Deutsche Bank boykottiert israelischen Rüstungskonzern

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Jerusalem, 30. Mai 2010 – „Die Deutsche Bank ist raus und hat keine
Beteiligung an Elbit Systems.“ Das erklärte Josef Ackermann,
Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank am Freitag. Noch vor zwei Wochen
hatte Ackermann die Aktien des größten israelischen Rüstungskonzerns
empfohlen. Elbit Systems entwickelt elektronische Ausstattung für
Kampfflugzeuge, Drohnen und optische Geräte für die Weltraumindustrie. Und
jetzt gab eine der größten  Banken der Welt dem Druck pro-palästinensischer
oder eher anti-israelischer Organisationen wie pax Christi und „Ärzte für
die Verhütung des Atomkrieges“ (IPPNW) nach. Deutsche Bank verkaufte ihre
zwei Prozent Anteile (50.788 Aktien) an der mit über zwei Milliarden Dollar
an der New Yorker Börse registrierten israelischen Firma.
„Das ist ein Riesenerfolg“, freute sich pax christi-Vizepräsidentin Wiltrud
Roesch-Metzler. Dr. Sabine Farrouh, IPPNW-Vorstandsmitglied, erklärte: „Das
ist ein Bekenntnis zu ethischen Standards wie des Global Compact Netzwerks
und der OECD“.
Die beiden „Friedensorganisationen“ hatten gemeinsam mit dem „Dachverband
der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre“ vor der Hauptversammlung der
Deutschen Bank moniert, dass der israelische Konzern elektronische Kameras
und Sichtgeräte produziere, die entlang des „völkerrechtswidrigen
Sperrwalls“ eingesetzt würden.
Die von Elbit angelieferten Geräte dienen dazu, entlang der zu 95 Prozent
aus einem Zaun bestehenden „Mauer“ das Gelände zu beobachten, um potentielle
Selbstmordattentäter auf dem Weg in israelisches Territorium abzufangen.
Weil der Sperrwall teilweise auf „palästinensischem Gebiet“ errichtet worden
sei, gilt er bei „Friedensorganisationen“ als „Apartheidmauer“ und als
„Menschenrechtsverletzung“.
Nach israelischer Darstellung hat der Sperrwall wirksam die blutige Intifada
und die Massenmorde an Israelis durch palästinensische Selbstmordattentäter
gestoppt. Seit 2007 schafften es nur noch sehr selten „palästinensische
Widerstandskämpfer“, mit Sprengstoff nach Israel einzudringen, um sich in
Bussen und Restaurants zu sprengen.
Jamal Juma von der palästinensischen „Stop the Wall“ (Stoppt die Mauer)
Organisation redete von einem „großen Sieg“ und erklärte, dass Josef
Ackermann „einer konzertierten Kampagne deutscher
Menschenrechtsorganisationen“ Folge geleistet habe. Während der
Hauptversammlung habe es in Frankfurt eine „lebhafte Demonstration“ vor dem
Bankgebäude gegeben. Eine Sprecherin der Organisation gestand auf Anfrage,
dass der ehemalige palästinensische Premierminister Ahmad Qureia, der bis
vor einem Jahr noch die Friedensverhandlungen mit der israelischen
Außenministerin Zipi Livni führte, tatsächlich mit seinen Firmen den Zement
für die Mauersegmente geliefert habe. „Ich glaube, dass der bestraft wurde“,
meinte die Frau. Sie wusste nichts von einem Boykott dieser
palästinensischen Zementfirmen. Recherchen ergaben, dass Qureia der
„Korruption“ und Kollaboration mit Israel beschuldigt wurde. Doch bestraft
wurde er nicht.
Ein Sprecher des palästinensischen National Komitees (BNC), einem
Dachverband der größten palästinensischen „Massenorganisationen,
Gewerkschaften, Netzwerke und Organisationen“ erklärte: „Die
palästinensische Zivilgesellschaft begrüßt wärmstens den prinzipiellen
Beschluss der Deutschen Bank, ihr Komplizentum mit der israelischen
Unterdrückung des palästinensischen Volks zu beenden.“ Der Sprecher rief
alle „Deutschen mit Gewissen und Unterstützer von Menschenrechten“ auf,
israelische oder internationale Konzerne zu boykottieren, die von Israels
„Besatzung und Apartheid“ profitieren.
Eine Sprecherin von Elbit verweigerte jegliche Reaktion auf den Beschluss
der Deutschen Bank, „weil wir eine kommerzielle Firma sind und keine
politische Organisation“.
Elbit wurde 1996 gegründet. Ihr Generaldirektor ist Michael Federmann, Sohn
von Jekutiel Federmann, der in Chemnitz mit Stefan Heym in die Schule ging,
vor den Nazis nach Palästina flüchten konnte und die Dan-Hotels aufbaute. Zu
der Hotel-Kette gehört auch das berühmte King David Hotel in Jerusalem. Der
Vorstandsvorsitzende von Elbit heißt zufällig genauso wie der Vorsitzende
der Deutschen Bank: Josef Ackermann.
Der Berliner Korrespondent Eldad Beck, der im israelischen Massenblatt
Jedijot Achronot auf einer Doppelseite über den Beschluss der Deutschen Bank
berichtete, sagte auf Anfrage: „Wie man es auch dreht, ist das ein
peinlicher Beschluss, der in den deutschen Medien bisher kaum beachtet
wurde.“ Seine Zeitung erinnerte bei der Gelegenheit daran, dass die Deutsche
Bank mit den Nazis eng zusammengearbeitet habe. Die Deutsche Bank habe sich
jüdisches Eigentum angeeignet, die Gestapo finanziert und die Kredite für
den Aufbau des Vernichtungslagers Auschwitz geliefert.

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