Nichts mehr gratis?

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Nichts mehr gratis?

HonestReporting Media BackSpin, 21. April 2010

Alex Margolin, HonestReportings Redakteur für Soziale Medien, trägt gelegentlich mit Beiträgen zu relevanten Themen bei. Er zeichnet für HonestReporting bei Facebook verantwortlich.

In guten alten Zeiten stand das Internet für Gratisinhalte.

Contents, für die die Nutzer in einer Welt der anfassbaren Gegenstände zahlten, also Musik, News, Software – waren dennoch online bequem in kostenlosen digitalen Versionen erhältlich.

Auch wenn es weiterhin viele Inhalte frei online gibt, scheint die momentane Entwicklung gegen das „Gratis“-Prinzip zu sprechen, zumindest für Sujets, die in der realen Welt Bedeutung haben. Filesharing-Seiten wie Napster, die der Musikindustrie zusetzten, sind kaum noch präsent und wurden durch iTunes ersetzt, die für jeden Song eine kleine Gebühr verlangen.

Wie die Schallplattenindustrie setzt nun auch das Zeitungsgeschäft darauf, dass die Kunden für Inhalte Geld berappen würden. Ruport Murdochs Wall Street Journal hat bereits damit begonnen, für die meisten Artikel Geld zu verlangen und die NY Times will 2011 nachziehen. Andere Publikationen wie die Financial Times prosperieren erfolgreich mit ihren eigenen kostenpflichtigen Seiten.

Auch die Sozialen Medien erkennen, dass sich die Zeiten geändert haben. Während die Medienriesen Google, Facebook, YouTube und Twitter wohl dank ihrer Werbeeinnahmen weiterhin frei anbieten [können], sind sich die kleineren Player im Pool nicht so sicher. Diese Woche erst gab Ning, das seinen Nutzern gestattet, ihre eigenen sozialen Netwerke aufzubauen, bekannt, dass es seinen kostenlosen Service auslaufen lassen wird, um alle Ressourcen seinen zahlenden Kunden zur Verfügung zu stellen.

In einer vielsagenden Notiz teilte Ning-Chef Jason Rosenthal mit, dass er 75% seines Daten-Traffics mit festen und aktiven Kunden des Premium-Services abdecken würde, also mit Nutzern, die für die Dienstleistungen zahlten. In einer Stellungnahme brachte es Technik-Blogger David Heinemeier Hansson auf den Punkt: „Der ‘verschenke-es-und-sie-werden-anbeißen-und-wir-werden reich‘-Automatismus führt heute genauso in die Pleite wie 2001.“

Was also bedeutet diese Akzentverschiebung für Israels Öffentlichkeitsarbeit? Sie besagt einerseits, dass voreingenommene Medienberichterstattung schwerer zu überwachen und zu kontern sein wird, andererseits aber auch, dass weniger Adressaten erreicht werden. Ein Aufwärtstrend für kostenpflichtige Internetangebote bedeutet [aber; bd], dass heute aktiv wirkende Anbieter mit Guerilla-Marketingmethoden es schwerer haben werden, ihre Inhalte (Nachrichten) über das Netz zu verbreiten.

Internetnutzer haben bisher jedoch große Flexibilität bewiesen, wenn es darum ging, den kostenlosen Charakter des Netzes zu bewahren. Gehen Sie einmal davon aus, dass sich neue Technologien herausbilden, denen es gelingt, die Lücken zu füllen, die durch die kostenpflichtigen Webseiten gerissen werden.

Abschließende Frage: Gehen Sie davon aus, dass Sie einem Blatt wie der NY Times eher über einen kostenpflichtigen Inhalt oder über eine kleine Gebühr für einen Artikel beikommen?

Alex Margolin hat dazu schon im Januar 2010 einen Artikel verfasst, der sich dem Thema widmet: Aufgebaute Projekte stützen und fortführen

———–
P.S.: Dank an HEPLEV für die Mitarbeit.

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Alex Margolin, HonestReportings Redakteur für Soziale Medien, trägt gelegentlich mit Beiträgen zu relevanten Themen bei. Er zeichnet für HonestReporting bei Facebook verantwortlich.

In guten alten Zeiten stand das Internet für Gratisinhalte. Contents, für die die Nutzer in einer Ziegel- und Mörtelwelt zahlten, also Musik, News, Software – waren dennoch online bequem in kostenlosen digitalen Versionen erhältlich.

Auch wenn es weiterhin viele Inhalte frei online gibt, scheint die momentane Entwicklung gegen das „Gratis“-Prinzip zu sprechen, zumindest für Sujets, die in der realen Welt Bedeutung haben. Filesharing-Seiten wie Napster, die der Musikindustrie zusetzten, sind kaum noch präsent und wurden durch iTunes ersetzt, die für jeden Song eine kleine Gebühr verlangen.

Wie die Schallplattenindustrie setzt nun auch das Zeitungsgeschäft darauf, dass die Kunden für Inhalte Geld berappen würden. Ruport Murdochs Wall Street Journal hat bereits damit begonnen, für die meisten Artikel Geld zu verlangen und die NY Times will 2011 nachziehen. Andere Publikationen wie die Financial Times prosperieren erfolgreich mit ihren eigenen kostenpflichtigen Seiten.

Auch die Sozialen Medien erkennen, dass sich die Zeiten geändert haben. Während die Medienriesen Google, Facebook, YouTube und Twitter wohl dank ihrer Werbeeinnahmen weiterhin frei anbieten [können], sind sich die kleineren Player im Pool nicht so sicher. Diese Woche erst gab Ning, das seinen Nutzern gestattet, ihre eigenen sozialen Netwerke aufzubauen, bekannt, dass es seinen kostenlosen Service auslaufen lassen wird, um alle Ressourcen seinen zahlenden Kunden zur Verfügung zu stellen.

In einer vielsagenden Notiz teilte Ning-Chef Jason Rosenthal mit, dass er 75% seines Daten-Traffics mit festen und aktiven Kunden des Premium-Services abdecken würde, also mit Nutzern, die für die Dienstleistungen zahlten. In einer Stellungnahme brachte es Technik-Blogger David Heinemeier Hansson auf den Punkt: „Der ‘verschenke-es-und-sie-werden-anbeißen-und-wir-werden reich‘-Automatismus führt heute genauso in die Pleite wie 2001.“

Was also bedeutet diese Akzentverschiebung für Israels Öffentlichkeitsarbeit? Sie besagt einerseits, dass voreingenommene Medienberichterstattung schwerer zu überwachen und zu kontern sein wird, andererseits aber auch, dass weniger Adressaten erreicht werden. Ein Aufwärtstrend für kostenpflichtige Internetangebote bedeutet [aber; bd], dass heute aktiv wirkende Anbieter mit Guerilla-Marketingmethoden es schwerer haben werden, ihre Inhalte (Nachrichten) über das Netz zu verbreiten.

Internetnutzer haben bisher jedoch große Flexibilität bewiesen, wenn es darum ging, den kostenlosen Charakter des Netzes zu bewahren. Gehen Sie einmal davon aus, dass sich neue Technologien herausbilden, denen es gelingt, die Lücken zu füllen, die durch die kostenpflichtigen Webseiten gerissen werden.

Abschließende Frage: Gehen Sie davon aus, dass Sie einem Blatt wie der NY Times eher über einen kostenpflichtigen Inhalt oder über eine kleine Gebühr für einen Artikel beikommen?

Alex Margolin hat dazu schon im Januar 2010 einen Artikel verfasst, der sich dem Thema widmet: Aufgebaute Projekte stützen und fortführen

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P.S.: Dank an HEPLEV für die Mitarbeit.

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