Kommentar zum Papst

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Jerusalem, 11. Mai 2009 – Der Papstbesuch in Israel kann nur vom Erfolg gekrönt sein. Denn fast alle ernsten Differenzen zwischen dem Heiligen Stuhl und dem jüdischen Volk, zwischen dem Vatikan und dem Staat Israel, konnten in den Wochen vor dem Besuch geradezu mit einem Gewaltakt entschärft oder beiseite geräumt werden.
Seit 1993 verhandeln Israel und der Vatikan über den rechtlichen Status katholischer Einrichtungen in Israel. Selbstverständlich will der Vatikan keine Steuern entrichten. Aber manche professionell geleitete Hospize gleichen Fünf-Sterne-Hotels und sind gewiss keine Zuschussbetriebe. Der Staat Israel will keine Präzedenzfälle schaffen. Andere Kirchen und sogar jüdische Einrichtung könnten für sich ebenfalls eine Steuerbefreiung einfordern. Nur eine Woche vor dem Papstbesuch verkündeten beide Seiten „riesige Fortschritte“ bei den Verhandlungen und vertagten einvernehmlich deren Fortsetzung auf Dezember.
Ewigen Streitstoff liefert spätestens seit Rolf Hochhuts Buch „Der Stellvertreter“ das Schweigen des Papstes Pius XII während es Holocaust. Ehe jener Papst heilig gesprochen wird, verlangen die Juden eine Aufarbeitung seiner Rolle während der Schoa. Nun hat Jad Vaschem Direktor Avner Schalev drei Tage vor der Ankunft des Papstes verkündet, dass er ein persönliches Versprechen des Papstes erhalten habe, die Vatikan-Archive „innerhalb von fünf Jahren“ aufzuarbeiten und Forschern zugänglich zu machen. Das liege im Interesse der katholischen Kirche. Damit wäre auch dieser Streit beigelegt, denn bisher mussten sich die Juden mit „diffusen“ Ankündigungen begnügen. Wegen des „engen Terminplans“ des Papstes hat er „keine Möglichkeit“, das Museum in Jad Vaschem zu besuchen. So wird dem Papst die Peinlichkeit erspart, in der „Halle der Schande“ vor einer umstrittene Schrifttafel zu dem „schweigenden Papst“ zu stehen.
Dann gab es noch den Skandal um die Aufhebung der Exkommunikation des Holocaustleugners und Bischofs William Richardson. Den Bischofstitel kann man ihm nicht wegnehmen. Aber der Papst versprach, diesem Mann keine Ämter mehr zu übertragen. In einem Brief gestand der Papst gar, nicht informiert gewesen zu sein. Er entschuldigte sich sogar bei seinen „jüdischen Brüdern“ für die „Panne“.
So kann der Papst mit ausgewogenen und vorsichtig ausgewählten Worten nur dafür sorgen, gegenüber seinen hochempfindlichen Gastgebern den richtigen Ton anzuschlagen.


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