Ein im Voraus geplanter spontaner Grenzkrieg?

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Ein im Voraus geplanter spontaner Grenzkrieg?

HonestReporting Media BackSpin, 4. August 2010

Tim Marshall von Sky News trifft den Nagel auf den Kopf:

Das kleine südlibanesische Dorf Adeesa ist nicht als Ort bekannt, an dem Journalisten herumhängen, um auf irgendein Ereignis zu warten. Deshalb ist es schon seltsam, dass etliche libanesische Reporter, Kameraleute und Fotografen sich zusammen mit der libanesischen Armee dort aufhielten, bevor am gestrigen Dienstag der Schusswechsel zwischen israelischen und libanesischen Soldaten daselbst begann.

Die Israelis fällen oder stutzen an dieser Stelle der Grenze oft Bäume, da sie topografisch höher gelegen ist und sie ihnen eine freiere Sicht auf die tiefer gelegenen libanesischen Dörfer ermöglicht. Am [gestrigen] Dienstag informierten die IDF-Baumdoktoren, oder wie auch immer man sie nennen mag, wie üblich die UNIFIL, dass sie Bäume auf ihrer Seite entfernen wollten. Dies geschah um 6.00 Uhr vormittags; die Arbeit begann um 9.00 Uhr. Die UN erbat sich einen Aufschub, um ihre Beobachtungstrupps zu instruieren, und sie gab der libanesischen Armee die Daten weiter. Die Arbeiten begannen dann um 11.00 Uhr.

Die UNO hat klargestellt, dass die Israelis auf ihrer Seite der Grenze operierten und öfter Gebüsche und Bäume entfernen. Dies ist immer von der libanesischen Armee beobachtet worden – in der Regel ohne Zwischenfälle.

Die israelischen Medien kannten diese Routinepläne entweder nicht oder fanden sie nicht berichtenswert – „Schocker: IDF fällt wieder einen Baum!“ wäre wohl von dem verantwortlichen Redakteur gestutzt worden.

Aber auf der anderen Seite der Grenze hatten sich gegen 11.00 Uhr die libanesischen Medien eingefunden, um dieses Routineereignis zu filmen, was zu der Frage führt: Warum? Einer von ihnen bezahlte mit seinem Leben, wurde durch israelisches Feuer getötet; ein anderer bekam einen Schluss ins Bein ab. Mindestens drei libanesische Soldaten starben, wie ein hochrangiger israelischer Offizier verlautbarte.

Es existiert kein Beleg dafür, dass jemand auf der libanesischen Seite den Medien den Tipp gegeben hätte, eine Routineoperation würde in einem größeren Zwischenfall münden, von dem sich jemand Filmmaterial erhofft hätte.

Dazu passend: Tödliches Spiel im Libanon [In Englisch]

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