Christenverfolgung im Iran

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Christenverfolgung im Iran

Wahied Wahdat-Hagh  von Wahied Wahdat-Hagh, Kolumnist für WELT DEBATTE
 
 
Christen dürfen im Iran nicht missionieren. Sogar Kirchen werden infolge eines Gerichtsurteils geschlossen, wenn dort auf Persisch gepredigt wird. Auch Weblogger, die Bibelzitate ins Internet setzen, werden verhaftet.

Am 25. März 2009 meldete das Farsi Christian News Network, FCNN, dass aufgrund des Urteils eines iranischen Revolutionsgerichts die Assyrische Kirche der Stadt Shahrara geschlossen werde.

Schon am 19. März hatte Jonathan Betkolia die assyrische Gemeinde der iranischen Hauptstadt Teheran darüber informiert. Als Grund für das Urteil wurden die „neu zum Christentum übergetretenen persisch sprechenden Iraner“ genannt, die „an den kirchlichen Messen teilnehmen.“

Gerichtsurteil zur Schließung der Kirche

Jonathan Betkolia, der die 35.000 Mann starke assyrische Gemeinde des Iran im islamischen „Parlament“ vertritt, gerät in Konflikt mit den iranischen Pfarrern der assyrischen Gemeinde. In den letzten Monaten hatte er als Politiker oft die Aktivitäten der Pfarrer kritisiert, die den Zugang von persisch sprechenden iranischen Christen zur assyrischen Kirche ermöglicht hätten. Nach Warnungen des assyrischen Politikers hatte zwar Pfarrer Viktor angekündigt, dass nur noch Assyrer an den kirchlichen Messen teilnehmen dürfen, da sonst die Kirche geschlossen werde. Dennoch ist ein Gerichtsurteil zur Schließung der Kirche gefällt worden.

Das Komitee der Christen der Menschenrechtsorganisation Human Rights Activists im Iran meldete, dass dieses Urteil im Kontext des wachsenden Drucks auf die iranischen Christen erfolgt sei.

Erlaubt sind nur Predigten in armenischer oder assyrischer Sprache

Das Ziel sei eine „Säuberung der iranischen Christen“. Damit wolle man erreichen, dass sich der christliche Glaube nicht unter den Iranern, die nicht der ethnischen Gruppe der Assyrer und Armenier angehören, verbreitet.

Die armenische und die assyrische Kirche gelten als ethnische Kirchen. Dort darf auch nicht in persischer Sprache gepredigt werden. Erlaubt sind nur Predigten in armenischer oder assyrischer Sprache. Die Human Rights Activists schreiben, dass der iranische Staat das Menschenrecht auf einen Wechsel der Religion und des Glaubens für Iraner verbiete. Sogar das Recht in Freiheit im Rahmen des Religionsunterrichts der Kirchen und in den kirchlichen Messen in gemeinschaftlicher und öffentlicher Form über den eigenen Glauben in persischer Sprache zu sprechen werde nicht gewährt. In den letzten 8 Jahren hatte die assyrische Kirche in Scharara Freitags und Sonntags zusätzliche Veranstaltungen und Messen für persisch sprechende nicht assyrische Personen abgehalten.

Verhaftungen von zwei Christen in Isfahan

Die FCCN meldete weiterhin am 24. März, dass zwei iranische Christen in Isfahan verhaftet worden seien. Einer von ihnen heißt Mazaher R.. Er ist 30 Jahre alt und ein „christlicher Internet-Aktivist“. Laut FCNN hatte er in seinem Weblogg die Botschaft der Bibel verkündet. Einer seiner Leser, der sich als „Pfarrer Reza“ per Email bei ihm meldete, verabredete mit ihm ein Treffen, um über die „Botschaft von Jesus Christus zu reden“.

Am 22. Februar ging Mazaher zusammen mit seiner Schwester und einem anderen Glaubensbruder namens Hamed C. zu dem Treffen. Der vermeintliche „Pfarrer Reza“ war mit einer Frau, die sich als Maria vorstellte, anwesend. „Pfarrer Reza“, der sich als ein Spitzel entpuppte, lud die drei iranischen Christen in eine Wohnung ein, wo angeblich ein neuer Christ getauft werden sollte. Sie gingen zusammen in das als Hauskirche angegebene Gebäude. Dort wurden sie von Zivilbeamten und Sicherheitskräften verhaftet. Mit verbundenen Augen wurden sie zu einem unbekannten Ort geführt.

Keine Auskunft über Verhaftung iranischer Christen

Am 23. Februar überfiel die iranische Polizei des Haus des Vaters des christlichen Webloggers Mazaher R. und beschlagnahmte einige technische Geräte, wie Computer, Drucker und christliche Bücher.

Die Schwester von Mazaher R. wird nach einer Woche Haft wieder freigelassen. Laut eigener Aussagen war sie in Verhören so beschimpft und unter Druck gesetzt worden, dass sie sich von den christlichen Aktivitäten ihres eigenen Bruders distanzierte.

Seit einem Monat weigern sich iranische Polizei und Geheimdienste auch nur eine Auskunft über die Verhaftung der zwei iranischen Christen zu geben.

Die Familienangehörigen der verhafteten Christen haben indessen das Haus, das von dem Spitzel, alias „Pfarrer Reza“, als eine Hauskirche bezeichnet worden war, ausfindig gemacht. Nachdem niemand dort auffindbar war, haben sie die Bewohner des Nachbarhauses befragt. Diese teilten mit, dass das Haus seit Monaten leer stünde und unbewohnt sei. Einen „Pfarrer Reza“ kannte niemand in der dortigen Straße.

Wie die Human Rights Activists in Iran schreiben, ist die Verhaftung der zwei Christen im Zusammenhang mit neuen repressiven Maßnahmen der Revolutionsgardisten gegen Webloggschreiber zu sehen. Die islamische Regierung betrachte jede „nicht-islamische Aktivität als antiislamisch und gegen die Religion gerichtet.“ So könne die Regierung jede religiöse oder politische Bewegung als eine Maßnahme der „sanften umstürzlerischen Revolution“ darstellen.



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