Reuters verschickt Pressemitteilungen über redaktionelle Feeds

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Reuters verschickt Pressemitteilungen über redaktionelle Feeds

HonestReporting Media BackSpin, 29. Dezember 2010

Solange Zeitungen für die Publizierung von Anzeigen Geld entgegennehmen, solange bereiten Spannungen zwischen Angestellten, die für deren Inhalt verantwortlich sind (Redakteure und Personal für die Nachrichtenaufbereitung) und den Mitarbeitern Sorgen für das, was letzten Endes herauskommt (also für das Anzeigenteam).

Normalerweise spielen sich mögliche Interessenkonflikte auf dem Niveau eines Restaurantbesitzers ab, der auf einen netten Bericht in der Lokalzeitung drängt, wo er regelmäßig Anzeigen schaltet. Der Restaurantbesitzer will gewöhnlich mit seiner Kontaktperson für Werbeanzeigen in Verbindung treten, er wird auf eine Story drängen und im ungünstigsten Fall abgewiesen.

„Mir geht es nicht um den Inhalt. Man soll es nur mit dem richtigen Redakteur abwickeln“, so lautet seit Jahren die höfliche, aber bestimmte Antwort manches Anzeigenverkäufers.

Und damit kommen wir zu Reuters. IR Web Report zufolge begann Reuters vor kurzem damit, Presseveröffentlichungen ihrer Kunden in ihre Nachrichten-Feeds zu integrieren.

Eine der fünf Prinzipien lautet: „Thomson Reuters liefert unparteiische und zuverlässige Informationen an Zeitungen, Nachrichtenagenturen, Moderatoren und andere Medienteilhaber sowie Regierungsgeschäfte, Institutionen, Einzelpersonen und andere, mit denen Thomson Reuters Verträge hat oder eingehen könnte.“

Die Reuters-News-Feeds jedoch, die an Yahoo! Finance übermittelt worden waren, enthalten plötzlich komplette, nicht editierte Presseveröffentlichungen von Thomson Reuters-Vertragspartnern inmitten neuer Reuters-Artikel. Presseveröffentlichungen von Kunden, die nicht mit Reuters kooperieren, werden nicht über Yahoo! Finance verteilt. Die Schlagzeilen der Pressemitteilungen sind vom redaktionellen Inhalt der Nachrichtenagenturen praktisch nicht mehr zu unterscheiden.

Indem sie die Trennung zwischen redaktionellen und geschäftlichen Inhalten aufhob, hat Reuters auch die Tür zur öffentlichen Prüfung seiner Kunden und Rechtstitel geöffnet. Ich erhalte genug E-Mails, die wegen hartnäckig vertretener moderner Legenden nachfragen und es satt sind, dass Reuters von arabischen Interessengruppen kontrolliert wird.

Lesen Sie mehr, sehen Sie sich die screengrabs* an und urteilen Sie selbst.

Hat tip: @mickwe

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*Screengrabs sind Abbildungen kompletter Webseiten, siehe hier.

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