Signale und Anzeichen für israelischen Schlag gegen Iran

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Jerusalem, 6. Juli 2009 – In den vergangenen zwei Tagen mehren sich die zwiespältigen Anzeichen für einen israelischen Militärschlag gegen atomare Einrichtungen des Iran.
Wie üblich kann man nicht zwischen gezielter Desinformation, taktischen Dementis und politischen Absichtserklärungen unterscheiden.
Der israelische Geheimdienst-Reporter Jossi Melman, der seit zwei Jahren zum Teil haarsträubende Spekulationen über einen israelischen Militärschlag gegen Iran veröffentlichte, schrieb in der britischen Zeitung Sunday Times über ein stillschweigendes Einverständnis der Saudis, wonach israelische Kampfflugzeuge ungestört saudisches Territorium auf dem Weg nach Iran überfliegen dürften. Melman behauptete, dass der Mossadchef Meir Dagan persönlich mit saudischen Agenten gesprochen habe. Das israelische Ministerpräsidentenamt reagiert normalerweise nicht auf spekulative Presseberichte, doch in diesem Fall wurde die Meldung energisch dementiert. Unklar bleibt, ob Israel die Saudis nicht in Verlegenheit bringen will, oder ob es tatsächlich keine derartigen Kontakte gab, denn Saudi Arabien hat wiederholt die Hoffnung geäußert, dass „jemand“ die atomare Bedrohung des Iran beheben möge.
Die nächste obskure Geschichte war ein historisches Novum im Nahen Osten. Israel entsandte angeblich eines von drei U-Booten der Dolphin-Klasse durch den Suez-Kanal zu Manövern in das Rote Meer. Ägypten dementierte heftig und die allwissenden israelischen Militärkorrespondenten berichteten wohl auf Weisung der Armee, dass Israel nicht eines seiner in Kiel gebauten drei sündhaft teuren (4 Millionen Dollar),  U-Boote im Suezkanal den Blicken der Ägypter entblößen würde. Ein Militärkorrespondent sagte, dass kein zweites Waffensystem so teuer sei, nicht einmal die modernsten Kampfflugzeuge. Doch wenige Stunden später wurde ganz offen bestätigt, dass sich das U-Boot in Begleitung eines Schnellbootes der israelischen Marine auf dem Rückweg durch den Suezkanal befinde. Die Aktion sei schon vor Monaten geplant worden, stehe also in keinem Zusammenhang mit den Wahlen im Iran und den nachfolgenden Unruhen. Das U-Boot, das gemäß ausländischen Presseberichten atomar bestückte Marschflugkörper abschießen könne, sei nur zu einem Manöver ins Rote Meer geschickt worden. Die Dolphin-U-Boote gelten als ideale Plattform für einen tödlichen Zweitschlag gegen Iran, falls Teheran Tel Aviv mit einer Atombombe zerstören sollte. Die Entsendung des U-Boots sei ein „Signal“ an Teheran. Gleichwohl sei es wieder ins Mittelmeer zurück geordert worden. Nachdem die Geschichte publik geworden war, erzählten die Militärkorrespondenten verschiedener israelischer TV und Radiosender, dass Ägypten mit Israel seit November enger denn je kooperiere, nachdem im Sinai mit Hilfe „eines ausländischen Geheimdienstes“ eine von Iran finanzierte Untergrundzelle der Hamas-Organisation aufgedeckt worden sei, die mit Terroranschlägen plante, das Regime des Präsidenten Hosni Mubarak zu stürzen. Die „Übung“, ein angeblich mit Atomwaffen bestücktes U-Boot mit ägyptischem Einverständnis durch den Suez-Kanal in das Rote Meer oder in den indischen Ozean zu entsenden, diene dem Iran als Wink mit dem Zaunpfahl.
Diesen Militärberichten ohne jede Gewähr für ihre Zuverlässigkeit kommen sehr widersprüchliche Aussagen aus den USA hinzu.
US-Vizepräsident sagte dem ABC-Chefkorrespondenten George Stephanopoulos: „Israel hat das Recht, seinen eigenen Weg im Blick auf die Nuklearbedrohung durch den Iran festzulegen, ganz unabhängig davon, was die Obama-Administration tun wird.“ Er fügte hinzu: „Israel kann selbst bestimmen – es ist eine souveräne Nation – was in seinem Interesse ist und was es dem Iran und jedem anderen gegenüber tun will.“ Dreimal wiederholte Obamas Vize die Aussage: „Wenn die Regierung Netanjahu sich für einen anderen Weg entscheidet, als den, der bislang verfolgt wird, ist das ihr souveränes Recht.“
Der amerikanische Generalstabschef Admiral Mike Mullen äußerte sich in anderen Interviews besorgt über jegliches militärische Vorgehen gegen Iran. Das werde eine destabilisierende Wirkung für die gesamte Region haben. Israelische Kommentatoren redeten schon von einem unklaren amerikanischen Zickzack-Kurs
Präsident Barack Obamas Politik gegenüber Iran bleibt weiterhin zwiespältig, doch weder die Araber noch Israel scheinen bereit zu sein, sich mit einer Atommacht Iran abzufinden. Ob die diesmal berichteten israelischen Signale an Teheran nur Säbelrasseln sind, oder eine aktive Vorbereitung für einen Militärschlag, wird man erst danach erfahren. Üblicherweise kündigen die Israelis ihre Überraschungsangriffe nicht vorher an.


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