Iran unterstützt militante Dschihadisten

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Iran unterstützt militante Dschihadisten

 

Wahied Wahdat-Hagh von Wahied Wahdat-Hagh, Kolumnist für WELT DEBATTE
 
 
Sunnitische und schiitische Dschihadisten kämpfen gemeinsam gegen den „westlichen Feind“. Dabei spielt der Iran eine führende ideologische, organisatorische, finanzielle und militärische Rolle.

Trotz aller Differenzen können Sunniten und Schiiten militärisch zusammenarbeiten. Die schiitische „Islamische Republik Iran“ bedient die schiitische Hisbollah und die sunnitische Hamas, beide sind islamistische Terrororganisationen. Eine Zusammenarbeit von Sunniten und Schiiten wurde bisher von vielen Experten für unmöglich gehalten. Die Praxis der militanten Dschihadisten der Hamas und der Hisbollah beweist jedoch, dass eine Kollaboration unterschiedlicher islamistischer Terrorgruppen mit dem totalitären iranischen Regime und gegen den „gemeinsamen Feind“ durchaus möglich ist.
Die historischen religiösen Differenzen zwischen Schiiten und Sunniten spielen heute im Kampf gegen den „Westen“ die geringste Rolle. Längst versucht der Iran mit seiner Revolutionsexportpolitik die sunnitischen und die schiitischen Bewegungen zu führen.
Iranische Religionspolitiker nehmen den Aschura-Kult heute als Vehikel zur Mobilisierung gegen den gemeinsamen westlichen Feind. Am Ashura-Tag, 7.1.2009, gedenken die Schiiten des Todes Imam Husseins.

Auch der religiöse Kult der Ashura wird pervertiert

Im Jahr 61 der islamischen Zeitrechnung wurde Imam Hussein in Kerbala im Kampf gegen den sunnitischen Yazid getötet. Die Schlacht von Kerbala gilt bis heute als das Ereignis, das zur endgültigen Abspaltung der Schiiten von den Sunniten führte. Während die Schiiten sich an Imam Ali und insgesamt an den 12 Imamen orientieren, gilt für Sunniten der Kalif Abu Bakr als der Nachfolger des Propheten Mohammad.
Heute werden die Kämpfe der sunnitischen Hamas verglichen mit den Kämpfen des schiitischen Imam Hussein gegen den zweiten sunnitischen Kalifen der Umayyaden (680-683), den Yazid.
Iranische Staatskleriker und Politiker ziehen eine Parallele zwischen dem sunnitischen Yazid und den Juden, den Israelis, den Amerikanern, den Westlern. Der Westler wird gleichgesetzt mit dem sunnitischen Yazid von damals. Der Kampf gegen den neuen Yazid, den Westler, manifestiert sich heute politisch als Unterstützung für die sunnitisch-dschihadistische Hamas. Denn die Hamas ist neben der libanesischen Hisbollah eine militärische Säule der iranischen Revolutionsexportpolitik.
Gemeinsam mit der Hamas, die als sunnitische Organisation heute offenbar nicht mehr den sunnitischen Yazid verkörpert, führt der Iran nun seinen Stellvertreterkrieg gegen den Westen.

Schwerter gegen den „Feind“

Traditionell praktizieren Schiiten während der Aschura „Qamesani“; dabei wird die Kopfhaut mit einem Schwert angeritzt. In diesem Jahr zielt das Schwert auf den „Feind“: Der Freitagsprediger von der iranischen Stadt Hamedan, Ayatollah Qiasuldin-Tah-Mohammadi, sagte, man solle die „Schwerter auf die Köpfe der Zionisten hauen und nicht auf die eigenen“, berichtete Farsnews am 2.1.2008. Der Religionspolitiker sagte: „Wenn Schiiten schreien, weinen, sich geißeln, trauern sie um Imam Hussein, das ist alles politisch.“ Und nachdem er seine Solidarität mit der sunnitischen Hamas bekundete, sagte er: „Das marxistische und kommunistische System des Ostens ist zusammen gebrochen und bald wird auch die gottlose Schule und die illegitime Welt des Westens und Amerikas in den Mülleimer der Geschichte gepackt werden.“
Der Ayatollah aus Hamedan meinte gar, dass die „westlichen Mächte einen dritten Weltkrieg vorbereiten.“ Er verglich explizit Bush, Olmert und
Barak mit Hitler.
Die islamistischen Staatsideologen des Iran wollen die gesamte islamische Welt führen und versuchen daher politisch die religiösen Differenzen zwischen Schiiten und Sunniten aufzuheben, indem sie einen gemeinsamen Feind proklamieren. Diese Solidarität ist besonders dann erfolgreich, wenn die totalitäre Interpretation der Islamisten stets die projektive Haltung propagiert, der Westen wolle den Islam zerstören. Somit wird der islamistische Heilige Krieg permanent als ein „legitimer Verteidigungskrieg“ definiert, als ein „gerechter Krieg“ gegen den Westen, der angeblich den Islam zerstören will.

