Zahlten die Mainstream-Medien für Presseausweise der Hisbollah?

  • 0

Zahlten die Mainstream-Medien für Presseausweise der Hisbollah?

HonestReporting Media BackSpin, 10. Juni 2009

Für seine Berichterstattung über die libanesischen Wahlen benötigte Globe & Mail-Reporter Patrick Martin einen von der Hisbollah ausgestellten Presseausweis.

Ausgerechnet im Pressebüro der Hisbollah musste ich zu meiner Schande feststellen, dass ich keinen Presseausweis für diese Gegend hatte. Ohne einen von der Regierung ausgestellten Presseausweis, so wurde mir gesagt, könnte ich keinen Presseausweis der Hisbollah beantragen, ohne den wiederum ich kaum eine Chance sah, mich mit den Leuten zu treffen, die ich interviewen wollte….

Während ich also wartete, sagte ich dem Beamten des Innenministeriums, dass ich bis zu diesem Zeitpunkt bei all meinen Reisen in den Libanon niemals eine Erlaubnis brauchte. Er war überrascht. Aber er war völlig von den Socken, als er hörte, dass es die Hisbollah war, die das Gesetz anwandte und mich aufforderte, die Vorschriften zu befolgen.

Was zum wiederholten Mal eine Frage aufwirft, die mehr mit Behördenkram als mit journalistischer Ethik und Recht assoziiert wird: Zahlen Journalisten an die Hisbollah Gebühren, damit diese ihnen einen Presseausweis ausstellt?

Direkt gesagt: Die Berichterstattung aus den von der Hisbollah dominierten Gebieten ist von der Erlaubnis der Terrororganisation abhängig. Also geht es hier nicht um eine bürokratische Angelegenheit. Die Presseausweise geben der Hisbollah die Möglichkeit, ihre Muskeln spielen zu lassen und die Journalisten sowie deren Berichte zu kontrollieren. Aber selbst wenn keine Geldscheine den Besitzer wechseln spielt die Registrierung der Journalisten für einen Presseausweis der Hisbollah in die Karten.

Lassen wir ließ Chris Albritton (via Michael Totten, auch lesenswert) die Bedeutung dieser Tatsache erklären. Er berichtete während des zweiten Libanonkrieges für Time und schrieb in seinem Blog:

An jedem Morgen, den ich hier gewesen bin, habe ich das leichte Klopfgeräusch der Flugblätter gehört, die durch die israelischen Jets abgeworfen worden waren. Im Süden entlang der Küste verschoss die Hisbollah ihre Katyushas, aber ich verabscheue es, allzu viel über diese Typen zu verlieren. Die Partei Gottes besitzt von jedem Journalisten eine Kopie seines Passes; außerdem haben sie schon vielen Kollegen Schwierigkeiten gemacht und einige bedroht.

Journalisten, die unter der Aufsicht der Hisbollah ihren Job machen, lassen dies in Regel nicht nach außen dringen. CNN-Reporter Anderson Cooper bildete eine seltene und lobenswerte Ausnahme.

Wie viele der so genannte „politische Parteien“ stellen – auf welche Weise auch immer – ihre eigenen Presseausweise unabhängig vom Staat aus?

ShareThis

Explore posts in the same categories: Die Welt und Nahost, Europ. Medien und Nahost, Nahost allgemein, Sonstiges, Weltmedien und Nahost

Hinterlasse eine Antwort