Des einen Terrorist – des anderen Loser

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Des einen Terrorist – des anderen Loser

HonestReporting Media BackSpin, 3. Mai 2011

• Des einen Terrorist ist des anderen Loser. Ein NY Times-Vermerk instruiert die Nachrichtenredaktion, auf Bin Laden nicht als Mr. zu verweisen.

Auf  Jills und Bills Wunsch ließen wir die förmliche Anrede für Bin Laden fallen.

Mit der Entfernung des „Mr.“ vor seinem Namen wurde beschlossen, dass wir stattdessen das „B“ bei Bin Laden groß schreiben.

Irgendwie doch die angemessene Antwort auf eine zehn Jahre alte Reuters-Hausmitteilung, die verklickert, warum der Nachrichtenservice explizit nicht das Wort „Terror“ verwenden wollte, um 9/11 zu beschreiben:

Wir alle wissen, dass des einen Terrorist des anderen Freiheitskämpfer ist und Reuters den Grundsatz aufrechterhält, dass wir das Wort Terrorist nicht gebrauchen.

Selbst Independent und Guardian räumten mit dem Reuters-„Grundsatz“ auf und benannten den Terror wenigstens heute als das, was er ist.

• Alan Dershowitz weist darauf hin, dass der Schlag gegen Osama Bin Laden gezielte Tötungen durch die IDF rechtfertigt:

Doch keine dieser Nationen, Gruppen oder Einzelpersonen hat die gezielte* Tötung Osama Bin Ladens durch die USA kritisiert. Der Grund ist offensichtlich. Alle Verurteilungen gegen gezielte Tötung wurden gegen ein einziges Land gerichtet. Raten Sie mal: natürlich Israel….

Nun aber, als sie gegen einen Feind Großbritanniens, Frankreichs, Italiens und anderer europäischer Länder eingesetzt wurde, wurde ein anderer Ton angeschlagen. Auf einmal ist gezielte Tötung nicht nur rechtmäßig und moralisch geboten, sondern auch begrüßenswert (mit Ausnahme natürlich für die Hamas, die sofort die USA der Ermordung Bin Ladens beschuldigte).

• Während die Hamas, Araber in Jerusalem und die Muslimbruderschaft Bin Ladens Tod betrauern, stellt Jackson Diehl die Frage:

Sollten diejenigen, die um Bin Laden trauern, als würdige Partner für einen Frieden mit Israel oder als potentielle Führer eines neuen arabischen Staates respektiert werden?

Hinzuzufügen wäre das Ergebnis einer kürzlich durchgeführten Umfrage, die offenbarte, dass bei den Palästinensern der höchste Grad an Zustimmung öffentlicher Unterstützung für Osama Bin Laden gezeigt wurde.

• Die Columbia Journalism Review (CJR) untersucht, wie Nachrichten-Websites die Berichterstattung unmittelbar nach Bin Ladens Tod handhabten. Ein Beispiel dafür, wie man die Leser an eine Big Story bindet, wenn es wenig Informationen darüber gibt.

Wenn Sie ein Gefühl dafür bekommen wollen, wie schnell die Nachrichten zirkulieren: alle CJR-Screenshot stammen aus einem 10-Minuten-Zeitfenster:

Das war, nachdem die Meldungen über Bin Ladens Tod bestätigt wurden, aber bevor irgendwelche Details über die Razzia nach außen drangen, und bevor Präsident Obama sich an die Nation richtete.

Viel steht auf dem Spiel, wenn es darum geht, Leser anzuziehen (und bei der Stange zu halten); trotz Mangels an Detailwissen. Nachrichten zu Bin Laden generierten einen größeren Web-Traffic als die royale Trauung.

Die Abendausgabe der NY Times erzielte 86 Prozent mehr Aufrufe als sonst im Durchschnitt, und CNN registrierte einen 217-prozentigen Zuwachs für den gleichen Zeitraum (die überlastete CNN Mobile-Website stürzte ab).

Politico: Die Kommandos, die Bin Laden töteten,  schnappten sich auch sein elektronisches Equipment. Geheimdienstmitarbeiter freuen sich auf die Daten, die auf der Festplatte des Terrorpaten ausgelesen werden.

Omri Ceren könnte wissen, was sie finden werden.**

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*Hier könnte man vielleicht den kleinen Einwand vorbringen, dass die Navy Seals ursprünglich vorhatten, Bin Laden gefangen zu nehmen. Dann kam es zum etwa 45-minütigen Feuergefecht. Unsere Informationen reichen hier [vorläufig] für eine endgültige Bestandsaufnahme nicht aus [bd].

**Unsere Prognosen haben sich seit vielen Jahren akribischer Arbeit von HonestReporting meistens bestätigt. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird es auch diesmal so sein [bd].

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