Jerusalem, 4. Juni 2009 – „Die Hysterie rund um die Rede des Präsidenten Obama hat jede Grenze gesprengt”, sagte Dov Weißglas, prominenter Berater des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, eine halbe Stunde vor dem mit Hochspannung erwarteten Auftritt Barack Hussein Obamas in der Kairoer Universität.
Unmittelbar nach der Rede meinte der israelische Amerika-Experte, Professor Avi Ben Zwi, enttäuscht: „Das klang wie eine Einkaufsliste für den Supermarkt. Viel zu viele Einzelelemente ohne Vision und ohne klare These. Herausgekommen war ein gemischter Salat, politisch sehr korrekt. Obama hat sich für fast alle Sünden des weißen Mannes entschuldigt und für totale Symmetrie gesorgt, indem er sogar die Hamas und Israel in einem Atemzug erwähnte.”
Einem Arabienkorrespondenten fiel auf, dass Obama mit perfektem Akzent nicht nur den Namen des ägyptischen Präsidenten Mubarak mit einem leicht gutturalen und rollenden „R” aussprach. Auch den „heiligen” Koran zitierte er akzentfrei. Ohne Zugabe erwähnte er Moses und Jesus, aber beim Propheten Mohammad fügte er, wie bei Moslems üblich, ein „Friede sei mit ihm” hinzu. Als er reihum Verse zitierte, erwähnte er den „heiligen Koran”, den „Talmud” und die „heilige Bibel”. Doch wenn er Gott erwähnte, redete er von „God” und nicht von „Allah”.
Einem anderen Reporter fiel auf, dass Obama einen Baustopp in den umstrittenen israelischen Siedlungen forderte, nicht aber deren Abriss.
Alle paar Minuten erntete Obama lauten Applaus der rund 3000 ausgesuchten Zuhörer in der Kairoer Universität. Ein erstes Mal, als er sein Publikum mit einem „Salam Aleikum” begrüßte. Wie schon vor der Rede veröffentlicht, ging es Obama um einen „Neubeginn”.
In sieben Punkten fasste Obama seine wichtigsten Forderungen an die arabisch-muslimische Welt zusammen. An erster Stelle erklärte er den Moslems, dass der islamistische Extremismus größte Gefahr für den Islam selber bedeute. Obama erwähnte die 3000 Toten des 11.9.2001 in New York, doch letztlich hätten diese Extremisten mehr Moslems ermordet denn Andere. Der Krieg in Afghanistan gegen die Taliban und El Kaeda sei Amerika aufgezwungen worden, nicht aber der Irakkrieg. Gleichwohl ginge es den Irakern heute besser als früher unter der Tyrannei des Saddam Hussein. Da die USA keine territorialen Ansprüche stellen, habe er einen Abzug der kämpfenden amerikanischen Truppen aus den irakischen Städten schon bis August angeordnet.
Israel und der Konflikt mit den Palästinensern waren Obamas dritter Punkt. Die Verbindungen der USA mit Israel seien „unzerbrechbar”, wegen einer langen Tradition. Die Wünsche nach einem „jüdischen Heimatland” seien verknüpft mit der Tragödie, „bei der mehr Juden ermordet wurden, als heute in Israel leben”. Obama betonte in seiner Kairoer Rede: „Morgen besuche ich Buchenwald.” Den Holocaust zu verleugnen sei „sinnlos, hasserfüllt und falsch”, stichelte Obama gegen den iranischen Präsidenten Mahmoud Ahmadinidschad, ohne ihn beim Namen zu nennen. Und nachdem er die Leiden der Juden während des Holocaust bis ins Detail beschrieben hatte, ging er über zu den „Leiden der Palästinenser”. Die seien seit 60 Jahren entwurzelt, täglichen Erniedrigungen ausgesetzt und befänden sich in einem „unerträglichen Zustand”. Im Interesse Aller müssten die Wünsche beider Seiten nach einem eigenen Staat erfüllt werden. Entsprechend der „Roadmap” (Straßenkarte zur Zweistaatenlösung) müssten erst einmal die Palästinenser der Gewalt abschwören, weil die ihnen selber nichts bringe. Die Palästinenser sollten sich auf das konzentrieren, was sie aufbauen könnten. Obama erwähnte ausdrücklich die Hamas-Partei. „Die trägt auch Verantwortung.” Obama forderte die Hamas auf, Israel anzuerkennen. Die sonst eher verbreitete Forderung an Israel, die Hamas anzuerkennen, kam in Obamas Rede nicht vor. An Israel gewandt sagte er, dass die USA die Siedlungen „nicht akzeptieren”. Die Zeit sei gekommen, das Ausbauen der Siedlungen zu stoppen. Weiter kritisierte Obama die israelische Blockade gegen den Gazastreifen. „Familien in Gaza zur Verzweiflung zu bringen fördert nicht die Sicherheit Israels.” Und an die arabische Welt gewandt, sagte er, dass die (saudische) Friedensinitiative „nur ein erster Schritt” sei, nicht aber das Ende des Weges. Die Araber sollten endlich die Legitimität der Existenz Israels anerkennen.
