Merkel warnt vor iranischer Atombombe; Deutschland dennoch größter Handelspartner Irans

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Merkel warnt vor iranischer Atombombe;
Deutschland dennoch größter Handelspartner Irans

 

 

 

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach heute als erste deutsche Regierungschefin seit Konrad Adenauer im Mai 1957 vor beiden Häusern des Kongresses. 20 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer hat sich Merkel bei US-Präsident Barack Obama für die Unterstützung der USA bedankt. [1] Neben den transatlantischen Beziehungen war auch der Iran Thema. [2] Merkel sagte: „Eine Atombombe in den Händen eines Mannes, der den Holocaust leugnet und Israel droht, darf es nicht geben.“ [3]
Angela Merkel wurde im September 2009 als Kanzlerin wieder gewählt. Sie wird mit der FDP eine Koalition bilden, bei welcher die FDP aller Voraussicht nach den Außenminister stellen wird, als Nachfolge von Frank-Walter Steinmeier. [4] Der Iran ist Deutschlands größter Handelspartner und Kritiker befürchten, dass die FDP, Merkels Koalitionspartner, die wirtschaftlichen Beziehungen über die Sicherheitsinteressen des Westens stellen werde. [5]
Als Mitglied der P5+1 war Deutschland bislang intensiv in die internationalen Bemühungen zur Unterbindung des iranischen Atomprogramms involviert. Im August 2009 hat Merkel dem Iran weitere Strafmaßnahmen angedroht, falls das Land nicht in Verhandlungen über sein Atomprogramm einwilligt. „Wenn es keine Fortschritte gibt, müssen wir mit Sanktionen im Energie- und Finanzbereich reagieren.“ Sie führte fort: „Wenn der Iran Atomwaffen hätte, befänden wir uns in einer gefährlichen Situation. Aus diesem Grund sind Sanktionen gerechtfertigt. […] Es ist klar, dass Teheran […] keine Atombombe bekommen darf.“ [6]
Am 1. Oktober 2009 haben die P5+1 einen Deal vorgeschlagen, bei welchem sich Teheran bereit erklären soll, vor Ende des Jahres den Großteil des schwach angereicherten Urans seiner Atomanlage zur weiteren Anreicherung nach Russland zu exportieren, anstatt dies selbst zu übernehmen. Der Iran jedoch hat der IAEO mitgeteilt, er werde seinen Uran-Vorrat nicht außer Landes bringen. [7] Volker Perthes, Direktor der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin bemerkte: „Die Uhr tickt,“ und es werde sich weisen, „inwieweit wir uns in seriösen Verhandlungsprozessen befinden oder nicht.“ [8]
Im Oktober 2009 haben US-amerikanische Kriegsmarine den deutschen Frachter „Hansa India“ im Golf von Suez gestoppt, nachdem dieser illegal iranische Munition transportierte. An Bord fanden die Amerikaner acht Container mit Geschosshülsen – offenbar Munition für Kalaschnikow-Gewehre. Die Ermittler vermuteten, dass es sich um eine Waffenlieferung aus dem Iran nach Syrien handelte, die entweder für die syrische Armee oder für die Hisbollah bestimmt war. Nach einer Intervention der deutschen Bundesregierung ließen die Amerikaner das Schiff nach Malta fahren, wo die illegale Fracht entsorgt wurde. [9]
Im September 2009 hat der Iran sein drittes Gas-Forum abgehalten, mit Vertretern aus Deutschland, Großbritannien, Japan, die Niederlande, Südkorea und Malaysia. [10]

