Iranerinnen sollen keine Afghanen heiraten

  • 0

Im Jahre 1979, nach der Invasion der Sowjetunion in Afghanistan flohen rund 6 Millionen Afghanen in den Iran. Diese Flüchtlinge verdingten sich als billige Arbeitskräfte in den iranischen Städten oder auf dem Land. Die meisten von ihnen haben bis heute keinen anerkannten gesellschaftlichen Status.

Nach dem Sturz der afghanischen Taliban kehrten in den Jahren 2003 und 2004 rund eine Million Afghanen in ihre Heimat zurück. Im Mai 2011 wurden rund 80.000 Afghanen aus dem Iran nach Afghanistan ausgewiesen. Gegenwärtig leben nach offizieller Statistik rund 1,5 Millionen Afghanen im Iran.

Viele der in den Iran geflohenen Afghanen heirateten iranische Frauen. Die Probleme dieser iranisch-afghanischen Familien sind immens. Die iranische Frau wird wie eine Nestbeschmutzerin behandelt, weil sie einen Afghanen geheiratet hat, auch wenn wie in diesen Fällen der ausländische Mann ein Muslim ist.

Grundsätzlich muss eine Mischehe mit einem Ausländer vom iranischen Außenministerium genehmigt werden. Den offiziellen Statistiken zufolge haben etwa 30.000 iranische Frauen afghanische Männer geheiratet. In Wirklichkeit soll diese Zahl aber viel höher sein.

Infolge der massiven Diskriminierung von iranisch-afghanischen Mischehen werden solche Familien in schlimmste Armut getrieben. Die mit einem Afghanen verheiratete Iranerin verliert ihre iranische Staatsangehörigkeit, weil nach dem afghanischen Gesetz die ausländische Ehefrau eines Afghanen automatisch Afghanin wird. Der Iran duldet keine zweite Staatsangehörigkeit für Iraner. Ohne Personalausweis ist der Mensch auch im Iran verloren.

Kinder von iranisch-afghanischen Ehen erhalten meist keinen iranischen Personalausweis. Sie gelten nicht als Iraner. Dies hat zur Folge, dass solche im Iran geborenen Kinder keine Schule besuchen dürfen und keine medizinische Versorgung in Anspruch nehmen können.

Besonders schlimm ist die Situation einer iranischen Frau, deren afghanischer Mann wieder nach Afghanistan zurückkehrt oder erkrankt. Sie wird im Iran mehrfach diskriminiert.

Die persischsprachige Website von BBC berichtete am 30. Mai 2011 über die Geschichte einer Iranerin, die einen Afghanen in Afghanistan kennen gelernt hat und ihn geheiratet hat. Als sie sich bei der iranischen Behörde telefonisch informieren wollte, wie sie ihre neue Ehe im Iran anmelden könnte, wurde ihr mitgeteilt, dass sie froh sein solle, dass sie sich nicht mit ihrem afghanischen Mann persönlich vorgestellt habe. Denn dann würden sie und ihr Mann wegen illegaler Ehe verhaftet werden. Denn der iranische Staat erkennt nur die Ehen iranischer Frauen an, die von iranischen Behörden durchgeführt worden sind.

Tatsächlich hat das iranisch-afghanische Ehepaar seit fünf Jahren versucht seine Ehe anerkennen zu lassen, aber vergeblich. Denn der Iran erkennt faktisch seit 2006 die afghanisch-iranischen Mischehen nicht an. Die iranischen Beamten unterstellen den Afghanen, dass sie nur aus sozialen Gründen iranische Frauen heiraten wollen, um ihren Status zu verbessern.

Der iranische Staat pocht darauf, dass der afghanische Ehemann die iranische Staatsangehörigkeit annimmt und seine afghanische aufgibt.

 

Wahied Wahdat-Hagh ist Senior Fellow bei der European Foundation for Democracy in Brüssel



Hinterlasse eine Antwort