Bahai leben im Iran ohne Menschenrechte

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Bahai leben im Iran ohne Menschenrechte

 

Wahied Wahdat-Hagh von Wahied Wahdat-Hagh, Kolumnist für WELT DEBATTE

 

Die universellen Menschenrechte werden in der Islamischen „Republik“ Iran mit den Füßen getreten. Als Menschen ohne jegliche Rechte gelten insbesondere die Bahai im Iran.


Anlässlich des internationalen Menschenrechtstages am 10. Dezember erinnert die Menschenrechtsorganisation Human Rights Activists In Iran an eine Demonstration, die am 7. Dezember 1953 in Teheran stattgefunden hatte. Bei dieser Demonstration, die die Solidarität mit dem damaligen Ministerpräsidenten Mossadegh zum Ausdruck bringen sollte, wurden drei iranische Studenten erschossen: Schariat Razavi, Ghandchi und Bozorgnia. Der 7. Dezember gilt seitdem als Tag des Studenten im Iran.

Auch in diesem Jahr versammelten sich einige hundert Studenten vor dem Gebäude der Teheraner Universität. Sie forderten u.a. die Freilassung von Studenten aus iranischen Gefängnissen und ein Ende der Diskriminierung von iranischen Frauen.

Staatliches Bildungsverbot für Bahai

Am 7.10.2008 veröffentlichte die Menschenrechtsorganisation Human Rights Activists In Iran eine Erklärung von zwei Bahai-Studenten, die diese stellvertretend für alle Bahai, die im Iran nicht studieren dürfen, abgegeben haben. Darin knüpfen Navid Khanjani und Hesam Misaqi an die Ereignisse des 7.10.1953 an.

Heute, 55 Jahre später, würde einem großen Teil der iranischen Jugend das Recht auf universitäre Ausbildung verwehrt werden. Seit mehr als 30 Jahren haben die iranischen Bahai keine zivilen Rechte mehr inne. Bis 2004 hatten sie noch nicht einmal das Recht die Zugangsprüfung für die Universität abzulegen. Zwar seien in den letzten Jahren einige Wenige immatrikuliert worden, die meisten von ihnen seien aber inzwischen wieder exmatrikuliert worden, allein wegen ihrer Weltanschauung. Eine Handvoll Bahai dürften gegenwärtig an den iranischen Universitäten studieren, weil man internationale Reaktionen einschränken wolle.

Kulturelles Verbrechen

Khanjani und Misaqi sprechen zu Recht von einem „kulturellen Verbrechen“, denn jährlich würden rund 1000 neue Studienbewerber abgelehnt werden, die allein wegen ihres Glaubens nicht studieren dürfen. Die Studenten erinnern daran, dass der Architekt der Teheraner Universität, die vor der Islamischen Revolution gebaut worden sei, Hussein Amanat, ein Bahai gewesen sei. Amanat habe auch das Wahrzeichen der Stadt, das Azadi-Denkmal, gebaut. Die iranischen Studenten, die wie Amanat Bahai seien, würden aber heute an derselben Universität, die von einem Bahai entworfen worden sei, nicht mehr studieren dürfen.

Auch die erste Mädchen-Schule im Iran sei im Jahre 1909 von Bahai gegründet worden. Eine Schule, die damals auf Druck fanatischer Geistlicher wieder geschlossen worden sei. Heute dürften die Kinder der Gründer solcher Schulen nicht mehr an iranischen Universitäten studieren.

Khanjani und Misaqi nahmen zwar nicht an den diesjährigen Studentenaktionen teil, erklärten aber, mit dem Herzen bei den iranischen Studentenaktivisten dabei zu sein. Khanjani und Misaqi hoffen eines Tages in Freiheit an Aktionen teilnehmen zu können, an denen Studenten aller Weltanschauungen und Glaubensrichtungen mitwirken.