Bundeskanzlerin Angela Merkel will die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und Iran weiter einschränken. Dazu kündigte sie Gespräche mit der deutschen Wirtschaft an. [11] „Die Zeichen sind, wenn die Entwicklung weiter so negativ verläuft, darauf gestellt, dass wir unsere Handelsaktivitäten auch einschränken“, sagte Merkel am 11.11.07 in Hinblick auf das Nuklear-Programm Teherans. Dies könne sich auch auf den Export solcher Technologien beziehen, die Iran nur mittelbar beim Bau der Atombomben helfen könnten. [12]
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier forderte Teheran am 22.01.08 auf, im Atomstreit einzulenken und den Forderungen des Sicherheitsrats und der internationalen Atomenergiebehörde nachzukommen. [13] Die Resolution des UN-Sicherheitsrates (Nr. 1803) vom 3.03.08 begrüßte er als Zeichen „unverminderter Sorge“. „Iran muss beweisen, dass seine Aktivitäten nicht auf die Entwicklung eines nuklearen Waffenprogramms gerichtet sind“, sagte Steinmeier. [14]
Die Bundesregierung setzt auf eine „freiwilligen Selbstbeschränkung“ deutscher Unternehmen. „Die Firmenchefs sollen darüber nachdenken, ob neue Geschäfte mit Iran wirklich opportun sind“, beschreibt ein Mitarbeiter die Taktik. So riet die Bundesregierung der Deutschen Bahn und E.on-Ruhrgas von Großprojekten in der Islamischen Republik ab. [15]
Demgegenüber versicherte der deutsche Botschafter in Teheran, Herbert Honsowitz, dem iranischen Sender Press TV, dass „die deutsche Botschaft versucht, die Verbindungen privater Firmen zwischen beiden Ländern zu erhalten und zu verbessern“. Honsowitz fügte hinzu, dass deutsche Exporte bisher nicht beeinträchtigt wurden, weil sie Iran über die Freihandelsstaaten am Golf, etwa Dubai, erreichten. [16]

Deutsche Investitionen in Iran:
Die Bundesrepublik zählt traditionell zu den wichtigsten Handelspartnern des Iran. Mit über 1.900 Mitgliedern gehört die Handelskammer in Teheran zu den größten Außenhandelskammern Deutschlands. 2008 wird sich die Bundesrepublik an sechs Handelsmessen in Teheran beteiligen. Iran liegt auf Platz 40 in der Liste der wichtigsten Abnehmer deutscher Produkte. Die Bundesregierung unterstützt diese Investitionen durch öffentliche Subventionen (Hermes-Bürgschaften). [17]
Seit zwei Jahren reduziert Deutschland den Handel mit der Islamischen Republik schrittweise. 2005 hat der Umfang der Exporte noch 4,3 Mrd. Euro betragen. 2006 gingen die Umsätze um 5,7 Prozent auf 4,1 Mrd. Euro zurück. In den ersten sechs Monaten 2007 schrumpften sie noch einmal um 17,9 Prozent. Zwischen Januar und November 2007 seien nur noch Waren im Wert von 3,2 Mrd. Euro aus Deutschland nach Iran ausgeführt worden. [18] Deutsche Exoprtkreise erwarten, dass als Folge der Finanzsanktionen 2008 die deutsche Ausfuhr nach Iran auf unter 1 Mrd. Euro fallen wird. [19]
Gleichzeitig identifizierte ein neuer Länderreport der Bundesagentur für Außenwirtschaft (bfai) „erhebliche wirtschaftliche Chancen“ in Iran. „Trotz der auch 2008 anhaltenden Unsicherheiten besteht ein vielversprechendes Potenzial für Kooperationen und Liefergeschäfte mit Iran“, zitierte das Handelsblatt eine unveröffentlichte Studie. Größte Chancen hätten ausländische Lieferanten in den Bereichen Automobil, Elektronik und Informationstechnologie. Direktinvestitionen seien dagegen kaum noch zu verzeichnen. [20]

Steigende Importe
Bei den Importen zeichnete sich nach Schätzung von bfai anscheinend eine Trendumkehr ab. Nachdem die Importe im Jahr 2006 gefallen waren, seien die Einfuhren aus Iran nach Deutschland 2007 um fast 50 Prozent auf rund 580 Mio. Euro gestiegen. Der Anstieg gehe vor allem auf Steigerungen bei Ölprodukten und landwirtschaftlichen Produkten zurück, sagten bfai-Experte Martin Karlhöfer und der Geschäftsführer des Bundesverbands Groß- und Außenhandel (BGA), Jens Nagel. [21]

 

Handelsvolumen Deutschland – Iran 2003–07 [22]:

