Neubau des jüdischen Tempels in Jerusalem – Eine weitere Folge der Serie: „Die Irren von Zion“

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Scheich Manasra und Scheich Darwisch (r.)
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Pater Neuhaus zwischen zwei Rabbinern

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das ganze Podium 

Jerusalem, 19. Juni 2009 – Alle Klischees von Gutmenschen gingen am Donnerstag Abend in Jerusalem in Erfüllung. Als wäre der Messias schon gekommen, saßen da zwei muslimische Scheichs, ein Sufi und der Begründer der islamischen Bewegung in Israel, zwei Rabbiner und ein katholischer Jesuiten-Priester friedlich auf dem Podium des Konrad-Adenauer-Zentrums.

Voll gegenseitigen Respekts debattierten sie vor Drusen mit weißen Tüchern auf dem Kopf, einem Imam mit Turban und einem gemischten Publikum aus frommen und nichtfrommen Juden, einer mystisch angehauchten Christin aus Deutschland, die betonte, einen Juden geheiratet zu haben, und anderen Interessierten. Nimmer Darwisch, Gründer der islamischen Bewegung, zitierte den großen jüdischen Religionsphilosophen Jeschajahu Leibowitz. Der aus Marokko stammende Knessetabgeordnete und Oberrabbiner von Rischon Lezion, Rabbi Josef Azran, schmeichelte den Moslems: „In einer Moschee könnte ich problemlos beten, weil es in ihnen keine Götzenbilder gibt.“ Der Jesuitenpater machte gute Miene zum bösen Spiel, als der Sufi-Scheich Abed Alsalam Manasra hinterher schoß: „Und wer an einen Sohn Gottes glaubt, hält Gott wohl für einen Mann, der eine Frau brauchte, um einen Sohn zu zeugen. Das alles hat Gott nicht nötig.“

Fr. Dr. David Neuhaus, S.J., ist Kind jüdischer Eltern, vor den Nazis von Berlin nach Südafrika geflohen, später nach Israel ausgewandert, wo ihm die „Erleuchtung“ des Katholizismus während des Studiums in Jerusalem kam, und heute als Patriarchatsvikar Pastor der Hebräisch-sprachigen katholischen Gemeinde in Israel. Als ihm das Wort erteilt wurde, erzählte er, dass „Jeschua“ (Jesus auf Hebräisch) nicht vorhergesagt habe, wann genau das Ende der Tage und die „Rückkehr“ des Messias passieren werde. Die Harmonie dieses auf Hebräisch gehaltenen interreligiösen Gesprächs war fast perfekt. Nur Eingeweihte spürten die zahllosen Schläge unter die Gürtellinie, die sich die Gottesmänner mit ausgesuchten Versen, Zitaten und Glaubenssätzen austeilten. Die Moslems und Juden machten gemeinsame Front gegen den „Götzendienst“ der Christen.  
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Harfenspiel zur Vorstellung
des Gemäldes 

Die Geistlichen der drei großen Religionen waren sich einig, dass der Messias ein „Israeli“ sein werde, der dann alle Völker richten werde. Friedfertig waren sie sich auch, dass es keinen endzeitlichen Krieg geben werde. Und falls doch, dann würden Moslems keine Kinder der Buchreligionen töten, Christen oder Juden, sondern nur Ketzer. Der Sufi-Scheich warf ein: „Bush“ und löste ein befreiendes Gelächter im Saal aus.   
Wohl mit Blick auf die Nachfolge-Veranstaltung forderte Nimmer Darwisch, dass bis zur Ankunft des Messias tunlichst der „status quo“ in Ost-Jerusalem beibehalten werden sollte. Das Publikum hielt das für eine politische Äußerung, so wie Darwisch pflichtgemäß die israelische Besatzung und Selbstmordattentate auf Busse gleichgesetzt hatte.

Die Podiumsteilnehmer verzichteten bewusst auf das verführerische Buffet mit Thunfisch-Butterbroten und verschwanden vor Beginn der feierlichen Vorstellung eines riesigen Ölgemäldes des Künstlers und Architekten Ascher Oskar Fröhlich aus Ein Hod bei Haifa. Dazu spielte eine junge Frau Harfe.

