Kommentar Olmert schämt sich

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Jerusalem, 7. Dezember 2008 – „Als Jude schäme ich mich, wenn ich sehe, wie ein Jude auf unschuldige Palästinenser schießt. So etwas kann man nur ein Pogrom bezeichnen, auch wenn es von Juden ausgeht.“ So Premierminister Ehud Olmert bei der wöchentlichen Kabinettssitzung. Wegen Korruptionsverdacht musste Olmert zurücktreten. Heute ist er freilich der einzige Politiker Israels, dem man voll vertrauen kann. Nicht, weil die Polizei inzwischen „mangels Beweisen“ eine Akte schon geschlossen hat, die zu seinem Rücktritt geführt hat. Olmert ist vielmehr der einzige Politiker Israels, der über jeden Verdacht erhaben ist, Wahlkampf zu führen.
Doch ob die Schüsse in Hebron jedoch wirklich ein „Pogrom“ waren, wird ein Gericht entscheiden müssen. Zeev Brauda, ein älterer bärtiger Siedler mit ausgeprägtem Gesicht und wegen eines turbanartigen Verbandes auf seinem Haupt „Osama bin Laden“ genannt, hatte am Rande der gewalttätigen Räumung eines von Siedlern illegal besetzten Hauses auf zwei Palästinenser geschossen. Der Sohn von einem der angeblich angeschossenen Palästinenser filmte die Szene mit einer Kamera der Menschenrechtorganisation Betzelem. Anstatt seinem gestürzten Vater zu helfen, filmte Dschamal weiter, „weil das unsere nationale Pflicht  ist“. Man sieht mehrere Männer, wie sie aufeinander zugehen und sich mit Steinen bewerfen. Ein Siedler schießt in die Luft, um Hilfe herbeizurufen. Derweil stürzen sich mehrere Palästinenser auf Zeev Brauda, der eine  Pistole in der Hand hält. Man sieht einen Palästinenser zu Boden stürzen. Mehrere Palästinenser werfen sich nun auf Brauda, treten ihn mit den Füßen und lassen Steine auf ihn herabprasseln. Aber – oh Wunder – der eben mutmaßlich in die Brust getroffene Araber mit zerschmetterten Knochen steht Sekunden später wieder auf den Beinen und bewirft ebenfalls den am Boden liegenden Brauda mit Steinen.
Das komplette Filmmaterial lässt viele Fragen offen. Die Richterin, Malka Aviv, erließ auf Wunsch der Polizei einen Haftbefehl gegen Brauda, meinte aber, dass die Palästinenser „nicht ganz unbeteiligt waren an der Provokation, die zu einem sehr ernsten Zwischenfall führte“.
Olmert nennt es ein „Pogrom“, erwähnt aber nicht, dass er selber in seiner Regierungszeit die radikalen Siedler von Hebron gewähren ließ, wiederholt gegen das Gesetz zu verstoßen und auch auf Palästinenser loszugehen.

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