Qaradwi fordert die „Vernichtung der Besatzer“

Und trotz aller gegenteiligen Aussagen von Islamwissenschaftlern in den letzten Jahren funktioniert die politische Kollaboration verschiedener islamistischer Gruppierungen, zwischen Schiiten und Sunniten genau aus dieser politischen Konstruktion des feindlichen Westens sehr gut: Kein Geringerer als Youssef Qaradawi, sunnitischer Mufti, erklärte in Bezug auf den Hamas-Israel-Konflikt: „Es ist die Pflicht aller Muslime, von Jakkarta bis nach Riad aufzustehen und Gaza zu verteidigen. Bis der Feind vom islamischen Gebiet vertrieben ist, dürfen sie keine Ruhe geben.“ Qaradawi versicherte der Hamas: „Seid euch sicher, das Herz der muslimischen Gemeinschaft ist mit Euch.“
Qaradawi forderte alle Muslime der Welt auf zu beten, bis die „Besatzer vernichtet worden sind.“ Zudem sollen die „Muslime der Welt finanzielle Hilfen für
Palästina leisten“.

„Internationale Widerstandszellen“

Auch „Bassiji-Schwestern“, die einer Einheit der Revolutionsgardisten in der iranischen Provinz Khorassan angehören, haben sich zu Wort gemeldet. Sie wollen dem Befehl des religiösen und politischen Führers des Iran Ali Khamenei folgen und „keinen Versuch unterlassen“, um Gaza zu helfen. Ausdrücklich erklärte eine Sprecherin, sie seien bereit, „ihr Hab und Gut und ihr Leben zu schenken“.
Gleichzeitig versammelten sich freiwillige Bassiji-Studenten seit Ende Dezember an mindestens sechs iranische Flughäfen. Sie sind in weißen Märtyrerhemden gekleidet und erklären ihre Bereitschaft nach Gaza zu fliegen, um dort als „Märtyrer“ zu sterben.
Am 3.1.2009 haben laut Farsnews iranische Bassiji-Studenten die „revolutionäre Hinrichtung des ägyptischen Präsidenten gefordert.“ Sie haben ein Kopfgeld von einer Million Dollar für denjenigen versprochen, der Mubarak ganz gleich wo in der Welt tötet.
Hojatoleslam wal Moslemin Mohammadian, Vertreter von Ali Khamenei, begrüßte die Bereitschaft der jungen Bassiji und bestätigte das Lob des Führers und fügte hinzu, dass diese Aktionen „einen Beginn sind für die Bildung von internationalen Widerstandszellen von Bassiji, um die Herrschaft der Gottlosigkeit zu beenden. Deshalb ist der Kampf nicht zu Ende und wie der Imam [Khomeini] sagte, wird der Kampf weiter gehen solange die Unterdrückung vorherrscht. Und solange der Kampf existiert, wird es uns auch geben,“ so der Vertreter des Staatsoberhaupts der „Islamischen Republik Iran,“ am 5.1.2009 in Teheran.
70.000 „Esteshhadi“, freiwillige Selbstmordattentäter, haben sich auf Listen der Bassiji-Einheiten eingetragen, um in Gaza den „Jihad gegen den zionistischen Feind zu führen.“
Diese dürfen jedoch den Iran gegenwärtig nicht verlassen. Ali Khamenei hat gesagt, dass der Iran der Hamas in jeglicher Hinsicht helfen wird. Khamenei bedankte sich bei den Studenten, die an den Flughäfen protestierten, aber er genehmigte nicht ihre Ausreise und entschuldigte sich mit den Worten: „Gegenwärtig sind unsere Hände gebunden, berichtete Farsnews am 7.1.2009.
Tatsächlich ist dieses Phänomen keineswegs neu. Die Hisbollah wurde von iranischen Pasdaran zu Beginn der 80er Jahre ausgebildet. Schon damals sollten die Hisbollah-Einheiten im Iran ausgebildet werden, als dass zu viele Revolutionsgardisten nach Libanon gehen. Sunnitische, schiitische und sogar stalinistische Terrorgruppen treffen sich seit Jahren in Teheran und halten dort jährliche Konferenzen ab. Schon im Juli 2006 bildeten sich Tausende freiwillige Selbstmordattentätergruppen im Iran, die weltweit militärische Aktionen durchführen wollen.