 2003

 Exporte nach Iran

 2.678 Millionen Euro
(+20 %)

 

 Importe aus Iran

 290 Millionen Euro
(-9 %)

 2004

 Exporte nach Iran

 3.574 Millionen Euro
(+33 %)

 

 Importe aus Iran

 391 Millionen Euro
(+35 %)

 2005

 Exporte nach Iran

 4.429 Millionen Euro
(+24 %)

 

 Importe aus Iran

 462 Millionen Euro
(+18 %)

 2006

 Exporte nach Iran

 4.110 Millionen Euro
(-6 %)

 

 Importe aus Iran

 410 Millionen Euro
(-10 %)

 2007

 Exporte nach Iran

 3.200 Millionen Euro
(Jan.-Nov.)

 

 Importe aus Iran

 580 Millionen Euro
(+50 %)

 

Kreditgarantien der Bundesregierung:
Nach wie vor gewährt die Bundesregierung Hermes-Bürgschaften für Iran-Geschäfte. Die Kreditgarantien wurden in den vergangenen zwei Jahren jedoch erheblich reduziert. 2007 stuften europäische Exportversicherer Iran in die vorletzte und damit teuerste Kategorie herab, was die Kosten um 20 Prozent steigerte. [23]
Während deutschen Unternehmen 2005 1,4 Mrd. Euro für die Absicherung ihrer Exporte nach Iran zur Verfügung standen, sanken die Hermes-Bürgschaften im Jahr 2006 auf 1,16 Mrd. Euro und in 2007 um mehr als 50 Prozent auf rund 503,4 Mio. Euro (davon nur 120 Mio. im zweiten Halbjahr). Parallel dazu sank der Gesamtumfang der bestehenden Forderungen durch bereits gleistete Hermes-Bürgschaften im Iran-Geschäft auf 5,2 Mrd. Euro (2006: 5,6 Mrd. Euro). [24]
Ausfuhrbescheide des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) dauert Monate. [25] Die UN-Sanktionen gegen Iran hätten zu einer besonders strengen Prüfung von Anträgen für Exportgenehmigungen geführt, schrieb Walther Otremba, Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, laut Financial Times am 6.02.08 in einer Antwort auf eine Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion. Gleichzeitig betont er, dass die Bundesregierung weiter „eingeschränkte“ Ausfuhrgenehmigungen und Bürgschaftsübernahmen erteilen wird. [26]

Beispiele für deutsche Großkonzerne, die in Iran investieren:

Maschinenbau

Das größte Handelsvolumen mit Iran erwirtschaften die deutschen Maschinenbauer. Jede dritte Maschine, die das Land importiert, kommt aus Deutschland. 2006 verkauften Mittelständler Maschinen im Wert von rund 1,6 Mrd. Euro nach Iran. Im ersten Halbjahr 2007 erreichte die Maschinenausfuhr nur noch einen Wert von rund 500 Mio. Euro. „Grund dafür sind einerseits die strengen Exportkontrollen und andererseits die restriktive Bürgschaftspolitik der Banken“, sagt Hannes Hesse, Hauptgeschäftsführer des VDMA (Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau). Geht man von einem weiteren Rückgang bis Jahresende aus, hätte sich das Volumen binnen eines Jahres halbiert. [27]
Der Rückzug von Banken aus Iran hat große Anlagenbauer wie MAN Ferrostaal besonders getroffen. MAN Ferrostaal in Essen arbeitet an drei Großprojekten in Iran: einem Kraftwerk und zwei Anlagen für die Erdölindustrie. Die erschwerte Lage zeige sich nicht nur bei Neugeschäften, sondern auch bei der Abwicklung laufender Aufträge, sagte ein Sprecher. MAN greife inzwischen auf die Dienste der Europäisch-Iranischen Handelsbank zurück. [28]

