Vier Gründe, warum die Silwan-Fotos nach abgekartetem Spiel riechen

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Vier Gründe, warum die Silwan-Fotos nach abgekartetem Spiel riechen

HonestReporting.com Media BackSpin, 10. Oktober 2010

Um eine professionellere Bewertung des Fotos von Steinewerfern in Silwan zu bekommen, die von einem israelischen Auto überfahren wurden, sprach ich mit dem altgedienten Fotografen und Bildberater David Katz. Er bietet vier Gründe dafür, dass der Vorfall nach abgekartetem Spiel riecht:
(Das Video, auf das Katz sich bezieht, ist hier zu sehen.)

1. Der Ort

Silwan ist nicht wirklich der Ort mit den meisten Spannungen. Fotografen, die auf Steinwürfe warten, würde man viel eher an Orten wie Bilin oder Hebron finden. Du hängst nicht in Silwan rum, außer du weißt vorher schon, dass etwas passieren wird.

Außerdem sind die einzigen Fotografen, die in Silwan sicher arbeiten können, diejenigen, die den Leuten dort bereits bekannt sind. Neulingen würde nicht erlaubt werden, dort zu agieren, und sie befänden sich in physischer Gefahr. Das habe ich gesehen.

2. Die Position des Fotografen

Wenn Fotografen sich auf etwas vorbereiten, aber nicht sicher sind, wie lange das dauern wird, tendieren sie dazu,  sich nahe bei einander zu positionieren. Hier haben sich die Fotografen auf unterschiedliche Stellen der Szenerie verteilt. Es scheint, dass jeder seine eigene, einzigartige Position beziehen wollte.

Rund um Silwan hat Israel Überwachungskameras installiert; also könnte es von dem Geschehen dort Videobilder geben – vor, während und nach den Steinwürfen. Falls ja, gibt es einige Dinge, nach man bedenken müsste. An welchem Punkt nahmen die Fotografen ihre Positionen ein? Die dort geparkten anderen Autos: Wurden sie gezielt dort abgestellt? An welchem Punkt wurde das Heckfenster getroffen? Wenn andere Autos vor den Steinwürfen sichere Durchfahrt gehabt hätten, würde das ein Licht darauf werfen, ob sie den Fahrer erwischen wollten [der Fahrer war David Be’eri, der Direktor von Elad, die dafür werben, dass jüdische Familien in Ostjerusalem wohnen] oder ob sie ihn zufällig erwischten.

Wenn die Steinwürfe wirklich spontan waren, hätten die Kids von oben werfen sollen. Das ist für sie sicherer und sie könnten genauso viel Schaden, wenn nicht mehr anrichten. Aber das ist weniger fotogen.

3. Reaktionen zur Fahrerflucht

Wenn ein Auto auf dich zufährt und ein Kind trifft, dann dreht sich dein erster Gedanke um die persönliche Sicherheit und was dem Jungen passiert. Aber wenn man sich das Video ansieht, dann sieht niemand verängstigt aus, niemand schreit entsetzt. Die Kinder werfen einfach weiter Steine und die Fotografen fotografieren weiter.

Ich muss mich fragen, was die Fotografen erwarteten. Was hätten sie gemacht, wenn das Auto angehalten hätte? Jeder dort weiß, dass, wenn ein Auto mit Steinen beworfen wird, der Fahrer sich in großer Gefahr befindet, wenn er einfach anhält. Haben die Fotografen gedacht, das würde passieren?

Als Menschen hätten die Fotografen die Polizei benachrichtigen sollen. Aber die heutigen Nahost-Fotografen sind anders. Warum sollte man wegen der Natur des Geschäfts – es ist ein Goldesel – ein gutes Bild versauen?

4. Die Dynamik der inszenierten Steinwurf-Vorfälle

Erwachsene, vielleicht einer der örtlichen Ortsältesten, werden den Kids gesagt haben, dass sie die Steine werfen sollen. Ein weiterer Erwachsener, der Verbindungen zu und Freunde bei den Fotografen hat, wird denen einen Tipp gegeben haben.

Es ist die totale Absprache. Warum? Es geht entweder um Geld, um Politik oder beides. Die Nachrichtenagenturen wollen diese Bilder, weil sie sich verkaufen; und sie passen in ihre Weltsicht. Die Fotografen wissen, dass diese Art Bilder bewegen werden. Am wichtigsten ist: Wenn es dort keine Fotografen gegeben hätte, hätte es keinen Vorfall gegeben.

Zugehöriger Lesestoff: Border Clash: A Case Study in Reuters Photography

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