Vor Ort: Beer Sheva unter Beschuss

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Vor Ort: Beer Sheva unter Beschuss

HonestReporting Media BackSpin, 26. August 2011

HonestReporting-Redakteur Oded Ben-Josef fuhr nach Beer Sheva, um sich selbst ein Bild über das Ausmaß der palästinensischen Raketenangriffe zu machen. Hier ein paar Überlegungen.

Die Hunderttausende israelische Bewohner im Süden Israels – wenige Kilometer vom Gazastreifen entfernt, aber innerhalb der Green Line – haben, anders als ihre palästinensischen Nachbarn, höchst selten für Schlagzeilen gesorgt.

Und dies trotz stetigen Beschusses durch palästinensischen Raketen, die in den letzten Jahren permanent ihr Leben bedroht hatten (allein im diesjährigen April 144 Granaten- und Raketenangriffe).

Ende August (am letzten Wochenende) wurde jedoch wieder ein israelischer Zivilist getötet, als eine Salve Grad-Raketen aus dem Gazastreifen abgefeuert wurde und etliche Journalisten aus ihrem Tiefschlaf geweckt wurden, was die Berichterstattung über palästinensische Raketen betrifft.

Ich begleitete einige Journalisten, die am Tag des Terroranschlages (21. August) auf dem Weg in den Süden waren, um von dort zu berichten, was aber nichts Neues brachte oder etwas, das man nicht googeln konnte. Es betonte nur aufs Neue die Dualität des Alltags in Israel: ein normales Leben führen, aber immer mit den Alarmsirenen rechnen. Oder man sucht ein Haus auf, das von einer Grad-Rakete getroffen worden war und auf den ersten Blick unbeschädigt aussieht, wenn man sich nicht genau umsieht.

Meir Damari, der Hauseigentümer, war zum Zeitpunkt des Grad-Einschlages glücklicherweise nicht zuhause. Weniger Glück hatte ein Passant, der dort Deckung suchte und getötet wurde: Yossi Shushan, 38, aus dem nahe gelegenen Ort Ofakim, der sich auf dem Weg zu seiner im neunten Monat schwangeren Frau befand.

Zu diesem Zeitpunkt lag Damari im Krankenhaus, um sich von einem Herzinfarkt zu erholen. Seine Familie besuchte ihn am Krankenbett. Bei der Rückkehr in ihr von Schrapnell-Löchern übersäten Haus fanden sie ihren geliebten deutschen Schäferhund „Stav“ tot vor. „Wenn wir ihn doch nur [vor dem Anschlag] rausgelassen hätten, wäre er jetzt wohl noch am Leben – der Hund jaulte immer und warnte uns, wenn er Sirenen hörte“, sagt ein weinender Meir, der nun im Haus blieb, während seine Familie zurück ins Krankenhaus ging  – diesmal wegen des Schocks, den sie beim Anblick der Zerstörung bekommen hatte.

Abbildung rechts: Stahlkugeln, gefunden an der Einschlagsstelle. Tausende davon waren in den Sprengkopf der Grad gefüllt worden, um ein Maximum an Verletzung zu erzielen.

Ein Nachbar gegenüber YNet News: „Es gibt keine größere Absurdität als die Antwort der Regierung: sie richtet sich nur nach der Zahl der Getöteten und nicht nach der Zahl der eingeschlagenen Raketen oder der Angst vor Terror, die sie verursachen. Sobald Israel diese verzerrende, blutige Gleichsetzung überwindet – da bin ich sicher -, werden unsere Kinder wieder ein normales Leben ohne Angst führen können.“

Auch wenn wir mal die Regierung außen vor lassen: sollte dann nicht allein schon das potenzielle Risiko von hunderttausenden Raketensalven eine Erwähnung durch die Medien wert sein, selbst wenn die Absicht derjenigen, die sie abfeuern, nicht die erhoffte Zahl an Todesopfern herbeiführt?


Waschbecken und Toilette zersprangen,
als die Grad-Rakete durchs Dach einschlug



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