Raketen aus Libanon (leicht korrigiert)

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Jerusalem, 8. Januar 2009 – „Ich saß im Speisesaal beim Frühstück, als plötzlich die Decke über uns herunterfiel“, sagt Avi Berger, Bewohner eines Altersheims in Nahariah, ein 90 Jahre alter Holocaustüberlebender. „In Wirklichkeit war das alles ein Wunder. Die Rakete explodierte nämlich im Zimmer Nummer 9. Das ist das Zimmer meines Vaters.  Es ist völlig zerstört. Nichts ist mehr übrig geblieben“, mischt sich sein Sohn Eli in das Gespräch aus Naharija ein.
Vier Raketen aus Libanon hatten Naharija und den Kibbutz Kabri getroffen. Die israelische Artillerie erwiderte das Feuer auf das libanesische Dorf Bahrija bei Nakura. Von dort seien die Raketen abgeschossen worden.
Vor einigen Wochen hatte es in dem gleichen Dorf einen gefährlichen Zwischenfall gegeben. Erstmals seit dem Libanonkrieg 2006 waren dort mehrere abschussbereite, auf Israel gerichtete Katjuscha-Raketen von einem Bauern entdeckt worden. Der rief erst die libanesische Armee und die wiederum alarmierte die UNIFIL Friedenstruppen, die seit 2006 mit einem „robusten Mandat“ eigentlich darauf achten sollten, dass vom Südlkibanon aus keine Angriffe mehr auf Israel ausgehen.
„Alle Papiere der libanesischen Armee und Genehmigungen der UNO-Truppen nützten überhaupt nichts. Am Ende war es allein die Hisbollah, die im Südlibanon bestimmte, welche Orte wir besuchen durften“, erzählt ein Journalist, der kürzlich den Südlibanon bereist hatte. Die internationalen Friedenstruppen seien letztlich auch im festen Griff der Hisbollah, denn die radikalislamische Organisation stelle die Übersetzer, ohne die sich die Soldaten aus Italien, Frankreich und anderen Ländern dort gar nicht bewegen könnten.
Wenn dass wirklich ein Versuch der Hisbollah im Libanon gewesen wäre, einen Krieg gegen Israel zu provozieren, hätte sie hunderte Katjuscharaketen gleichzeitig abgeschossen, hieß es in ersten Kommentaren im Libanon. Es sehe eher danach aus, als hätten Palästinenser im Libanon aus Solidarität mit dem Gazastreifen sehr alte Modelle von Katjuscharaketen auf Israel abgeschossen.
„Der Raketenangriff war eigentlich erwartet worden. Es lag doch alles auf der Hand“, sagte Roni Daniel, ein israelischer Militärkorrespondent im Fernsehen. Am Mittwoch hatte ein Fernsehteam des Kanals 10 entlang der Grenze zum Libanon eine Rundfahrt dokumentiert. Die dort stationierten israelischen Soldaten erwiesen sich als „extrem nervös“. Sie verjagten die filmenden Journalisten und verboten ihnen, sich Militärstellung nahe der Grenze zu nähern. Gleichwohl sagt Daniel, dass dieser Raketenbeschuss „nur ein Zeichen“ sei, nicht aber der Versuch, den Israelis neben Gaza eine „zweite Front“ zu bescheren. Hisbollah habe nach dem Libanonkrieg 2006 erklärt, dass er es „bereute“, damals, am 12. Juli 2006 die Israelis durch einen Raketenbeschuss und durch die Entführung von zwei Soldaten zu einem Feldzug gegen Libanon provoziert zu haben. „Hätte ich geahnt, wie Israel reagieren würde, hätte ich den Krieg nicht ausgelöst“, gestand Nasrallah nach dem Krieg, nachdem Israel nicht nur die Hisbollah-Festungen in Beirut und im Südlibanon in Schutt und Asche gelegt hatte, sondern auch der Infrastruktur des Libanons, etwa Brücken, schweren Schaden beigefügt hatte.
In Israel wurden alle Bewohner im Norden des Landes angewiesen, sofort die Luftschutzbunker zu öffnen. In Naharija wurden alle Kinder nach Hause geschickt. Als Vorsichtsmaßnahme fällt der Schulunterricht in der nordisraelischen Stadt Naharija und in Schlomi aus. Die gleiche Maßnahme wurde vor 12 Tagen im Umkreis von 40 Kilometern rund um den Gazastreifen getroffen, nachdem sich herausstellte, dass Raketen der Hamas sogar Beer Schewa treffen können und mehrfach leere Schulgebäude getroffen hatten.


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