Der iranische Antisemitismus

  • 0

Die staatliche Nachrichtenagentur des Iran (IRNA) leugnete erneut den Holocaust. Sie bezieht sich dabei auf den Revisionisten Roger Garaudy.

In einem Artikel vom 1. August 2011 kritisierte IRNA mit bekannten antisemitischen Schablonen die „Aktivitäten der weltzionistischen Propagandamedien“. Die Abhöraffäre der News Corporation des Medienunternehmers Rupert Murdoch ist ein Thema für die antisemitische Propaganda im Iran. 

Denn Murdoch sei ein Jude. Sein Medienunternehmen wird daher von IRNA prompt als einer der „wichtigsten Arme der zionistischen Propaganda“ identifiziert. IRNA kritisiert die Berichterstattung in „westlichen Staaten“, die nicht über die Abhängigkeiten und Verstrickungen der zionistischen Medien informieren würden.

Die zionistischen Medien würden politische Ziele und Interessen gemeinsam mit den westlichen Staaten verfolgen. Schon seit dem 19. Jahrhundert habe IRNA zufolge ein „gemeinsames Kapitel des Zionismus und der europäisch-amerikanischen Politik“ begonnen. Dabei charakterisiert IRNA die Zionisten als „rassistische Juden“.

Schon Rabbi Rasharon habe auf dem zionistischen Kongress des Jahres 1869 in Prag zwei Dinge als besonders relevant hervorgehoben: Gold und die Medien. Seitdem hätten die Zionisten begonnen in Medienanstalten zu investieren, schreibt IRNA.

Das nächste große Ereignis, das IRNA in diesem Zusammenhang interessiert, ist der zweite Weltkrieg und die Gründung des Staates Israel. Der „Propagandaapparat des internationalen Zionismus“ habe seitdem alles getan, um den Interessen des „Weltzionismus“ eine Stimme zu geben.

Die zionistische Propaganda beruhe auf der Verbreitung des „Holocaust-Märchens“. Als Beispiel für eine solche Propaganda führt IRNA den Film Schindlers Liste an. Darin seien die „Juden als unschuldige Menschen dargestellt worden.“ Die jüdische Propaganda würde das Bild verbreiten, dass „die Juden Opfer der unbarmherzigen Verbrechen des rassistischen Hitler-Deutschlands“ geworden seien. Diese jüdischen Medien hätten dann das „Märchen der Verbrennung von sechs Millionen Juden während des zweiten Weltkrieges“ verbreitet. Diese Darstellungen würden heute noch existieren, weil die zionistischen Medien diese weiterhin  verbreiten würden.

IRNA schreibt, dass Steven Spielberg ein Jude sei, der mit der zionistischen Lobby in Verbindung stehe. Schindlers Liste habe sieben Oskars wegen der „zionistischen Grabgesänge“ in diesem Film erhalten. Der Hintergrund  sei, dass der Zionismus Unterstützung von den US-amerikanischen Freunden Spielbergs bekommen würde. Das Ziel sei es gewesen ein Bild des „unterdrückten Juden“ zu vermitteln, um die Gründung des „zionistischen Regimes“ zu verteidigen. Dabei habe bisher niemand erklären können, warum die „muslimischen Palästinenser die Entschädigung für das Verhalten des deutschen Militärs gegenüber den Juden zahlen müssen.“

Dieser Komplex sei der erste Teil der zionistischen Propaganda. Die nächste Achse derselben Propaganda sei die „Erfindung der Erscheinung eines Retters der Menschheit.“ Wer dieser „Retter“ sein soll, gibt IRNA nicht bekannt. Er habe aber die Aufgabe bekommen „alle Feinde der Juden als Feinde der Menschheit zu bekämpfen.“

Zudem sollen „terroristische Medien“ die „Gründung des usurpatorischen Israel“ verteidigen. Diese „terroristischen Medien“ würden die Muslime negativ darstellen. Hollywood-Filme würden hierbei eine große Rolle spielen. Diese würden die Muslime, insbesondere die Araber als „grausame, kulturlose, rückschrittliche, abergläubige“ Menschen darstellen. Das Ziel dieser Filme sei sogar die Muslime selbst davon zu überzeugen, dass sie rückschrittlich seien, so IRNA.

Den Muslimen solle zudem eingeredet werden, schreibt IRNA, dass sie „mit der Unterstützung von fortschrittlichen, westlichen Völkern, speziell der Amerikaner, von Armut, Unwissenheit und grausamer Unterdrückung befreit werden müssen.“ Es seien die Zionisten, die eine solche Darstellung der Dinge für ihre langfristigen strategischen Ziele der „totalen Weltbeherrschung“ in die Welt setzen würden.

Der anonyme Analytiker der IRNA, der den Hintergrundartikel mit M.M.K. unterzeichnet hat, geht davon aus, dass die zionistischen Ziele eng mit den „kolonialen Interessen des amerikanischen Welthegemons“ verbunden seien.

Für IRNA gehören wahrlich sehr viele Medienanstalten dieser Welt zu den „Instrumenten des Zionismus“: Reuters, Associated Press, Fox Press, United Press, ABC, NBC, CNN. Zeitschriften wie das Time Magazine, die New York Times und die Washington Post zählt die staatliche Nachrichtenagentur IRNA zu den Medien, die vom Zionismus abhängig seien. Zudem seien nach Auffassung IRNAs neunzig Prozent der US-amerikanischen Kinofilme unter Kontrolle der Koalition der Zionisten und Hollywoods.

