Iranische Behörden fürchten eine Trauerversammlung

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Iranische Behörden fürchten eine Trauerversammlung

Wahied Wahdat-Hagh von Wahied Wahdat-Hagh, Kolumnist für WELT DEBATTE

 

Vor zehn Jahren wurde das Ehepaar Forouhar im eigenen Haus bestialisch ermordet. Eine öffentliche Gedenkversammlung anlässlich des Jahrestages der Ermordung wurde verboten.

Dariush Forouhar war 1979 der erste Minister für Arbeit unter Khomeini. Heute hat die iranische Regierung Angst, eine Gedenkversammlung anlässlich der Ermordung des Ehepaares Forouhar könnte sich zu einer Protestdemonstration ausweiten.

Parwaneh Eskandari Forouhar und Dariush Forouhar wurden am 21. November 1998 von Agenten der iranischen Diktatur in ihrem eigenen Haus ermordet. Sie wurden mit Dutzenden von Messerstichen ermordet. Allein im Körper von Parwaneh Eskandari Forouhar wurden 25 Messerstiche festgestellt.

Die Mörder waren Agenten des iranischen Geheimdienstes

Diese politischen Morde waren Teil einer Mordserie, in der gezielt auch zwei Mitglieder des Schriftstellerverbandes, Mohammad Mokhtari und Mohammad Djafar Pouyandeh, sowie zwei politische Aktivisten, Madjis Sharif und Piruz Dawani, liquidiert wurden. Die Mörder waren Agenten des iranischen Geheimdienstes.

Oppositionelle Parteien und Organisationen waren schon zu Beginn der 80er Jahren verboten worden. Dariush Forouhar gehörte zu den führenden Mitgliedern der Hezebe Mellate Iran, die offiziell verboten ist.

In einem Interview mit Roozonline wies Parastou Forouhar, die Tochter des ermordeten Ehepaares, auf die Frage, warum eine Gedenkversammlung verboten worden sei, auf die Geschehnisse der letzten Jahre hin. Bei dieser Gedenkversammlung seien Reden über die gesellschaftlichen und politischen Vorstellungen ihrer Eltern gehalten worden. Sie waren immerhin für eine Trennung von Staat und Religion. Ihre Ideen seien in der Gesellschaft bekannter geworden und immer mehr Menschen seien zu der Überzeugung gekommen, dass die Wahrheit über die Morde aufgedeckt werden müsse.

Angst vor einer neuen Protestbewegung

Trotz aller Versprechungen habe die Justiz nichts für die Wahrheitsfindung in der Frage, wer die Verantwortlichen für die politischen Morde waren, unternommen.

Die politisch Verantwortlichen wollten und wollen gar nicht, dass über diesen Fall gesprochen werde, denn dann würden auch Fragen über die politischen Morde der letzten 30 Jahre laut ausgesprochen werden. Und dies könnte zu einer neuen Protestbewegung führen.

Parvaneh Forouhar berichtet, man habe am Gedenktag in diesem Jahr gar Wege und Straßen, die zum Haus ihrer Eltern führen, gesperrt, damit niemand in das Haus ihrer Eltern kommen könne.

Auf die Frage, was sie annehme, wer für die Ermordung ihrer Eltern verantwortlich sei, antwortete sie, man habe versucht die Verantwortlichen zu decken. Zwei Beamte seien verhaftet worden, weil sie angeblich „selbständig“ gehandelt haben. Dabei habe sie selbst Gerichtsakten gelesen, in denen die verhafteten Beamten, Mehrdad Alikhani und Mostafa Kazemi, erklären, sie hätten Befehle von Vorgesetzten bekommen, und zwar vom damaligen Minister Ayatollah Dori Najafabadi.

Die Dahtzieher werden bewusst gedeckt

Daher seien die im Gericht behandelten Akten vorher manipuliert worden. Diese seien auch nicht vollständig. Parvaneh Forouhar betont, man habe aber immerhin erste positive Schritte unternommen und die für die Morde Verantwortlichen im Geheimdienst ausfindig gemacht. Diese hätten selbst zugegeben auch in früheren Fällen an „physischen Liquidierungen“ beteiligt gewesen zu sein und entsprechende Befehle von oben erhalten zu haben. Und niemand sei bereit die Oberen zur Rechenschaft zu ziehen. Die Justiz habe kein Interesse die staatlichen Drahtzieher für die politischen Morde zur Verantwortung zu ziehen.

Eine parlamentarische Kommission habe sogar eingestanden, die Akte sei bei „unerreichbaren“ Personen angekommen. Die Drahtzieher, die offenbar hohe Ämter im Staat inne haben, werden bewusst gedeckt.
Parastou Forouhar berichtet, dies sei der Grund dafür, dass sie sich an die Menschenrechtskommission der Vereinten Nationen gewandt habe. Ihre Beschwerde und die eingereichten Akten seien offiziell registriert worden. Die UN-Kommission habe eine Anfrage bei den iranischen Behörden gestellt, bisher sei jedoch keine Antwort
erfolgt.

Die Angehörigen der Ermordeten haben keine Bürgerrechte im Iran

Khosro Seif, führendes Mitglied der Hesbe Mellat, der iranischen Volkspartei, sagte gegenüber der Roozonline, dass die Angehörigen der ermordeten Familie Forouhar keine Bürgerrechte im Iran haben. Er begründete dies mit der Tatsache, dass die Angehörigen, insbesondere die Tochter, Parastou Forouhar, und der Sohn, Arash Forouhar, sich zwar im engen Familienkreis privat versammeln, aber keine öffentliche Gedenkversammlung anlässlich der Ermordung der Eltern durchführen dürften.

Seif kritisierte, dass die Regierung zwar immer von „Gerechtigkeit“ spreche, aber den Familienangehörigen der Forouhars noch nicht einmal erlaube eine Trauerversammlung abzuhalten.

 
 

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