Kommentar Die Verurteilung von Katzav

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Jerusalem, 30. Dezember 2010 – Korruption und Sexualverbrechen von Spitzenpolitikern gibt es in vielen Ländern. „I did not have sexual relations with this woman.“ So beteuerte Präsident Bill Clintons seine Unschuld. Über den italienischen Premier Berlusconi kursieren die tollsten Gerüchte. Wie ein roter Faden ziehen sich Liebesgeschichten durch die Geschichtsbücher. Auch in der Bibel mangelt es nicht an fragwürdigen bis hin zu verbrecherischen Techtelmechteln.
Gleichwohl kann man lange suchen, ehe man weitere Fälle findet, in denen ein Staatsoberhaupt wegen Vergewaltigung und Sexualverbrechen erst aus seinem Amt getrieben und dann auch noch von einem Gericht rechtskräftig verurteilt wird. Nicht die Schwäche des Fleisches ist im Falle von Mosche Katzav das Besondere, sondern der Mut und die Fähigkeit der israelischen Anwaltschaft, sogar das Staatsoberhaupt vor Gericht zu zerren.
In der arabischen Welt hat das Urteil gegen Katzav ganz besonderes Erstaunen ausgelöst. Die übliche Darstellung Israels als ein rassistischer Staat, in dem Menschenrechte mit den Füßen  getreten werden, müssen die arabischen Medien wohl gründlich revidieren. Für die arabischen Berichterstatter ist ein von israelischen Rechtsexperten und den Medien überhaupt nicht beachteter Nebenaspekt kaum nachvollziehbar: Jener Richter, der am Donnerstag das Urteil über das ehemalige Staatsoberhaupt des jüdischen Staates ausgesprochen hat, heißt George Kara. Er ist ein christlicher Araber aus Jaffo, 1952 geboren und seit dem Jahr 2000 Bezirksrichter. „Kara ist ein sehr harter Richter, der sich im Gegensatz zu vielen anderen überhaupt nicht von den Zeitungen beeinflussen lässt. Kara gilt als völlig unbestechlich“, sagte ein Rechtsexperte der Universität Haifa, Oren Gazal-Ayal.


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