‘Das Israel dieser Tage benimmt sich wie ein verzogenes Kind‘

  • 0

‘Das Israel dieser Tage benimmt sich wie ein verzogenes Kind‘

HonestReporting Media BackSpin, 20. Oktober 2010

NY Times-Kolumnist Thomas Friedman meint, Israel benehme sich in diesen Tagen „wie ein verzogenes Kind“:

Es ist ein Beispiel dafür, wie verzogen Israel nach Abermilliarden Dollar US-Hilfe und 300.000 Siedlern, die es sich in der West Bank gemütlich eingerichtet haben, geworden ist, und dass Israel keine Gewissensbisse hat, ein amerikanisches Ansinnen zwecks längerer Einfrierung der Siedlungstätigkeit verächtlich zurückzuweisen – dem einzigen Mittel der Vereinigten Staaten, Israel ein Friedensabkommen mit den Palästinensern zu sichern.

Friedman darf seinen Standpunkt natürlich darlegen. Aber Präsident Obamas Angebot – einschließlich amerikanischer Rüstungsunterstützung und Veto-Absicherung in der UNO im Austausch für eine einmalige 60-tägige Ausweitung des kürzlich abgelaufenen Siedlungs-Moratoriums – kann nicht so holzschnittartig gesehen werden wie Friedman es darstellt.

Ohne Stellung dazu beziehen, ob Israel zustimmt oder nicht, sollte man folgende drei Überlegungen berücksichtigen:

1. Wenn das US-Angebot wirklich so simpel wäre, würde ich davon ausgehen, dass der israelische Premierminister und die Konservativen den Deal akzeptiert hätten. [Die, bd] Siedler wären für 60 Tage gebunden und die USA befänden sich in keiner Position, eine Verlängerung des Moratoriums zu verlangen, gleich, welches Ergebnis Friedensgespräche im darauf folgenden Zeitraum bringen würden.

2. Da ist wahrscheinlich mehr dran als berichtet wird. Ich mutmaße, dass die USA als Gegenleistung für ihre happigen Investitionen einen Siedlungsbaustopp von mehr als 60 Tagen erwarten.

Versucht der Premierminister, einen Präzedenzfall zu vermeiden, der möglicherweise Siedlungsaktivitäten während der Dauer von Verhandlungen einfrieren würde? [Oder, bd] gibt es andere ungeschriebene Vereinbarungen, von denen wir erst Jahre später erfahren?

3. Friedman wäre gut beraten, sich an die Rolle der NY Times beim Versuch der Entwirrung der Abmachungen zu erinnern, die zwischen Ariel Sharon und George Bush Jr. ausgerechnet zu den Siedlungen getroffen worden waren.

Verzogen?

Keinesfalls.

Nur vorsichtig. Und das berechtigterweise.


Hinterlasse eine Antwort