Eine Oase im Sturm der Finanzkrise

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Jerusalem, 16. Oktober 2008 – Wenn der israelische Rundfunk eine „Abwertung des Dollars“ meldet, oder eine „Aufwertung des Euro“, dann ist der Schekel als Leitwährung gemeint. Das klingt wie Überheblichkeit. Doch wer sein Geld vor einem Jahr in Schekel umgetauscht hätte, dem wäre heute ein großer Reibach beschwert. Der Euro stand vor wenigen Monaten noch bei 5,6o Schekel pro Euro und der Dollar wurde mit über 4,70 Schekel gehandelt. Doch inzwischen ist der Euro weniger als 4 Schekel wert und der Dollar sank im Verhältnis zur israelischen Währung um ganze 30 Prozent. Er dümpelt heute bei etwa 3,50 Schekel.
Die Israelis haben Glück gehabt. Dem weltweiten Rauf und Runter der Börsen schauen sie im Augenblick relativ gelassen zu. Denn ihre eigene Börse in der Allenby Street in Tel Aviv hat dieser Tage meistens geschlossen. In dieser Woche wird wegen dem Laubhüttenfest nur halbtägig gehandelt. Die zahlreichen jüdischen Feiertage sorgen dafür, dass der Sturm an den Weltmärkten die Ufer Israels nur sporadisch und dann auch nur vorübergehend erreicht.
Zwar hört man auch in Israel besorgte Stimmen über eine bevorstehende Rezession, doch bisher konnte der Chef der Nationalbank, Stanley Fischer, die Israelis einigermaßen überzeugend beruhigen und Panikverkäufe von Wertpapieren verhindern. Die Wirtschaft sei stabil. Bei den israelischen Banken gebe es keinerlei Engpässe. Keine einzige Bank ist zusammengebrochen oder musste nationalisiert werden, wie in den USA und in England.
Der Tomaten- und Gurken-Index ist im vergangenen Monat zwar angestiegen, aber billigere Kleidung und vor Allem ein Sinken der noch in Dollars festgelegten Mieten verhindert ein Ansteigen der Inflation. In den letzten sechs Jahren bewegte sich die jährliche Teuerung in Israel um die ein Prozent. Inzwischen hat sich die Regierung als Ziel eine Inflation zwischen einem und drei Prozent zum Ziel gesetzt, doch die Preise stiegen in diesem Jahr schon um etwa 3,5 Prozent.
Der internationale Währungsfond veröffentlichte vor eine Woche seine Prognosen für das Jahr 2009. Während das Wachstum in den USA bei 0,1 Prozent liegen werde und in der Welt bei 2,8 Prozent, so werde Israel mit etwa 5 Prozent eine der höchsten Wachstumsraten in westlichen Ländern haben. Um mit der Zeit zu gehen, wird nach Zeitungsangaben auch im israelischen Finanzministerium über ein Sicherheitsnetz nachgedacht, wie es in der ganzen westlichen Welt inzwischen gespannt wird. Obgleich kein Zusammenbruch einer israelischen Bank in Sicht sei, wolle der Staat die privaten Sparkonten versichern, um die Öffentlichkeit zu beruhigen und gar nicht erst eine Vertrauenskrise zwischen den Kunden und ihren Banken entstehen zu lassen.
Eine Vielzahl von Gründen werden für Israels wirtschaftliche Stabilität angegeben, während es im Rest der Welt ganz erheblich kriselt. Das Ende der Intifada habe nach sechs schweren Jahren ganz deutlich den Tourismus wieder angekurbelt. Für 2008 erwartet das Tourismusministerium Rekordzahlen wie im Millenniumsjahr. Noch schwerer hatte im Jahr 2000 das Platzen der High-Tech-Blase an den amerikanischen Börsen zugesetzt. Doch auch dieser Bereich hat sich längst erholt. Mit seinen Patenten und Startup Firmen konkurriert Israel nur mit dem amerikanischen Silicon-Valley. Ein weiterer Grund für die wirtschaftliche Stabilität ist nach Meinung von Experten die äußerst konservative Haushaltspolitik der Regierung seit einigen Jahren. Viele soziale Vergünstigungen, darunter das Kindergeld für das erste und zweite Kind, wurden schon unter Premierminister Benjamin Netanjahu abgeschafft. Die staatlichen Subventionen der Universitäten wurde so gekürzt, dass die akademischen Institutionen sich um 30 Jahre zurückgeworfen fühlen und einen Brain-drain ihrer besten Köpfe in Richtung USA und Europa befürchten.  Sogar in Israels vorbildlichen Krankenhäusern mit Weltruhm rechnet man schon bald mit einem akuten Mangel an Ärzten, weil nicht genug Nachwuchs ausgebildet wird.

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