Israels Polizeiminister „provoziert“ Moslems

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Jerusalem, 23. Juni 2009 – Israels Minister für innere Sicherheit Jitzhak Aharonovitch besuchte am Dienstag Morgen den Tempelberg in Jerusalem. Bei der zunächst geheim gehaltenen Visite wurde der Minister von hohen Polizeioffizieren und zahlreichen Sicherheitsleuten begleitet.
Der Tempelbezirk, wo einst der salomonische Tempel mit dem „Allerheiligsten“ stand und deshalb den Juden heilig ist, steht unter muslimischer Verwaltung. Auf dem Tempelberg gibt es jedoch eine ständige israelische Polizeipräsenz, die der Minister nach Angaben seines Ministeriums inspizieren wollte.  Obgleich der Besuch mit der muslimischen Behörde, dem Wakf, abgesprochen war und Aharonovitch von Vertretern des Wakf begleitet worden ist, kam es zu heftiger Kritik aus muslimischen Kreisen. Der Chef der radikalen „Islamischen Bewegung“, Raed Salach, in Israel redete von einer „Provokation“. Sein Stellvertreter Kamal Khatib bezeichnete den Rundgang in der drittheiligsten Stätte des Islam als „Einbruch“. Er erinnerte an die Demonstration des damaligen Oppositionsführers Ariel Scharon im September 2000. Dessen Visite auf dem Tempelberg löste einen Tag später jene gewalttätigen Proteste aus, die schon bald als El Aksa Intifada bezeichnet wurden und seitdem Tausenden Israelis und Palästinensern das Leben kosteten.
Die Moslems bezeichnen den ganzen Bezirk des „erhabenen Heiligtums“ als El Aksa, und nicht nur die Moschee im Süden des Tempelbergs.
Khatib sagte im israelischen Rundfunk, dass Juden keinerlei Rechte auf den Tempelberg hätten. Selbst ein Minister der israelischen Regierung dürfe nicht den Berg betreten. Das komme einer Entweihung der drittheiligsten Heiligen Stätte des Islam (nach Mekka und Medina) gleich. Er verglich „El Aksa“ mit einem Streichholz, das jederzeit den ganzen Nahen Osten entzünden könne. Khatib ließ offen, ob seine Bewegung Proteste plane. Scharfe Kritik wurde auch bei der palästinensischen Autonomiebehörde in Ramallah laut, obgleich der Besuch mit dem Wakf abgesprochen war.
Der Minister für innere Sicherheit, Aharonovitch, gehört der rechtsgerichteten „Israel unser Haus“-Partei des Außenministers Avigdor Lieberman an, was bei muslimischen Sprechern zusätzlichen Argwohn erweckte, wie die palästinensische Nachrichtenagentur Maan berichtete. In einer Erklärung der El Aksa Stiftung der islamischen Bewegung wird behauptet, dass israelische Einrichtungen „El Aksa“ im Fadenkreuz hätten. „Ist das Eindringen (des Ministers) nur eine Provokation, oder stecken noch andere Absichten dahinter?“
Wie der Rundfunk meldete, seien in der Altstadt  Jerusalems Polizeikräfte zusammengezogen worden, um möglichen gewalttätigen Protesten von Moslems vorzubeugen.


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