Staatlich verordnete Jihad

Am Sonntag, den 28.12.2008 bezeichnete Ali Khamenei, der politische und religiöse Führer des Iran, den Staat Israel als „Kafir Harbi“, als „kriegerischer Ungläubiger“.
Nach islamischem Gesetz gilt gegen „Kafir Harbi“ das Kriegsrecht. Demnach können „kriegerische Ungläubige“ unterschiedlich bestraft werden: Sie können getötet werden, sie können versklavt werden, sie können vertrieben werden oder ihr Eigentum darf als Kriegsbeute genommen werden. Der Kriegszustand kann nur beendet werden, wenn der „kriegerische Ungläubige“ den Islam annimmt oder sich der islamischen Herrschaft unterwirft. Ein Friedensvertrag mit den „kriegerischen Ungläubigen“ kann es nur in Form eines begrenzten taktischen Waffenstillstandes geben. Ein solcher „Hudna“darf höchstens 10 Jahre lang dauern.
Solange die islamistischen Terrororganisationen der Hamas und der Jihade Islami vom Iran gesteuert werden und diese totalitären Bewegungen die Errichtung einer islamischen Herrschaft nach der islamistischen Interpretation eines Friedens verfolgen, bleibt jeder Friedensversuch ohne Erfolg.
Ali Khamenei hat Israel als einen „Kafar Harbi“ bezeichnet und explizit die „Nachsichtigen“ gewarnt. Er warnte auch die ägyptische und die jordanische Regierung, die eine Politik verfolgen, die von Israel begrüßt werde. Auch die europäischen Regierungen verhalten sich in dem gegenwärtigen Gaza-Konflikt indifferent und beteiligen sich an der „antiislamischen Front“, kritisierte der iranische Führer. Khamenei stachelte die arabischen Regierungen und islamischen Geistlichen der arabischen Staaten auf und fragte sie, ob die „Zeit nicht gekommen sei, dass sie die Gefahr für den Islam und für die Muslime spüren.“
Khamenei sagte: „Alle palästinensischen Kämpfer und alle Gläubigen in der islamischen Welt sind verpflichtet, auf jede erdenkliche Weise die Frauen und Kinder und die unschuldigen Menschen in Gaza zu verteidigen; jeder, der auf diesem Weg getötet wird, gilt als Märtyrer. Er kann mit den Märtyrern der Kämpfe von Badr und Ohod
einen Platz neben dem Propheten einnehmen.“
Mit diesem Vergleich ordnet Ali Khamenei militärische Operationen von Terrororganisationen von Hamas, Jihade Islami und Hisbollah in dieselbe Stufe ein, wie die Kämpfe des Propheten Mohammad im Jahre drei der islamischen Zeitrechnung.
Khamenei befahl zudem der „Organisation der Islamischen Konferenz“ (OIC) eine „Einheitsfront“ gegen Israel zu bilden.
Mit der Einstufung Israels als „Kafir Harbi“ setzt das iranische Regime die Idee des islamischen Revolutionsexports fort und ruft alle Muslime zum Jihad gegen Israel auf.

Zeitung verboten

Die Teheraner Zeitung Kargozaran wurde am 31.12.2008 verboten. Kargozaran hatte Auszüge aus einer Erklärung der Studentenorganisation veröffentlicht, in der die „israelischen Verbrechen verurteilt wurden.“ Weiter hieß es dort: „Genauso unmenschlich ist es aber, wenn terroristische Gruppen sich in Krankenhäusern und in Kindergärten verstecken, so dass infolge von Angriffen Kinder und Zivilisten sterben.“
Ein verantwortlicher Redakteur der Zeitung gab gegenüber der Wirtschaftszeitung Sarmaye an, dass die Redaktion in verschiedenen Beiträgen die „israelischen Verbrechen verurteilt habe.“
Die Meinung der Studenten werde keineswegs von der Redaktion geteilt, dennoch sei die Zeitung verboten worden.

 


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