Stahl
Der größte deutsche Stahlhersteller ThyssenKrupp ist mit weniger als 100 Mio. Euro Umsatz in Iran beteiligt, teilte ein Sprecher des Branchenprimus mit.
Der iranische Staat hält nach Informationen des Nachrichtenmagazins Spiegel noch immer ein großes Aktienpaket an ThyssenKrupp. Die Papiere lagern in den Depots der Beteiligungsgesellschaft Iran Foreign Investment Company IFIC. Mit dieser Holding investieren die Mullahs rund um die Welt ihre Petrodollar. Teheran musste vor vier Jahren seinen Sitz im Aufsichtsrat von ThyssenKrupp abgeben und die Beteiligung abbauen. Iran war damals mit 7,8 Prozent an ThyssenKrupp beteiligt und verringerte seinen Anteil in den Folgejahren. Ausgestiegen sind die Iraner aber bis heute nicht, stellt der Spiegel mit Verweis auf den Geschäftsbericht der IFIC in Düsseldorf für das Jahr 2006 fest.
Für den Anteil von 4,5 Prozent kassierte der iranische Staat 2007 Dividenden in Höhe von 18,5 Mio. Euro. Das Geld fließt unter anderem in Kreditgeschäfte mit Firmen, die mit Iran zu tun haben. So erhielt eine deutsche Charterfluggesellschaft im Jahr 2005 ein Darlehen über 55 Mio. Dollar. Der britische Finanzkonzern HSBC ließ sich über seine deutsche Tochter Trinkaus&Burkhardt einen Teil der ThyssenKrupp-Aktien als Sicherheiten verpfänden. Dafür dürfen die Iraner mit Termingeschäften spekulieren. „Kein Kommentar“, heißt es dazu bei HSBC. [29]

Autos
Iran hat in den vergangenen Jahren seine Beteiligungen an deutschen Autokonzernen verkauft oder reduziert, so etwa am Daimler- oder am VW-Konzern. Nach wie vor verkauft Daimler pro Jahr knapp 100 Mercedes-Benz-Fahrzeuge nach Iran. Außerdem werden noch Lkw produziert.
MAN in München liefert nach eigenen Angaben derzeit keine Lkw oder Anlagen mehr in die Region. MAN ist jedoch noch im Servicegeschäft in Iran tätig und wartet zum Beispiel Gasturbinen. Handelsbeschränkungen würden den Konzern kaum treffen, so ein Sprecher. [30]

Energie
Am 5.02.08 beteiligte sich der zweitgrößte deutsche Energiekonzern RWE als sechster Partner am internationalen Nabucco-Projekt. Die Pipeline soll die Importabhängigkeit von Russland reduzieren. Die Nabucco-Pipeline soll ab 2009 gebaut werden und ab 2013 Gas vom Kaspischen Meer, dem Nahen und Mittleren Osten nach Europa bringen. Unklar ist bislang, ob auch Iran als Gas-Lieferant beteiligt werden soll. [31]
Der Münchener Mischkonzern Siemens erzielt nach eigenen Angaben weniger als ein Prozent seines Gesamtumsatzes mit Iran. 2006 waren es 700.000 Euro, vor allem in den Bereichen Energie und Infrastruktur. Siemens lieferte Gaskraftwerke in die Islamische Republik. Man halte sich strikt an alle nationalen und internationalen Vorgaben, sagte ein Konzern-Sprecher. [32] Nach Informationen des Spiegel spielt Siemens die Bedeutung des Iran-Geschäfts jedoch demonstrativ herunter. [33] Nach Angaben der iranischen Nachrichtenagentur IRNA unterzeichneten Siemens und die iranische Power Plant Projects Management Company (Mapna) am 14.11.06 ein Geschäft im Wert von 450 Mio. Euro für den Bau von 150 Lokomotiven für das iranische Eisenbahnnetzwerk. Das Geschäft sieht den Import von 30 komplett fertig gestellten Lokomotiven nach Iran in der ersten Phase und den Bau von 120 weiteren Lokomotiven in Iran im Laufe von sechs Jahren vor. Im Rahmen des Vertrags muss Siemens außerdem in zehn Jahren technisches Know-how nach Iran transferieren. Im August 2003 hatte Siemens, ein Unternehmen mit Expertenwissen im Bau von Atomanlagen, einen Vertrag über die Lieferung von 24 Kraftwerken unterzeichnet. Um das Geschäft perfekt zu machen, musste sich Siemens zu einem „Technologietransfer bei kleinen und mittleren Kraftwerken“ verpflichten. [34]