Friedhofsschändungen staatlich gelenkt

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Activists In Iran berichtete am 9.12.2008 erneut über die systematische Zerstörung der Bahai-Friedhöfe. Zwar sei die Zerstörung der Gräber von Bahai kein neues Phänomen, aber dieses Phänomen habe in den letzten Monaten eindeutig zugenommen.

Willkürliche Verhaftungen

Die Menschenrechtsorganisation liefert einen Bericht über den Bahai-Friedhof in Qaemshahr: Vor rund 100 Jahren habe Abdolqani Abdi das Grundstück der Bahai-Gemeinde geschenkt. Schon im Jahre 1983 haben einige Muslime, die in der Nähe des Friedhofes gelebt haben, die Bahai daran gehindert einen ihrer Verstorbenen dort zu begraben. Die Leiche durfte dann auf einem Friedhof in Darzikola beigesetzt werden.

Dieser Friedhof wurde in den letzten Monaten mehrfach zerstört.
Am 12.5.2008 wurde nun die Bahai-Gemeinde vom iranischen Geheimdienst in Qaemschahr gewarnt auch in Darzikola keine Toten beisetzen zu dürfen. Eine Erlaubnis zur Einrichtung eines neuen Friedhofs wurde nicht erteilt. Gleichzeitig wurden zwei Mitglieder der Bahai-Gemeinde in der Region von Mazandaran willkürlich verhaftet. Am 23. Oktober schließlich wurde der Friedhof von Darzikola mit Bulldozern zerstört, nur wenige Grabsteine überstanden die Zerstörung. Danach wurde dieser Bahai-Friedhof noch zwei Mal, am 3. November und am 22. November angegriffen, um die verbliebenen Grabsteine zu zerstören.

Das Recht auf Bildungsfreiheit

Die Provinz Mazandaran hat einen neuen Geheimdienstminister. Es gilt als sehr wahrscheinlich, dass er paramilitärische Kräfte antreibt, damit diese Bahai Gräber schänden, berichtete Iranpresswatch.
Iranpresswatch berichtete ferner, drei Bahai, die als Sozialarbeiter in der Stadt Yasuj tätig waren, seien am 23.11.2008 verhaftet worden. Ruhiyyih Yazdani, Zulaykha Musavi und Ali-Askar Ravanbakhsh haben Kindern zwischen 5 und 7 Jahren aus armen Familien Lesen und Schreiben beigebracht. Ihnen wird „Gefährdung der nationalen Sicherheit“ vorgeworfen, weil sie als Bahai Kinder helfen wollten ein besseres Leben zu führen.

Anlässlich des sechzigsten Jahrestags der Internationalen Menschenrechte haben sich, wie Timesonline berichtete, Professoren, Geistliche, Schriftsteller und Politiker für die iranischen Bahai eingesetzt und das Recht auf Bildungsfreiheit auch für Bahai im Iran gefordert:
Lord Parekh of Kingston-upon-Hull; Baroness Kennedy of the Shaws; Deborah Orr; Mairead Corrigan Maguire; Nobel Peace Laureate; Professor Stephen Chan; Department of Political and International Studies, SOAS; Professor Geraldine van Bueren; Queen Mary University of London; Professor Peter Finn; Principal, St Mary University College, Belfast; Professor Tony Gallagher; School of Education; St. Mary´s University College, Belfast; Lord Gifford; Bishop Idris Jones; Primus of the Scottish Episcopal Church; The Right Rev David Lunan; Moderator of the General Assembly of the Church of Scotland; Norman Richardson; Stranmillis College, Belfast; Pierrot Ngadi; Co-ordinator , Refugee Wales; Francis Davis; Director, International Young Leaders Network; Patrick Yu, Executive Director, Northern Ireland Council for Ethnic Minorities, Professor Colin Sucking; Former Vice Principal, University of Strathclyde, The Most Rev. Keith Patrick O´Brien, Cardinal and Archbishop of St Andrews and Edinburgh.

 

 


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