Israel ist kein „spontanes Reiseziel“

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Jerusalem, 18. Juli 2009 – Ami Tzubery, 51, wird ab dem 2. August in Berlin das Staatliche israelische Verkehrsbüro leiten und Daniel Neumann ablösen. Die Berliner Filiale des israelischen Tourismusministeriums ist Anlaufstelle für Reiseunternehmer in Deutschland, Schweiz und Österreich.
Der geschiedene Vater von zwei Kindern, ist in Beth Zeit geboren, einem Dorf nahe Jerusalem, gelernter Linguist und spricht fließend Deutsch. „Es gibt Unterschiede bei den Zielgruppen in den von mir betreuten Ländern“, sagt Tzubery in seinem schlichten Jerusalemer Büro. „In Österreich sind 70 Prozent der Bevölkerung Katholiken. Dort arbeiten viele Unternehmer mit dem religiösen Publikum. Die Österreicher haben zudem eine ganz besondere Art, auf Reisen zu gehen. Da gibt es Energiewochen im Februar. In der Schweiz ist es vor allem der jüdische Markt. Sonst kommen nicht viele Schweizer nach Israel. In Deutschland verteilen sich die Israel-Besuche über das ganze Jahr, vor allem jedoch auf die kühlere Periode zwischen Oktober und April.“
In diesem Jahr, so Tzubery, werde er das Schwergewicht auf Gruppenreisen und Einzelreisende legen, die an „Kultur und Geschichte“ interessiert seien: „Das umfasst die reinen Pilger, wie jene, die sich nicht als fromm bezeichnen, dennoch die Grabeskirche und andere Heilige Stätten besuchen.“  Für Touristen aus aller Welt sei Israel kein „gewöhnliches“ Reiseziel. „Niemand wacht eines Morgens auf und sagt sich, jetzt fahre ich nach Israel.“ Nach Spanien oder Italien brechen Urlauber auch mal spontan auf. „Wer nach Israel kommt, hat ein Ziel. Das ist irgendwie mit dem Heiligen Land verknüpft.“
„Das hat etwas mit der Geschichte dieses Ortes zu tun. Wir können uns davon nicht loslösen. Wir werden nicht einfach besucht, weil Tel Aviv eine Spaßstadt ist. Das ist nett als Zugabe, aber nur im Rahmen einer Gesamtrundfahrt. Die Wenigsten würden nur Tel Aviv besuchen, so wie andere Touristen gezielt nach Berlin oder Paris reisen.“
Für Tzubery ist das eine Tatsache. Es sei sinnlos, Energie aufzuwenden, das zu ändern. Sinnvoller sei es, Besucher mit kultureller oder religiöser Bindung zu Israel von einem Abstecher nach Tel Aviv oder zum Toten Meer zu überzeugen.
Tzubery gesteht, dass die Einrichtung eines „Tel Aviv Strand“ in Wien oder Journalistenfahrten zu Winzern in Israel „nicht den gewünschten Effekt“ hatten. Dennoch werde sein Ministerium damit fortfahren, zum Beispiel mit Marco Rödel, einem deutschen Radsportler, durch Galiläa radeln. Nächstes Jahr werde es in Haifa eine Rad-Meisterschaft geben. „Wir fahren damit fort, weil es von Israel ein Bild des ´business as usual´, normalen Lebens, vermittelt.“
Nach einer Runde bei Reiseunternehmern in Deutschland habe er festgestellt, dass Fernsehreklame, bei der man Menschen beim Jogging sah, die dann „Schalom, Schalom“ riefen, sehr gut angekommen sei. Bei „Biblische Reisen“ habe man ihm gesagt, dass diese Bilder Pilgern vorgeführt hätten, wie sehr Israel ein „normales Land“ sei.
Tzubery betont die Kooperation mit den Palästinensern. Natürlich gebe es politische Probleme. „Die werden wir bis morgen früh nicht lösen. Wir wollen genauso wie unsere Partner möglichst viele Touristen ins Heilige Land locken. Beide Seiten verdienen daran, Bethlehem wie Jerusalem. Wer Israel meidet, schadet auch Palästinensern.“
Tzubery sagte weiter, dass der Gaza-Krieg nur geringfügig am Einbruch der Touristenzahlen schuld sei. Nach Angaben deutscher Reisebüros habe die Wirtschaftskrise weltweit einen spürbaren Rückgang der Reisen bewirkt. Bei Studiosus wurde ihm erklärt, dass es 2008 einen Rückgang bei Reisen nach Ägypten, Jordanien und in die Türkei gegeben habe, aber ausgerechnet bei Israel ein Zuwachs von 50 Prozent. Studiosus wende sich im Falle Israels „an ein ganz spezielles Publikum, das Geld hat, es sich leisten kann und eben großes Interesse hat“.


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