Pharma/Chemie
In Iran aktiv sind noch die deutschen Pharma- und Chemiegiganten BASF und Bayer. Der Leverkusener Konzern Bayer ist mit einem zweistelligen Millionen-Betrag in Iran beteiligt, der vor allem mit Agrochemikalien und Pharmaprodukten erzielt wird. [35] BASF Iran ist seit 1959 aktiv und repräsentiert das gesamte BASF-Portfolio, mit besonderem Schwerpunkt auf stark wachsenden Branchen wie Autos, Petrochemikalien (Katalysatoren) und Fasern. BASF Iran erzielte 2005 Umsätze in Höhe von etwa 70 Mio. Euro. 2006 waren es 42 Mio. Euro. [36]

Banken
2007 stellten drei große deutsche Banken ihre Iran-Geschäfte ein und wickeln nur noch alte Aufträge ab: Die Dresdner Bank begründete ihren Rückzug im August mit dem erhöhten „bürokratischen Aufwand“. Financial Times Deutschland berichtete, die Kreditlinie für Iran-Geschäfte umfasste bei der Dresdner in 2006 einen dreistelligen und 2007 einen zweistelligen Millionen-Betrag. [37] Im Juli stellte die Deutsche Bank ihre Aktivitäten ein und folgte damit dem Beispiel der Commerzbank. [38]
Auch die staatliche Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) hat das Geschäft massiv zurückgefahren. „In den Jahren 2006 und 2007 hat die KfW in Iran kein Neugeschäft abgeschlossen“, sagte ein Sprecher. Man halte lediglich alte Exportfinanzierungen von rund 350 Mio. Euro. [39]
Seit dem Ausstieg der deutschen Großbanken aus dem Iran-Geschäft geht es der Europäisch-Iranischen Handelsbank so gut wie nie. Nach Informationen des Magazins Spiegel wechseln reihenweise Maschinenexporteure und Handelsgesellschaften von ihrer deutschen Hausbank zur Europäisch-Iranischen Handelsbank. Das Institut steht zusammen mit den Banken Melli und Saderat auf der schwarzen Liste des US-Finanzministeriums. Am 14.11.07 besuchte eine Delegation iranischer Staatsbanker die Aufsichtsratssitzung der Handelsbank in Hamburg. An dem Treffen nahm auch ein Vertreter der Bonner Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht teil. Das Management stellte die besten Geschäftszahlen der Firmengeschichte vor. Der Bestand an Handelsfinanzierungen liege mit etwa drei Mrd. Euro doppelt so hoch wie 2006. [40] Nach einem EU-Gesetz muss zuerst eine Uno-Resolution feststellen, dass iranische Banken die iranische Atomrüstung finanzieren. Nur dann darf ein Mitgliedsland gegen das entsprechende iranische Unternehmen vorgehen. [41]
Anfang März berichtete der Spiegel, dass eventuell auch die Konten der in Deutschland tätigen Bank Melli sowie die Konten weiterer Einzelpersonen und Firmen mit Verbindungen zum Atomprogramm eingefroren werden sollen. Die Banken Melli und Saderat werden in der jüngsten Uno-Resolution 1803 lediglich unter Beobachtung gestellt. Die EU will nun offenbar einen Schritt weiter gehen. [42]

