Während Politiker und Vertreter des iranischen Regimes im In- und Ausland die „moralische” Gesellschaft und Staatspolitik des Iran beschwören, schreien die Missstände in den iranischen Gefängnissen zum Himmel.
Die iranischen Gefängnisse sind die Hölle. Viele Gefangene leiden unter ansteckenden Krankheiten wie AIDS und stecken andere Gefangene an. Sexueller Missbrauch von Gefangenen sowie Foltermethoden wie Auspeitschungen gehören dort zum Alltag. Die Gefangenen werden mit Elektroschocks an den Geschlechtsteilen zu falschen Geständnissen gezwungen. Mit speziellen Apparaten werden den Gefangenen die Nägel herausgerissen. Manchmal werden den Gefangenen auch starke Psychopharmaka verabreicht, ohne dass sie etwas davon wissen, um Wahrnehmungsstörungen zu verursachen. Im eiskalten Winter werden manche Gefangene, die nur ihre Unterwäsche anbehalten dürfen, in den Hof gejagt, um dort stundenlang zu frieren. In einem überfüllten Gefängnis in der südiranischen Stadt Ahwas beispielsweise müssen manche Gefangene außerhalb der Zelle in Kartons schlafen.
Die hygienischen Verhältnisse sind besonders katastrophal. In Qarchak, etwa 45 km von Teheran entfernt, sind in einer großen Halle ohne Zellen etwa 400 Gefangene untergebracht. Die sanitären Anlagen sind minimal. Die Zellengefängnisse in der Stadt sind überfüllt. Qarchak stellt ein Massenlager dar. Dort sind auch Frau Fariba Kamalabadi und Frau Mahvash Sabet untergebracht, zwei der sieben ehemaligen iranischen Bahai-Führungsmitglieder. Sie und andere Bahai sitzen in iranischen Gefängnissen nur weil sie einen anderen Glauben haben als die Machthaber im vermeintlichen Staat der Vertreter der Sache Gottes.
„Wo war Gott in der dunklen Kammer des Gefängnisses?”
Als Hamed, der Schwiegersohn des iranischen Philosophen und Dissidenten Abdolkarim Sorush verhaftet wurde, kritisierte Sorush in einem offenen Brief die iranische Regierung. Seinen Brief betitelte er wie folgt: „Verdammt sei die islamische Republik, die Ungläubige züchtet.”
Von Hamed hatten die Folterer gefordert ein öffentliches Geständnis im Fernsehen abzulegen, wonach sein Schwiegervater Sorush von Feinden bezahlt werde. Hamed wurde schließlich freigelassen und ging ins Ausland. Sorush schreibt, Hamed sei psychisch und körperlich gefoltert worden. Beispielsweise musste Hamed eine ganze Nacht nackt im Kühlhaus des Gefängnisses aushalten. Hamed sei kurz vor dem totalen Zusammenbruch nach Hause geschickt worden. Er sei so verzweifelt gewesen, dass er täglich seinen Kopf gegen die Wände schlug und sich dabei blutig verletzte. Dabei war er ein hoch intelligenter Mensch. Sorush erinnert sich, dass Hamed nichts mehr von Gott hören wollte. In einem Gespräch mit Hamed habe Sorush ihm gesagt, dass Gott ihre Untaten nicht ungesühnt lassen werde. Hamed habe darauf erwidert: „Es gibt keinen Gott. Ich schwöre, es gibt keinen Gott. Gott ist nicht da.”
Hamed habe gefragt:„Wo war Gott in der dunklen Kammer des Gefängnisses.” Je mehr er im Gefängnis nach Gott geschrien habe, desto mehr hätten die „Bestien” ihn geschlagen. Wo sei Gott gewesen als drei Folterer ihn schlugen, fragte Hamed seinen Schwiegervater, den berühmten muslimischen Philosophen des Iran. Sorush schreibt, dass Hamed ihn herausforderte, denn er habe in seinem ganzen Leben theologische und philosophische Schriften verfasst. Sorush schreibt, dass das Gewissen und der Glaube seines Schwiegersohnes sichtlich erschüttert waren. Er betont: „Es war kein geringes Ereignis. Hamed hat Gott gesucht und nicht gefunden.” Sorush schreibt, dass er Hamed ermutigt habe wieder aufzustehen. Er solle für eine bessere Welt kämpfen, in der es keine Folter mehr gibt.
Sorush vergleicht in seinem offenen Brief die iranischen Folterer des „Welayat”, der Herrschaft des Klerus, mit Bestien und schreibt: „Diese Tiere, diese Bestien des Welayat, die dich überfielen, waren keine ‚Monafiq’ (Unruhestifter) sie waren Gläubige und ihr Glaube stärkte ihre Wildheit. Denn sie überfielen Dich im Namen Gottes.” Diese Gläubigen Folterer sehen Sorush zufolge im „Foltern und in Vergewaltigungen und Hinrichtungen eine Aufgabe.” Sie würden diese auch im Namen der Gesetze und der Religion legitimieren. Diese „Bestien” seien „psychisch kranke Menschen.”
Und dennoch gaukeln Propagandisten der khomeinistischen Diktatur der Welt vor, einen moralischen Staat und moralische Gesetze zu haben.
Wenn im Namen der Religion Gewalt ausgeübt wird, ist es besser keine Religion zu haben.
Wahied Wahdat-Hagh ist Senior Fellow bei der European Foundation for Democracy in Brüssel.
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