Iran ohne Nabucco-Pipeline

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Iran ohne Nabucco-Pipeline

Wahied Wahdat-Hagh von Wahied Wahdat-Hagh, Kolumnist für WELT DEBATTE

 

Vier europäische Staaten, Österreich, Ungarn, Rumänien, Bulgarien und die Türkei haben in Ankara eine Regierungsvereinbarung zum Bau der Nabucco-Pipeline getroffen. Der Iran wäre gerne dabei gewesen.

Ab 2014 sollen etwa zehn Prozent des europäischen Gasbedarfs durch die 3300 Kilometer lange Pipeline gedeckt werden. Sechs Energiekonzerne aus Österreich, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Türkei und Deutschland gehören zum Nabucco-Baukonsortium. Das iranische Regime bemängelt, nicht eingeladen worden zu sein und bietet sich an.

Die iranische Zeitung Qudsdaily monierte, dass der Iran zwar die zweitgrößten Gasreserven des Nahen Ostens habe, aber nicht zu den Unterzeichnern des Vertrages gehöre.

Iran ist der „geeigneteste Verkäufer von Gas“

Der Irak hingegen habe noch nicht damit begonnen seine Gasressourcen zu erforschen, sei aber dennoch beim Nabucco-Projekt berücksichtigt worden. Qudsdaily warnt seine Leser, es dürfe kein Zweifel daran bestehen, dass der „Ausschluss des Iran aus dem Nabucco-Prozess politisch motiviert“ sei. Die Frage sei, wie die iranische Antwort aussehen müsste. Der Iran müsse kraft seiner „wirtschaftlichen Diplomatie“ seine „unvergleichlichen Vorteile“ hervorheben und deutlich machen, der „geeigneteste Verkäufer von Gas im Nahen Osten“ zu sein. Geradezu bettelnd hebt die Zeitung die „unvergleichlichen Vorteile“ des Iran hervor: Im Vergleich mit den Nachbarstaaten verfüge der Iran über eine bessere Infrastruktur, bessere Transportmöglichkeiten, höhere Sicherheit und politische Stabilität sowie Zugang zu zwei Wasserwegen – gemeint sind das Kaspische Meer und der Persische Golf – und neben technologischem Potential auch über ein riesiges Humankapital.

Die Antwort auf die Frage wie stabil tatsächlich eine totalitäre Diktatur der „Islamischen Republik“ überhaupt sein kann, kann nicht von Qudsdaily, die sich selbst dem Ahmadinejad und Revolutionsführer Ali Khamenei nahestehenden Ayatollah Waez Tabasi zuordnet, erwartet werden.

Trotz Öleinnahmen verarmte die iranische Bevölkerung

Qudsdaily argumentiert mit kapitalistischer Logik und spottet geradezu über die gegenwärtig im Gespräch stehenden Verkäufer des Erdgases: Turkmenistan und Aserbaidschan stünden unter dem Einfluss Russlands. Irak habe doch politische und wirtschaftliche Probleme und sicherheitspolitisch sei Irak höchst labil. Und Qatar müsse Pipelines tief im Persischen Golf verlegen, um Gas exportieren zu können. Die durch Kaukasien laufende Baku-Tiflis-Ceyhan-Pipeline sei schon auf Druck der USA zustande gekommen. Damals sei die „wirtschaftliche Diplomatie“ des Iran schwach gewesen, dieses Mal aber dürfe keine Gelegenheit verpasst werden sich an dem Nabucco-Projekt zu beteiligen.

Von antiimperialistischen Parolen ist keine Spur, wenn die Staatskassen der Diktatur leer sind. Die iranische Bevölkerung hat in den letzten Jahren ohnehin nichts von den Öleinnahmen gehabt und verarmte weiterhin. Die Regierung von Ahmadinejad pumpte die Staatseinnahmen in den Ausbau des iranischen Militär- und Atomprogramms.

Ausländische Investoren sollen im Iran investieren

Die iranische Wirtschaftszeitung Econews zitiert den Direktor des „nationalen Gasexportunternehmens des Iran, Reza Kassaizadeh, dass die in dem Vertrag vorgesehenen Gasexportländer nicht ausreichend Gasressourcen zur Befriedigung des europäischen Bedarfs besitzen.

Iran sei der Meinung, dass sich die Nabucco-Pipeline für alle Beteiligten am günstigsten rechnen würden, wenn die Pipeline durch den Iran laufen würde, aber wegen des iranischen Atomprogramms seien offenbar die Europäer nicht bereit mit dem Iran zu verhandeln.

Econews weiß auch, dass die Unterzeichnung eines solchen Vertrages für die Türkei mit einem großen finanziellen Vorteil verbunden ist. Iran will nun mit einer eigenen Pipeline mit der Nabucco-Pipeline konkurrieren, berichtet Econews. Die „Pars-Pipeline“ soll jährlich 37 Milliarden Kubikmeter Gas ebenfalls über die Türkei nach Europa transportieren. Diese Pipeline soll vier Milliarden Dollar kosten.
Econews räumt ein, dass das Problem des Iran im Kapitalmangel und fehlendem Know-How bestehe. Ausländische Investoren müssten vom iranischen Markt angezogen werden, damit der Iran in die Lage versetzt werde von Gasexporten zu profitieren.

Iran macht Angebote, ohne gefragt worden zu sein

Abrarnews berichtete von einer Erklärung der iranischen Botschaft in Istanbul, wonach der Iran von sich aus bereit sei für das Nabucco-Projekt 10 Milliarden Kubikmeter Gas beizusteuern.
Amad Nuri, Vertreter des iranischen Handelsministerium sagte in Istanbul: „Wenn wir Europa unser Gas anbieten, werden wir selbst davon profitieren. Wir wollen in dem Nabucco-Projekt dabei sein.“

Abrarnews wusste aber auch zu berichten, dass in der ersten Phase des Nabucco-Projektes Aserbaidschan und Irak ausreichend Gas nach Europa liefern werden. Recep Tayyip Erdogan befürwortet eine Beteiligung Russlands und Irans an dem Nabucco-Projekt, berichtete Hamshahri.

Die USA sind gegen die Teilnahme des Iran

Fardanews geht davon aus, dass Washington die Teilnahme des Iran verhindert habe. Fardanews zitiert einen nicht namentlich genannten US-amerikanischen Vertreter im Nabucco-Projekt: „Amerika ist gegen die Präsenz des Iran in diesem Projekt. Und wenn die Beziehungen zwischen Iran und Amerika sich normalisieren, kann möglicherweise der Iran an diesem Projekt teilnehmen.“

 

 

 


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