Afghanistan will seine Handelsbeziehungen mit dem Iran abbrechen

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Die afghanische Handelskammer hat dazu aufgerufen keine iranischen Waren mehr zu kaufen, falls der Iran weiterhin den Transit von Brenn- und Treibstoff nach Afghanistan blockiert.

Afghanische Unternehmer wollen keine iranischen Waren mehr kaufen, berichtet die afghanische Zeitung „Haschte Sobh“ („8 Uhr“) am 19. Januar. Qorban Haghjoo, Direktor der afghanischen Handelskammer sagte: „Kauft keine iranischen Waren. Dies wird Druck auf die iranische Wirtschaft ausüben. Afghanistan kann 90 Prozent der aus dem Iran importierten Waren im eigenen Land herstellen,“ berichtet „Haschte Sobh“.

Das afghanische Handelsministerium sagt, dass in diesem Jahr 40% weniger Brenn- und Treibstoff als im letzten Jahr auf dem afghanischen Markt sind. Dies wird auf den reduzierten Import zurückgeführt, woraufhin massive afghanische Proteste in den letzten Wochen entstanden. Iran sagt dagegen, die antiiranischen Proteste in Afghanistan würden von der NATO, England und Israel gesteuert werden.

Die afghanische Zeitung „Haschte Sobh“ („8 Uhr“) berichtete am 17. Januar über die Beschwerden des afghanischen Handelsministeriums in Bezug auf die Probleme, die der Iran gegenwärtig für die afghanische Wirtschaft verursache. Hunderte Tank-Lastwagen werden daran gehindert die afghanisch-iranische Grenze zu überqueren.

Laut „Haschte Sobh“ habe Anwarulhagh Ahadi, afghanischer Minister für Handel und Technologie, den Iran scharf kritisiert. Das afghanische Recht auf Transit durch den Iran sei verletzt worden. Ahadi sagte: „Wir haben mehr von unseren iranischen Freunden erwartet.“

Zwar haben in den letzten Tagen mehr Tanklastwagen die Grenze überquert, aber der Import wird seitens des Iran blockiert. Der afghanische Minister habe schon bei den zuständigen Behörden in Kasachstan angefragt, ob sofort zweihunderttausend Tonnen Brennstoff geliefert werden könnten, berichtet „Haschte Sobh“. Auch aus Russland soll in den nächsten zwei Wochen mehr Treibstoff nach Afghanistan geliefert werden. Turkmenistan und Pakistan seien schon in den letzten Wochen eingesprungen und haben mehr Brenn- und Treibstoff nach Afghanistan geliefert.

Die afghanische Nachrichtenagentur „Tolonews“ zitierte am 18. Januar Khanjan Alkosi, einen Sekretär der afghanischen Handelskammer wie folgt: „Unsere Unternehmen haben beschlossen, dass wir nicht mehr mit dem Iran Handel betreiben wollen. Die bestehenden Verträge werden in den nächsten Wochen auslaufen. Immerhin würden seit über zwei Monaten die Transitwege für Brennstoff blockiert werden.

Für die iranische Seite sieht die Sache ganz anders aus. England und Israel stünden hinter dem Komplott schrieb Farsnews. Die iranische Nachrichtenagentur Jahannews berichtete, dass Najibullah Kabuli, Ex-Mitglied des afghanischen Parlaments die „antiiranischen Unruhen“ organisieren würde. Kabuli würde mit NATO-Einheiten zusammenarbeiten und für seine Aktivitäten auch schon einige Tausend Dollars erhalten haben.

Die staatliche Nachrichtenagentur des Iran IRNA berichtete, dass nur manche afghanische Stellen solche Gerüchte verbreiten würden. Der Iran würde überhaupt keineswegs die Transporte nach Afghanistan verhindern. Täglich würden 15 Benzin-Tanker die Grenze nach Afghanistan überqueren. Höchstens 40 Benzin-Tanker dürften täglich die Grenze nach Afghanistan überqueren, berichtete Farsnews. Dieselbe Nachrichtenagentur meldete, dass die iranisch-afghanischen Beziehungen fest verankert seien und die Demonstranten nur „Elemente seien, die von Israel und England“ bezahlt würden.

Wie ILNA berichtete, wurde der afghanische Botschafter in Teheran in das iranische Außenministerium zitiert. Eine Protestnote wurde überreicht. Einige Tage zuvor hatte der iranische Botschafter in Kabul sogar die Verhaftung der afghanischen Demonstranten gefordert, berichtete BBC-Persian. Die afghanischen Demonstranten hatten zuvor Bilder iranischer Politiker vor der iranischen Botschaft in Kabul verbrannt.

Ein Nachrichtenportal der iranischen Regierung meldete gar, dass die Exporte des Iran nach Afghanistan in diesem Jahr um 25 Prozent zugenommen haben und rund 900 Millionen Dollar betragen. Diese Zahlen haben aber nichts mit dem Brennstofftransit zu tun. Daher kann die Meldung der iranischen Regierung als Augenwischerei bezeichnet werden.

BBC-Persian gab auf seiner Website seinen afghanischen und iranischen Lesern die Möglichkeit den iranisch-afghanischen Konflikt zu diskutieren. Ein afghanischer Leser kritisierte die iranische Regierung, die im Namen des Islam „verräterisch“ handle. Weiter schreibt der Leser in Bezug auf die iranische Regierung: „Diese Verräter der Geschichte bringen ihre politischen Gegner um, wie die libanesische Hisbollah den Ministerpräsidenten Hariri umbrachte.“ Die Hisbollah und die Taliban würden sich nicht unterscheiden, schreibt ein Afghane.

Ein iranischer Leser meint, der Iran soll überhaupt nicht mehr in Afghanistan investieren. Ein anderer will schlichten und meint, Iran und Afghanistan würden sprachlich, kulturell und historisch eigentlich zusammengehören.

Insgesamt überwiegen die kritischen afghanischen Stimmen. Ein Afghane schreibt beispielsweise auf der persischsprachigen BBC-Website: „Iran heißt Diktatur. Iran heißt Verrat gegenüber Afghanistan.“

 

 

Wahied Wahdat-Hagh ist Senior Fellow bei der European Foundation for Democracy in Brüssel.
http://europeandemocracy.org/


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