Widerstand der deutschen Wirtschaft:
Die deutsche Wirtschaft reagiert zurückhaltend auf mögliche Verschärfungen der Wirtschaftssanktionen gegen Iran. Teheran hätte keinen Grund mehr, seine Schulden zu begleichen, wenn die Hermes-Bürgschaften für Iran noch weiter reduziert oder ganz eingestellt würden. Dabei gehe es um Forderungen von rund 5,2 Mrd. Euro, bei deren Ausbleiben die Staatskasse einspringen müsste. [43]
Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) warnte vor „einseitigen Maßnahmen“ der EU oder der Bundesregierung. Die gesamte Staatengemeinschaft müsse sich an Sanktionen beteiligen, sonst seien sie unwirksam und verzerrten den Wettbewerb, sagte BDI-Referent Heiko Willems. [44]
„Die deutsche Wirtschaft wird sich an Sanktionen halten, wenn sie von den Vereinten Nationen beschlossen werden“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Außenhandelsverbands BGA, Gerhard Handke. „Von deutschen Sonderopfern halten wir aber nichts.“ Das Geschäft würde auch bei völlig unbedenklichen Gütern immer stärker in die Hände asiatischer Konkurrenten fallen, bestätigte BGA-Geschäftsführer Jens Nagel dem Handelsblatt. [45]
Die FDP-Bundestagsfraktion kritisierte, dass deutsche Firmen durch „informelle Sanktionen“ von legalen Geschäften abgehalten werden sollten. Für die Unternehmen müsse Rechtssicherheit geschaffen werden, forderte die Bundestagsabgeordnete der Liberalen, Elke Hoff. [46]
Der Spiegel weist darauf hin, dass deutsche Firmen, die sich zu einem ausländischen Boykott verpflichten, seit 1993 gegen das Außenwirtschaftsrecht verstoßen. Die Regel wurde eingeführt, weil mehrere arabische Staaten von ihren Handelspartnern verlangt hatten, auf alle Geschäfte mit Israel zu verzichten. Aus Angst um ihre Umsätze in arabischen Ländern gaben viele Firmen nach – und unterschrieben entsprechende Erklärungen. Um dies zu verhindern, droht die Verordnung mit Bußgeldern von bis zu 500.000 Euro. [47]
 

 


 

Footnotes:  

[1] „Merkel spricht vor US-Kongress,“ dpa, November 3, 2009, http://www.bt-news.de/html/unterticker/00_20091103121810_Merkel_spricht_vor_US_Kongress.html

[2] „Merkel spricht erstmal vor US-Kongress,“ Deutsche Welle Online, November 3, 2009, http://www.dw-world.de/dw/function/0,,12356_cid_4853618,00.html?maca=de-de_na-2225-xml-atom

[3] „Wer Israel bedroht, bedroht auch uns,“ RP Online, November 3, 2009, http://www.rp-online.de/politik/deutschland/Wer-Israel-bedroht-bedroht-auch-uns_aid_778021.html

[4] Weinthal, Benjamin; Keinon, Herb: „
Israel congratulates Merkel on election victory,“ The Jerusalem Post, September 29, 2009,
http://www.jpost.com/servlet/Satellite?cid=1253820688021&pagename=JPArticle%2FShowFull

[5] Ibid.

[6] „Merkel threatens energy sanctions against Iran,“ Agence France Presse, August 21, 2009, http://www.google.com/hostednews/afp/article/ALeqM5hZD8vpe7lQOqVGDnEz-LlSkrIFZg

[7] Sanger, David E.; Erlanger, Steven, Worth, Robert F.: „Tehran Rejects Nuclear Accord, Officials Report,“ The New York Times, October 29, 2009, http://www.nytimes.com/2009/10/30/world/middleeast/30nuke.html?hp

[8] Beste, Ralf: „Germany’s New Government Faces Tough Work Abroad,“ Der Spiegel Online, September 29, 2009, http://www.spiegel.de/international/world/0,1518,651808,00.html

[9] „German Ship Transporting Arms for Iran,“ Der Spiegel Online, October 12, 2009, http://www.spiegel.de/international/germany/0,1518,654596,00.html

[10] „Third Iran Gas Forum: September 26-27 in Tehran,“ Payvand News, September 23, 2009, http://www.payvand.com/news/09/sep/1260.html

[11] „Merkel will Handel mit Iran einschränken,“ Welt, November 12, 2007,
http://epaper.welt.de/download.php?zone=DWBE-HP&etag=2007-11-12&pages%5B%5D=1

[12] „Wirtschaft warnt vor deutschen Iran-Sanktionen,“ Welt, November 13, 2007,
http://www.welt.de/welt_print/article1357631/Wirtschaft_warnt_vor_deutschen_Iran-Sanktionen.html