 
Das Gemälde. links der Felsendom Rechts der Tempel
Auf dem kitschigen Ölgemälde ist die Zukunftsvision eines „Friedens“ zwischen den drei Religionen festgehalten. Links auf Bild steht der muslimische Felsendom mit der goldenen Kuppel. Das älteste und wohl schönste Bauwerk des Islam wirft einen tiefgrünen, vermutlich wohl islamistischen, Schatten auf Menschengruppen auf dem muslimischen Tempelberg, auch Berg Moria, Haram Esch-Scharif (erhabenes Heiligtum) oder schlicht El Aksa genannt. Rechts davon, im grellen Sonnenlicht, leuchtet die nachempfundene Rekonstruktion des salomonischen Tempels aus der Zeit des Königs Herodes. Jenseits der Umfassungsmauer, sozusagen „ausgesperrt“, sieht man die christliche Grabeskirche und das protestantische Gartengrab. Durch das offene Goldene Tor, das sich bei der Ankunft des Messias wundersam öffnen wird, strömen Christen zum muslimischen Felsendom und jüdischen Tempel. Unter den abgebildeten Figuren sind orthodoxe Juden in polnische Tracht, Araber mit Keffije und Frauen mit Kopftuch zu erkennen. Die vermeintlichen Christen sind als Solche nicht mit Kreuz oder Kutte gekennzeichnet. Über der gesamten Traumvision der architektonischen Symbiose der drei Religionen schwebt ein Regenbogen, der freilich auch das Symbol der New-Age-Bewegung ist, gegen die sich freilich schon alle Frommen Jerusalems mit gewalttätigen Demonstrationen aus Anlass der „Liebesparade“ der Homosexuellen solidarisiert haben.

Fünf Jahre lang hatte der fromme Privatgelehrte Joav Frankel in jüdischen Texten geforscht und bei „bedeutenden Rabbinern“ nachgefragt, ob es möglich sei, den künftigen jüdischen Tempel nicht an der ursprünglichen Stelle des „Allerheiligsten“ zu errichten, wo heute der Felsendom steht, sondern ein paar Meter weiter nördlich.

­Das Bild hat es in sich, die muslimische Welt in einen Sturm der Entrüstung zu stürzen, der die Aufstände gegen die dänischen Muhammad-Karikaturen oder die Regensburger Rede des Papstes, in den Schatten stellen könnte. Frankel, ehemaliger Student einer „Jeschiva“, plant, das Projekt, das Gemälde und die Idee, den Tempel auf dem heiligen Berg wieder zu errichten, über Al Dschesira und anderen arabischen Fernsehsendern den 1,3 Milliarden Moslems nahe zu bringen.

Frankel scheint weder die Geschichte Jerusalems der letzten 2000 Jahre zu kennen, seitdem die Römer den Tempel des Herodes geschliffen haben, noch die Empfindlichkeiten der Moslems. Er sagte selber, die Politik ausgeschaltet und nur die Fragen des jüdischen Religionsgesetzes geprüft zu haben. Unter Verleugnung ihrer eigenen Geschichte behaupten die Moslems inzwischen standhaft, dass es in Jerusalem nie einen jüdischen Tempel gegeben habe. Die herodianischen Steinblöcke, etwa an der Klagemauer, hätten die Jebusiter lange vor Ankunft der jüdischen Eroberer unter Josua gesetzt. Seit dem Jahr 70 und bis zur israelischen Eroberung Ostjerusalems 1967 war es Juden verboten, einen Fuß auf den Tempelberg zu setzen. Der Mufti, Hadsch Amin el Husseini, rief in den zwanziger und dreißiger Jahren zu blutigen Pogromen in Jerusalem und  Hebron auf, weil sich vermeintlich die Juden des muslimischen Heiligtums ermächtigen wollten. 1990 gab es 22 Tote auf dem Tempelberg, weil kurz zuvor ein israelischer Exzentriker, Gerschon Salomon, außerhalb des Tempelbergs einen „Grundstein“ für den Bau des Tempels legte. Arafat mobilisierte die Massen zum Aufstand mit dem gleichen Argument wie zuvor sein Onkel, der Mufti. Die El Aksa Intifada mit Tausenden israelischen wie palästinensischen Toten, wurde entzündet, nachdem Ariel Scharon demonstrativ auf den Tempelplatz gestiegen war. Auch dieser Akt wurde von Moslems als jüdischer Versuch empfunden, die drittheiligste Stätte des Islam einzunehmen. Und wenn man bedenkt, wie dieser Konflikt um Jerusalems Tempelberg auf die ganze muslimische Welt ausstrahlt, Ahmadinidschad, Saddam Hussein und Osama bin Laden zu ihrer Politik angespornt hat, ist es kaum übertrieben, zu behaupten, dass das „erhabene Heiligtum“ längst einen Weltkrieg ausgelöst hat.  

  • ACHGUT – Ulrich Sahm: Narren auf dem Berg – 20.06.2009
    Alle Klischees von Gutmenschen gingen am Donnerstag Abend in Jerusalem in Erfüllung. Als wäre der Messias schon gekommen, saßen da zwei muslimische Scheichs, ein Sufi und der Begründer der islamischen Bewegung in Israel, zwei Rabbiner und ein katholischer Jesuiten-Priester friedlich auf dem Podium des Konrad-Adenauer-Zentrums….

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