Obama wies auf die Gefahr für alle Welt durch die atomaren Bestrebungen des Iran hin, um sich dann mit gewagten Worten in die ägyptische Innenpolitik einzumischen. Parlamentswahlen allein bedeuten noch keine Demokratie. Minderheiten müssten geschützt werden, wobei er einerseits die Christen im Libanon, dann aber auch ausdrücklich die Kopten in Ägypten erwähnte. In einer Demokratie dürften die Herrscher nicht ihr Volk unterdrücken und ausrauben. Auch dafür erntete Obama lauten Applaus, obgleich seine Kritik wohl auch Präsident Mubarak galt. Das ägyptische Staatsoberhaupt war der Rede Obamas ferngeblieben. Mubarak begnügte sich mit einem Empfang des amerikanischen Präsidenten im A-Quba Palast. Offiziell hieß es, dass die 40 Trauertage um seinen plötzlich verstorbenen Enkel noch nicht abgelaufen seien und dass Mubarak deshalb öffentlichen Veranstaltungen fern bleibe.
Unmittelbar nach der Rede meinte der israelische Amerika-Experte, Professor Avi Ben Zwi, enttäuscht: „Das klang wie eine Einkaufsliste für den Supermarkt. Viel zu viele Einzelelemente ohne Vision und ohne klare These. Herausgekommen war ein gemischter Salat, politisch sehr korrekt. Obama hat sich für fast alle Sünden des weißen Mannes entschuldigt und für totale Symmetrie gesorgt, indem er sogar die Hamas und Israel in einem Atemzug erwähnte.”
Einem Arabienkorrespondenten fiel auf, dass Obama mit perfektem Akzent nicht nur den Namen des ägyptischen Präsidenten Mubarak mit einem leicht gutturalen und rollenden „R” aussprach. Auch den „heiligen” Koran zitierte er akzentfrei. Ohne Zugabe erwähnte er Moses und Jesus, aber beim Propheten Mohammad fügte er, wie bei Moslems üblich, ein „Friede sei mit ihm” hinzu. Als er reihum Verse zitierte, erwähnte er den „heiligen Koran”, den „Talmud” und die „heilige Bibel”. Doch wenn er Gott erwähnte, redete er von „God” und nicht von „Allah”.
Einem anderen Reporter fiel auf, dass Obama einen Baustopp in den umstrittenen israelischen Siedlungen forderte, nicht aber deren Abriss.
Alle paar Minuten erntete Obama lauten Applaus der rund 3000 ausgesuchten Zuhörer in der Kairoer Universität. Ein erstes Mal, als er sein Publikum mit einem „Salam Aleikum” begrüßte. Wie schon vor der Rede veröffentlicht, ging es Obama um einen „Neubeginn”.