[13] „Außenminister Steinmeier begrüßt neue Iran-Resolution,“ Agence France Presse, March 4, 2008,
http://de.news.yahoo.com/afp/20080304/tts-d-uno-iran-atom-c1b2fc3.html

[14] „Sanktionen gegen Iran sollen verschärft werden,“ Deutsche Welle Online, January 22, 2008, 
http://www.dw-world.de/dw/article/0,2144,3083730,00.html

[15] Balzli, Beat; Hammerstein, Konstantin von; Reiermann, Christian; Reuter, Wolfgang,
Der Spiegel, 47/2007 (19.11.07), page 82;
English: http://www.spiegel.de/international/world/0,1518,518503,00.html

[16] Weinthal, Benjamin, „Bruch zwischen Berlin und Wien“, Welt, January 23, 2008,
http://www.welt.de/welt_print/article1583893/Bruch_zwischen_Berlin_und_Wien.html

[17] Web site of the German-Iranian Chamber of Commerce, access as of March 3, 2008,  http://iran.ahk.de/

[18] „Deutschland fährt Exporte in den Iran offenbar stark zurück“, Agence France Presse, February 12, 2008,
http://de.news.yahoo.com/afp/20080212/tbs-d-iran-uno-handel-aussenhandel-atom-f41e315_1.html ; „Wirtschaft warnt vor deutschen Iran-Sanktionen,“ Welt, November 13, 2007,
http://www.welt.de/welt_print/article1357631/Wirtschaft_warnt_vor_deutschen_Iran-Sanktionen.html

[19] Herrmann, Rainer: „Iran zeigt sich unbeieindruckt,“ FAZ, March 5, 2008, Nr. 55, p. 12.

[20] Rinke, Andreas: „Deutsche Iran-Importe steigen trotz politischen Drucks,“
Handelsblatt, January 8, 2008, http://www.handelsblatt.com/News/Unternehmen/Aussenwirtschaft/_pv/_p/302044/_t/ft/_b/1374835/default.aspx/deutsche-iran-importe-steigen-trotz-politischen-drucks.html

[21] Ibid.

[22] Web site of the German Foreign Ministry, access as of March 3, 2008,  
http://www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/Laenderinformationen/Iran/Bilateral.html
(completed with data 2007); Bundesagentur für Außenwirtschaft: „Wirtschaftstrends
kompakt – Iran, Jahreswechsel 2007/08″, http://www.bfai.de/DE/Content/__SharedDocs/Links-Einzeldokumente-Datenbanken/fachdokument.html?fIdent=MKT20080129124937

[23] „Sanktionen verhindern neue Großprojekte in Iran,“ FAZ, July 30, 2007, p. 9.; „Ausfuhrgewährleistungen der Bundesrepublik Deutschland. Das
Geschäftsjahr 2006 im Überblick,“ BMWi p. 66.
http://agaportal.de/pdf/jahresbericht/aga_jb_2006.pdf

[24] „Deutschland fährt Exporte in den Iran offenbar stark zurück,“ Agence France Presse, February 12, 2008,
http://de.news.yahoo.com/afp/20080212/tbs-d-iran-uno-handel-aussenhandel-atom-f41e315_1.html; Mufson, Steven; Wright, Robin: „Iran Adapts to Economic Pressure,“
Washington Post, October 29, 2007, http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/content/article/2007/10/28/AR2007102801424_pf.html
Rinke, Andreas und Brüggmann, Mathias: „Regierung bremst Iran-Bürgschaften,“
Handelsblatt, February 11, 2008,
http://www.handelsblatt.com/News/Unternehmen/Aussenwirtschaft/_pv/_p/302044/_t/ft/_b/1389083/default.aspx/regierung-bremst-iran-buergschaften.html

[25] Herrmann, Rainer: „Iran zeigt sich unbeieindruckt,“ FAZ, March 5, 2008, Nr. 55, p. 12.

[26] Ibid.

