Verfolgung von Bahai und Christen im Iran

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Verfolgung von Bahai und Christen im Iran

 Wahied Wahdat-Hagh von Wahied Wahdat-Hagh, Kolumnist für WELT DEBATTE

 

Die systematische Verfolgung der Bahai im Iran verschärfte sich im Monat April. Willkürlich werden immer wieder einzelne Bahai verhaftet. Manchmal werden sie gegen eine hohe Kaution freigelassen. Sie sind aber nicht alleine von den staatlichen Repressionen betroffen, auch Christen stehen wie nie zuvor unter Druck.

Die Behandlung von religiösen Minderheiten im Iran ist ein Lackmustest für die Freiheit der Gesellschaft. Im Iran gibt es eine Vierklassengesellschaft, wenn es um die Behandlung der religiösen Gruppen und religiösen Minderheiten geht. Die Khodis sind die anerkannten Muslime, die sich mit der absoluten Herrschaft des Klerus identifizieren und sich den diktatorischen Anforderungen fügen. In der zweiten Klasse sind die weniger loyalen Muslime, die die religiöse Verfassung der totalitären Diktatur nicht akzeptieren und für eine säkulare Demokratie eintreten. Zur dritten Gruppe gehören die anerkannten religiösen Minderheiten der Christen, Zoroastrier und Juden, die im Rahmen der islamischen Rechtsordnung einen geringeren Rechtsstatus innehaben als die Muslime. Sie werden in vielfacher Hinsicht rechtlich diskriminiert, z.B. durch das Blutgesetz. Sich nicht mehr zum Islam bekennende Muslime, sogenannte Apostaten, ob Atheisten und neu konvertierte Christen oder Bahai werden prinzipiell verfolgt. Offen kann ein solches politisches System nicht genannt werden.

Ein Beispiel für Willkürherrschaft gegenüber Bahai
Am 8. April rief ein Beamter des iranischen Geheimdienstes bei der Familie Vahdat Dana in Schiraz an. Der Beamte teilte ohne einen Grund zu nennen Frau Vahdat Dana mit, ihr Ehemann möge am nächsten Morgen im Informationsministerium vorstellig werden. Frau Dana bestand auf eine schriftliche Mitteilung, berichtet
Iran Press Watch.
Als am 12. April Herr Vahdat Dana sein Haus verlassen wollte, um zur Arbeit zu gehen, wurde er vor seiner Haustür von Beamten aufgefordert sie zu begleiten und mit ihnen ins Gefängnis des Geheimdienstes, das als „Pelak 100″, Hausnummer 100, bekannt ist, zu gehen. Herr Vahdat Dana bestand auf einen Haftbefehl. Die Beamten produzierten einen handschriftlich geschriebenen Zettel, worauf geschrieben stand: „Individuen, die von Interesse sind, mögen ermittelt und verhaftet werden.“ Herr Vahdat Dana bestand darauf, dass ein offizielles Schreiben mit seinem Namen vorgelegt werden müsse, bis er freiwillig ins Gefängnis gehe. Die Beamten gingen zunächst.
Umgehend schrieb Herr Vahdat Dana einen Brief an Hojatt-ul-Islam Musavi-Tabar, der als Ankläger im Revolutionsgericht zuständig ist. Dieser Kleriker hat daraufhin schriftlich angeordnet, falls die „Beamten des Geheimdienstministeriums in der Lage seien einen Haftbefehl zu schreiben, müsse Herr Vahdat Dana die Beamten begleiten.“
Am 25. April um 12:30 gingen die Geheimdienstagenten erneut ins Haus von Herrn Vahdat Dana und forderten die Ehefrau auf umgehend ihren Mann anzurufen. Er müsse sofort nach Hause kommen. Als Herr Vahdat Dana zu Hause ankam, verhafteten sie ihn, erstellten vor Ort einen Haftbefehl, der mit dem Namen des Richters Rezai-Dadyar unterschrieben wurde.
Herr Vahdat Dana leidet an einer
Herzkrankheit, bekommt aber keine medizinische Behandlung.

Einige Verhaftungen von Bahai im Monat April werden aufgeführt: Wie Bahai World News Service berichtet, wurden am 21. April Michel Ismaelpur in Mazandaran verhaftet, ohne Haftbefehl. Am 26. April wurde Herr Safaju ohne jegliche Erklärung in Karaj verhaftet. Am 27. April wurden Siamak Iqani und Susan Tabianian inSemnan verhaftet.

Rund 39 Bahai sitzen gegenwärtig in iranischen Gefängnissen ohne eine Anklage, allein auf Grund ihres Glaubens, weil sie an Baha’u’llah glauben, der für Bahai ein Offenbarer Gottes ist, der 1863 eine neue Religion gründete. Für den iranischen Staatsklerus ist dies ein Dorn im Auge.
Am 8. März 2009 hatte das islamistische „Parlament“ ein Budget von 3 Millionen Dollar für den landesweiten Kampf gegen „Bahai, Sufis und
Teufelsanbeter“ verabschiedet. Unter sogenannten Teufelsanbetern versteht der iranische Staat Jugendliche, die z.B. Heavy Metall-Musik hören. Gemeinsam ist den „Teufelsanbetern“, den muslimischen Sufis und den Angehörigen der jüngsten Weltreligion der Bahai die Verfolgung durch den iranischen Staat.

Verschärfte Verhaftungen von Christen

Wie „Christian Examiner online“ berichtet, wurden zwei Christinnen mit dem Vorwurf von „Aktivitäten gegen die Regierung“ verhaftet. Die verhafteten Frauen befinden sich offenbar in einem schlechten gesundheitlichen Zustand. Zudem wurde eine pentecostalische Kirche in Teheran geschlossen. Drei weitere männliche Christen wurden in dem Zusammenhang verhaftet, auch ihnen wurden „Aktivitäten gegen die Regierung“ vorgeworfen.
Die Organisation „International Christian Concern“ berichtete: „Iranische Beamte haben die Verfolgung von Christen in dramatischer Form gesteigert, nachdem eine große Zahl von Muslimen zum Christentum übergetreten sind.“ Allein im letzten Jahr seien mehr als 50 Christen verhaftet worden, weil sie einen neuen Glauben angenommen haben. Einige von ihnen seien gefoltert worden, einige seien an den Folgen der Folterungen im Gefängnis gestorben.
International Christian Concern erinnert an das Apostasiegesetz, das für einen Austritt aus dem Islam die Todesstrafe vorsieht. Die endgültige Entscheidung des islamischen „Parlaments“ über dieses Gesetz wird im Herbst dieses Jahres erwartet.

 

 

 


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