Kommentar Liebermans Kateridee

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Jerusalem, 16. Juli 2010 – Der Vorschlag des israelischen Außenministers Avigdor Lieberman, den Gazastreifen abzustoßen, Israels Besatzung gänzlich zu beenden und den chaotischen Landstreifen mit 1,5 Millionen Einwohnern, ausgerechnet unter europäische Obhut zu stellen, ist ein genialer politischer Schachzug.
Lieberman besann sich auf die Europäer, weil sie Israels Blockade des Gazastreifens für eine „Kollektivbestrafung“ halten, die Absperrung für völkerrechtswidrig halten, Israels Recht auf Grenzkontrollen anfechten und Freizügigkeit für die Bewohner von Gaza fordern. Bitteschön: Weder Israel noch Ägypten, die gemeinschaftlich die Blockade aufrecht erhalten, können gezwungen werden, Menschen aus Gaza einzulassen.
Dann sollen halt die Europäer Farbe bekennen. Mit einer Anerkennung der „demokratisch gewählten“ Hamas als legitime Regierung des Gazastreifens könnte nach Ende des israelischen Besatzungsregimes der Hafen von Gaza geöffnet werden. Das wäre freie Fahrt für Hilfsgüter und Freizügigkeit gewährt. Dann wäre auch schon ein erster palästinensischer Staat gegründet. Da die Europäer ohnehin schon die Stromherstellung im Gazastreifen finanzieren, „weil es im Gazastreifen nicht üblich ist, die Stromrechnung zu zahlen“ (so ein EU-Vertreter bei einer Pressekonferenz in Jerusalem), könnten die Europäer dann auch gleich den ganzen Strom, und alles in Gaza benötigte Trinkwasser liefern, so auch für das frisch eröffnete Swimmingpool mit olympischen Ausmaßen.
Den wirtschaftlichen Verlust, künftig keine Lychees, Passionsfrüchte und Kirschen (zum Preis von 12 Euro das Kilo) mehr nach Gaza liefern zu können, werden die Israelis wohl noch gerade verkraften.
Sowie Israel dann seine Grenze zu Gaza hermetisch geschlossen hätte, würde die französische Fremdenlegion darauf achten müssen und können, dass es zu keinen Menschenrechtsverletzungen mehr durch Israelis käme. Das wäre doch ein halber Schritt zum Weltfrieden, wenn nicht mutmaßlich die Europäer mit einem „Nein, Danke“ antworten und erklären, dass sie es so nicht gemeint hätten.
Aus guten Gründen kommen die Ägypter in Liebermans Vorschlag nicht vor. Denn die haben schon abgewunken. Die Ägypter haben nicht das geringste Interesse, Israels schlimmste Kopfschmerzen zu übernehmen und die gefährlichsten Verbündeten der Moslembrüder zu unterstützen, die Ägyptens Bestand in Frage stellen.


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