IRNA erwähnt auch den britischen Medienunternehmer Robert Maxwell, der zu Lebzeiten den „internationalen Zionismus“ unterstützt habe. Auch George Soros wird als ein jüdischer Helfer des Weltzionismus entdeckt.

IRNA zitiert den rechten Revisionisten Roger Garaudy, der geschrieben habe, dass Zionisten zwar in dieser Welt nicht verwurzelt seien, es aber geschafft hätten „mit Hilfe von Geld, politischer Macht und Medien ihre Herrschaft den europäischen und US-amerikanischen Mächten aufzuerlegen.“ Dies gehe einher mit der einseitigen Information der Dritten Welt durch die Medien.

IRNA kommt zu dem Schluss, dass eine „Gegenstimme gegen den Imperialismus der weltzionistischen Medien“ vonnöten sei. Der „Diskurs der vom internationalen Zionismus beherrschten Medien“ könne durchbrochen werden. IRNA zufolge müssten die Menschen weltweit neue Möglichkeiten bekommen Informationen zu erlangen.

Khomeinis Antisemitismus

Schon wenige Monate nach der islamischen Revolution von 1979 gab Khomeini bekannt, welche Rolle die Politik, die Wissenschaft und die Medien in der „Islamischen Republik Iran“ spielen müssten. Ayatollah Khomeini war der Meinung, dass die iranischen Medien vor 1979 vom Westen gesteuert wurden. In dieser Rede, die als eine Richtlinie für das politische System des Iran zur Geltung gekommen ist, forderte Ayatollah Khomeini einen extremistischen Umgang mit allen nicht-revolutionären Kräften. Er scheute auch nicht seinen Antisemitismus in besonders gefährlicher Form kundzutun. Khomeini sagte am 17. August 1979:

„Der Fehler, den wir begangen haben, war, dass wir nicht revolutionär gehandelt haben. Wir haben diesen verdorbenen Schichten zu viel Zeit gegeben. Die revolutionäre Regierung, die revolutionäre Armee, die revolutionären Pasdaran haben alle nicht revolutionär gehandelt. Wenn wir von vornherein dieses verdorbene Regime vernichtet, diesen verdorbenen Damm zerstört und revolutionär gehandelt hätten, wenn wir alle verdorbenen Medien verboten hätten und ihre Direktoren verurteilt hätten und alle verdorbenen Parteien verboten hätten und sie zur Rechenschaft gezogen hätten und die Galgen auf großen Plätzen errichtet hätten und die Verdorbenen hingerichtet hätten, hätten wir heute weniger Mühe. Ich entschuldige mich bei Gott, ich entschuldige mich bei unserem lieben Volk. Ich entschuldige mich, dass wir solche Fehler begangen haben. Wir waren kein revolutionäres Volk. Unsere Armee ist nicht revolutionär. Unsere Polizei ist nicht revolutionär. Unsere Pasdaran sind nicht revolutionär. Wenn wir revolutionär wären, würden wir nicht erlauben, dass sie sich überhaupt rühren. Wir hätten alle Parteien verboten. Wir hätten alle Fronten verboten. Es gibt nur eine Partei und das ist die Hisbollah, die Partei der armen Massen. Und ich warne alle verdorbenen Schichten im ganzen Land, dass wenn sie sich nicht richtig verhalten, wir revolutionär handeln werden.“

In derselben Passage kommt der revolutionäre Antisemitismus des ersten iranischen Revolutionsführers zum Ausdruck, als er auf Imam Ali in Medina zu Lebzeiten des Prophet Mohammad einging: „Imam Ali, der Mann, der ein Vorbild für die ganze Welt ist, der Mann, der ein vollkommener Mensch war, [..] begegnete den Armen mit Barmherzigkeit und er zückte sein Schwert gegen die verschwörerischen Arroganten. Er zückte sein Schwert und tötete. Wie überliefert worden ist, tötete er 700 Menschen, Juden vom Stamm der Banu Qurayza in Medina. Vielleicht sind auch die Israelis vom selben Stamm. Er tötete sie alle mit seinem Schwert. Gott möge mit Erbarmen verzeihen, wenn es Zeit ist zu verzeihen und Rache ausüben, wenn dafür die Zeit gekommen ist.“

Ayatollah Khomeini verglich die in Israel lebenden Juden mit dem Stamm, der auf Befehl des Propheten in Medina vernichtet wurde. 700 Männer wurden getötet und etwa 200 Frauen und Kinder als Sklaven verkauft.

Die Gefahr des heutigen iranischen Staatsantisemitismus liegt genau in dieser Politisierung der Religion. Zumal die Politisierung der Religion nicht nur den Antisemitismus im Iran angebahnt hat, sondern eine totalitäre Herrschaft durchgesetzt hat.

Auch Muslime sollten sich gegen eine solche totalitäre Interpretation des Islam wehren.

 

Wahied Wahdat-Hagh is Senior Fellow at the European Foundation for Democracy in Brussels.

 


Hinterlasse eine Antwort