Sendung mit einem Korrespondentenbericht aus Wien über den „bekanntesten und zugleich verschmähtesten Politiker Österreichs“. Die Korrespondentin beschrieb Haider als „charismatische Figur unter den österreichischen Politikern und Populist“. Er sei mit einem „Putsch“ an die Spitze der liberalen FPÖ gelangt indem er „nationalsozialistisches Gedankengut“ verbreitet habe. Seine Beteiligung an der Regierung habe die Beziehungen Österreichs mit der EU belastet und zu einem Bruch der Beziehungen mit Israel geführt. Weiter berichtete die Reporterin, dass heute  Haiders Nachfolger Heinz-Christian Strache ein  „gefährliches Krokodil“ sei, während im Vergleich zu Strache Haider geradezu als „besonnen“ gegolten habe.
Während alle Online-Dienste der israelischen Zeitungen sich darauf beschränken, lediglich Agenturberichte von ap und reuters wiederzugeben, hat das Massenblatt Jedijot Achronot einen eigenen Hintergrundbericht auf Hebräisch zu Jörg Haider mit dem Titel „Der geistige Enkel Hitlers. Wer war Jörg Haider“ veröffentlicht.
„Er wurde als Kind von Nazi-Parteimitgliedern geboren, stieg in der österreichischen Politik hoch und berührte fast den Posten des Kanzlers. Die Juden hatten Angst vor ihm und die Welt distanzierte sich von seinen Äußerungen“, heißt es in dem Bericht. Vor acht Jahren habe Haider der israelischen Zeitung im Interview gesagt: „Meine Eltern waren Nazi-Parteimitglieder und wurden dafür bestraft. In jeder österreichischen Partei gibt es ehemalige Nazi-Parteimitglieder. Ich gehöre der Nachkriegsgeneration an, frei von der Schuldlast.“ Mit 16 habe er den ersten Preis für eine gehaltene Rede erhalten: „Österreich bleibt deutsch“.
In dem Artikel wird Haiders Karriere beschrieben. „Früher genoss der den Ruf, „geistiger Enkel Hitlers“ zu sein.“ Als Kärtner Hauptmann habe er sich sogar mit Papst Johannes Paul II im Jahr 2000 getroffen, heißt es weiter.
Im Jahr 2001 habe der Präsident der israelitischen Gemeinde, Ariel Muzicant, „den Extremistenführer“ wegen einer antisemitischen Äußerung verklagt. Haider soll gesagt haben, dass Musicant mit Vornamen wie ein populäres Waschmittel heiße. Er, Haider, verstehe nicht, wieso jemand mit einem solchen Namen soviel Dreck an den Händen haben könne.
Im Jahr 2004 habe Haider Widerspruch gegen die Errichtung eines großen Denkmals beim Wiener Hauptbahnhof zum Gedenken an die von dort in den Tod deportierten Juden erhoben. 

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