Hamas gerät in Verruf

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Jerusalem, 6. Februar 2009 – „Wael Issam berichtet nicht gemäß den
Vorstellungen der Hamas-Organisation.“ Mit dieser Begründung und „um sein
Leben zu schützen“ wurde am Sonntag der 31 Jahre alte Reporter des
arabischen Fernsehsenders Al-Arabija des Gazastreifens verwiesen. Er war der
erste Reporter beim Versteck des Hamas-Innenministers Siad Siam, nachdem der
von einer israelischen Rakete gezielt getötet worden war.
Der erneute Vorstoß der Hamas gegen die Pressefreiheit ist ein Element von
vielen, das die Hamas zunehmend in Diskredit bringt. Ägypten entdeckte in
Koffern des Hamas-Sprechers Ayman Taha am Rafah-Grenzübergang 9 Millionen
Dollar und zwei Millionen Euro. Das Geld stammte angeblich aus Iran und
sollte zur radikalislamischen Hamas geschmuggelt werden. Die
palästinensische Autonomiebehörde bezichtigt die Hamas, Krankenhäuser in
Folter und Verhörzentren verwandelt zu haben. Israels Koordinator für
humanitäre Hilfe in den Gazastreifen, Minister Jitzhak Herzog, jubelt schon,
dass die Hamas der Welt ihre wahre Fratze als menschenverachtende
Terrororganisation gezeigt habe, nachdem die
UNO-Flüchtlingshilfeorganisation ihre Hilfe an die Zivilbevölkerung
eingestellt habe wegen des Diebstahls tausender Decken und hunderter Tonnen
Mehl.
„Das waren alles nur Missverständnisse“, sagt Hamas-Sprecher Ahmad Jusuf zu
der Plünderung des Beach-Camp Lagerhauses der UNWRA. Ebenso war die
Beschlagnahme von UNWRA Lastwagen mit zweihundert Tonnen Reis und hundert
Tonnen Mehl am Freitag ein „Irrtum“. Da Israel die Hamas nicht anerkenne,
die Hilfsgüter durch den Kerem Schalom Übergang nach Gaza rollen, habe sich
ein Fahrer ganz einfach „geirrt“. Er glaubte, seine Fracht sei für das
Hamas-geführte Wohlfahrtsministerium bestimmt und nicht für die UNWRA.
Israel hat allein in der ersten Februarwoche 27.522 Tonnen humanitäre Güter
in den Gazastreifen durchgelassen. 787 Tonnen Kochgas wurden über den
Terminal Nahal Oz gepumpt. 423 Lastwagen internationaler Hilfsorganisationen
brachten Nahrungsmittel. Seit Beginn des Waffenstillstandes habe Israel fast
fünf Millionen Dieselöl für das Kraftwerk in Gaza geliefert. „Wegen eines
palästinensischen Beschlusses wurde am Donnerstag kein Benzin in den
Gazastreifen geliefert“, veröffentlichte das israelische
Verteidigungsministerium. Die UNRWA habe „bis auf weiteres“ alle Lieferungen
eingestellt.
Die über Israel gelieferten Mengen decken nach Angaben der UNWRA angeblich
nur etwa zwanzig Prozent des Bedarfs. Die Diebstähle der Hamas könnten dazu
dienen, die Mitglieder der international geächteten und deshalb von Hilfe
ausgeschlossenen Organisation zu versorgen. Ebenso ist aber die Hamas
bemüht, sich nach den Zerstörungen des israelischen Feldzugs als Wohltäter
der Bevölkerung zu präsentieren.
Die UNWRA reagiert zunehmend allergisch auf Attacken. Während des 22-tägigen
Krieges zwischen Israel und der Hamas hatte die Organisation schon einmal
die Versorgung von etwa 800.000 der insgesamt rund 1,5 Millionen Einwohner
des Gazastreifens ausgesetzt. Die UNWRA protestierte so gegen den Tod eines
Lastwagenfahrers durch Schüsse eines israelischen Scharfschützen. Israel
dementierte und behauptete, dass der Fahrer von Hamas-Kämpfern getötet
worden sei. Auch jetzt wieder setzte die UNWRA die Verteilung von Mehl, Öl,
Zucker und Kichererbsen an die Flüchtlinge aus, nachdem die Hamas innerhalb
von drei Tagen zweimal Hilfsgüter beschlagnahmt oder gestohlen habe. Für
Hamas ist diese offene Schuldzuweisung höchst peinlich. Sie bemüht sich um
Schadensbegrenzung und will „klärende Gespräche“.  Sie habe der UNRWA
mitgeteilt, die am Dienstag vermeintlich gestohlenen Decken und
Nahrungsmittel „abholen zu können“. Doch niemand sei gekommen.
Solange der Krieg andauerte, hatte die UNWRA ungeprüft allein Israel für
dramatische Vorfälle verantwortlich gemacht, darunter dem Beschuss der
UNWRA-Schule beim Flüchtlingslager Sadschaije, wo mindestens 41 Menschen
umkamen. UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilte  Israel scharf.
Inzwischen stellt sich heraus, dass die Schule gar nicht getroffen wurde.
Israelische Granaten explodierten außerhalb des Geländes, weil angeblich
israelische Truppen beschossen worden seien. Ein palästinensischer
Taxifahrer, der westliche Journalisten herumfährt und Interviews organisiert
sagte: „Es ist doch völlig überflüssig, diese Schule zu besuchen, weil
längst erwiesen ist, dass sie von den Israelis nicht beschossen wurde.“ Auch
die Behauptungen der UNRWA und der Hamas, dass die israelische Armee ein
Versorgungslager der UNWRA beschossen habe, wobei viele Tonnen nicht
verteilter Versorgungsgüter verbrannt seien, wurden längst von einem
UNWRA-Sprecher relativiert. Sollten die israelischen Soldaten aus dem Lager
heraus beschossen worden seien, hätten sich die Hamas-Kämpfer eines
Kriegsverbrechens schuldig gemacht. Doch müssten die Israelis dafür den
Beweis erbringen, sagte UNWRA-Sprecher Christopher Gunnes.

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