[27] „Wirtschaft warnt vor deutschen Iran-Sanktionen,“ Welt, November 13, 2007,
http://www.welt.de/welt_print/article1357631/Wirtschaft_warnt_vor_deutschen_Iran-Sanktionen.html

[28] Balzli, Beat; Hammerstein, Konstantin von; Reiermann, Christian; Reuter, Wolfgang,
Der Spiegel, 47/2007 from November 19, 2007, p. 82.; English: http://www.spiegel.de/international/world/0,1518,518503,00.html

[29] Ibid.; „Wirtschaft warnt vor deutschen Iran-Sanktionen,“ Welt, November 13, 2007,
http://www.welt.de/welt_print/article1357631/Wirtschaft_warnt_vor_deutschen_Iran-Sanktionen.html

[30] Ibid.

[31] „Gaspipeline: RWE steigt bei Nabucco ein,“ Manager-Magazin.de, February 5, 2008,
http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,533291,00.html
;
„Wirtschaft warnt vor deutschen Iran-Sanktionen,“ Welt, November 13, 2007,
http://www.welt.de/welt_print/article1357631/Wirtschaft_warnt_vor_deutschen_Iran-Sanktionen.html

[32] „Wirtschaft warnt vor deutschen Iran-Sanktionen,“ Welt, November 13, 2007,
http://www.welt.de/welt_print/article1357631/Wirtschaft_warnt_vor_deutschen_Iran-Sanktionen.html

[33] Balzli, Beat; Hammerstein, Konstantin von; Reiermann, Christian; Reuter, Wolfgang,
Der Spiegel, 47/2007 from November 19, 2007, p. 82.; English: http://www.spiegel.de/international/world/0,1518,518503,00.html

[34] „Iran, Siemens sign $570mn train deal,“ Agence France Presse/Middle East Times, November 14, 2006,
http://www.metimes.com/storyview.php?StoryID=20061114-095520-1324r

[35] „Wirtschaft warnt vor deutschen Iran-Sanktionen,“ Welt, November 13, 2007,
http://www.welt.de/welt_print/article1357631/Wirtschaft_warnt_vor_deutschen_Iran-Sanktionen.html

[36] BASF Iran, access as of September 1, 2007 and March 3, 2008, http://www.basf.co.ir/

[37] „Dresdner Bank stellt Iran-Geschäfte ein,“ Financial Times Deutschland, Angela Maier
(Frankfurt) and Mark Schieritz (Tehran), August 21, 2007,
http://www.ftd.de/unternehmen/finanzdienstleister/:Dresdner%20Bank%20Iran%20Gesch%E4fte/242188.html

[38] „Contra Iran,“ FAZ, July 30, 2007, p. 9.

[39] Balzli, Beat; Hammerstein, Konstantin von; Reiermann, Christian; Reuter, Wolfgang,
Der Spiegel, 47/2007 from November 19, 2007, p. 82.; English: http://www.spiegel.de/international/world/0,1518,518503,00.html

[40] Ibid.

[41] Ibid.

[42] „EU will iranische Bankkonten einfrieren lassen,“ Der Spiegel Online, March 8, 2008,
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,540264,00.html

[43] Rinke, Andreas und Brüggmann, Mathias: „Regierung bremst Iran-Bürgschaften,“
Handelsblatt, February 11, 2008,
http://www.handelsblatt.com/News/Unternehmen/Aussenwirtschaft/_pv/_p/302044/_t/ft/_b/1389083/default.aspx/regierung-bremst-iran-buergschaften.html

[44]  „Wirtschaft warnt vor deutschen Iran-Sanktionen,“ Welt, November 13, 2007,
http://www.welt.de/welt_print/article1357631/Wirtschaft_warnt_vor_deutschen_Iran-Sanktionen.html

[45] Ibid.

[46] „Deutschland fährt Exporte in den Iran offenbar stark zurück“, Agence France Presse, February 12, 2008,
http://de.news.yahoo.com/afp/20080212/tbs-d-iran-uno-handel-aussenhandel-atom-f41e315_1.html

[47] Balzli, Beat; Hammerstein, Konstantin von; Reiermann, Christian; Reuter, Wolfgang,
Der Spiegel, 47/2007 from November 19, 2007, p. 82.; English: http://www.spiegel.de/international/world/0,1518,518503,00.html

 

 

 


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