In sieben Punkten fasste Obama seine wichtigsten Forderungen an die arabisch-muslimische Welt zusammen. An erster Stelle erklärte er den Moslems, dass der islamistische Extremismus größte Gefahr für den Islam selber bedeute. Obama erwähnte die 3000 Toten des 11.9.2001 in New York, doch letztlich hätten diese Extremisten mehr Moslems ermordet denn Andere. Der Krieg in Afghanistan gegen die Taliban und El Kaeda sei Amerika aufgezwungen worden, nicht aber der Irakkrieg. Gleichwohl ginge es den Irakern heute besser als früher unter der Tyrannei des Saddam Hussein. Da die USA keine territorialen Ansprüche stellen, habe er einen Abzug der kämpfenden amerikanischen Truppen aus den irakischen Städten schon bis August angeordnet.
Israel und der Konflikt mit den Palästinensern waren Obamas dritter Punkt. Die Verbindungen der USA mit Israel seien „unzerbrechbar”, wegen einer langen Tradition. Die Wünsche nach einem „jüdischen Heimatland” seien verknüpft mit der Tragödie, „bei der mehr Juden ermordet wurden, als heute in Israel leben”. Obama betonte in seiner Kairoer Rede: „Morgen besuche ich Buchenwald.” Den Holocaust zu verleugnen sei „sinnlos, hasserfüllt und falsch”, stichelte Obama gegen den iranischen Präsidenten Mahmoud Ahmadinidschad, ohne ihn beim Namen zu nennen. Und nachdem er die Leiden der Juden während des Holocaust bis ins Detail beschrieben hatte, ging er über zu den „Leiden der Palästinenser”. Die seien seit 60 Jahren entwurzelt, täglichen Erniedrigungen ausgesetzt und befänden sich in einem „unerträglichen Zustand”. Im Interesse Aller müssten die Wünsche beider Seiten nach einem eigenen Staat erfüllt werden. Entsprechend der „Roadmap” (Straßenkarte zur Zweistaatenlösung) müssten erst einmal die Palästinenser der Gewalt abschwören, weil die ihnen selber nichts bringe. Die Palästinenser sollten sich auf das konzentrieren, was sie aufbauen könnten. Obama erwähnte ausdrücklich die Hamas-Partei. „Die trägt auch Verantwortung.” Obama forderte die Hamas auf, Israel anzuerkennen. Die sonst eher verbreitete Forderung an Israel, die Hamas anzuerkennen, kam in Obamas Rede nicht vor. An Israel gewandt sagte er, dass die USA die Siedlungen „nicht akzeptieren”. Die Zeit sei gekommen, das Ausbauen der Siedlungen zu stoppen. Weiter kritisierte Obama die israelische Blockade gegen den Gazastreifen. „Familien in Gaza zur Verzweiflung zu bringen fördert nicht die Sicherheit Israels.” Und an die arabische Welt gewandt, sagte er, dass die (saudische) Friedensinitiative „nur ein erster Schritt” sei, nicht aber das Ende des Weges. Die Araber sollten endlich die Legitimität der Existenz Israels anerkennen.
Obama wies auf die Gefahr für alle Welt durch die atomaren Bestrebungen des Iran hin, um sich dann mit gewagten Worten in die ägyptische Innenpolitik einzumischen. Parlamentswahlen allein bedeuten noch keine Demokratie. Minderheiten müssten geschützt werden, wobei er einerseits die Christen im Libanon, dann aber auch ausdrücklich die Kopten in Ägypten erwähnte. In einer Demokratie dürften die Herrscher nicht ihr Volk unterdrücken und ausrauben. Auch dafür erntete Obama lauten Applaus, obgleich seine Kritik wohl auch Präsident Mubarak galt. Das ägyptische Staatsoberhaupt war der Rede Obamas ferngeblieben. Mubarak begnügte sich mit einem Empfang des amerikanischen Präsidenten im A-Quba Palast. Offiziell hieß es, dass die 40 Trauertage um seinen plötzlich verstorbenen Enkel noch nicht abgelaufen seien und dass Mubarak deshalb öffentlichen Veranstaltungen fern bleibe.
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