Alma Mahler: Publikum flüchtete

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Jerusalem, 23. Oktober 2009 – „Wegen einem Sicherheitsproblem ist das Publikum gebeten, das Museum zu verlassen“, erklang es aus den Lautsprechern des „Untergrundmuseums“ kurz nach Beginn einer weiteren Vorführung von „Alma Mahler“. Etwa 300 Zuschauer hatten sich eingefunden und an Tischen mit Kerzen, Wein und einer Abendmahlzeit Platz genommen, als die überraschende Ankündigung kam. „Die Menschen rannten in Panik. Wir waren sicher, dass es einen Vorfall gab“ sagte eine Zuschauerin der Zeitung Jedijot Achronot. Das Untergrund Museum befindet sich im Jerusalemer Stadtzentrum und diente während der britischen Mandatszeit als Gefängnis, in dem Mitglieder des jüdischen Untergrunds auch gehängt worden sind. In dem Gelände des „Russischen Bezirks“, wo sich auch das Hauptquartier der Jerusalemer Polizei in alten russischen Klostergebäuden befindet, hat es während der Intifada mehrere tödliche Attentate gegeben.
Die israelische Version des österreichischen Stücks „Alma Mahler“ hat der Schriftsteller Jehoschua Sobol geschrieben. Es wird in mehreren Sälen des Untergrundmuseums aufgeführt, wobei sich das Publikum von einer Szene zur nächsten begibt, ohne das ganze Stück komplett sehen zu können, da die Szenen parallel laufen. Nacktszenen wurden wegen der Würde des Ortes, in dem noch der von den Briten verwendete Galgen gezeigt wird, zensiert.
Erst nach der unterbrochenen Aufführung stellte sich heraus, dass es gar keine akute Bombenwarnung gab, sondern ein kleinliches Sicherheitsproblem. Jemand hatte die Idee, das Publikum auf einen Lastwagen zu laden und mit den Zuschauern eine kleine Rundfahrt zu machen. Da legte aber der Sicherheitsverantwortliche ein Veto ein, weil so die in Israel üblichen Sicherheitskontrollen mit Durchsuchung der Handtaschen und dem Abtasten mit einem Metalldetektor, wie sie vor jedem Restaurant und an jedem Supermarkt Vorschrift sind, nicht mehr gewährleistet seien. Es gab Streit und daraufhin die überstürzte Aufforderung an die Zuschauer, das Museum zu verlassen und nach Hause zu gehen. Ein Sprecher des Kameri-Theaters erklärte, dass allen Zuschauern, die immerhin jeweils etwa 50 Euro Eintritt gezahlt hatten, in der kommenden Woche das Stück erneut anschauen könnten. Die Museumsleitung erklärte, dass es keine Genehmigung für einen Lastwagen gebe, das Tor des Museumskomplexes zu passieren oder Szenen außerhalb des Gebäudes aufzuführen.


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