Iran feiert den 11. September

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Es ist nicht das erste Mal, dass der iranische Präsident Mahmoud Ahmadinejad die islamistischen Terroranschläge vom 11. September in Frage stellt. Es ist ein Teil der antisemitischen und der antiwestlichen iranischen Staatsdoktrin zu behaupten, dass Machtzentren innerhalb des US-amerikanischen Regierungsapparates und die „Zionisten“ die wahren Urheber der Anschläge seien.

Der iranische Präsident Mahmoud Ahmadinejad sagte in einer Rede, die er in der nordöstlichen iranischen Stadt Bojnurd am 11. September 2011 hielt: „Der 11. September zählt zu den Lügen der arroganten Weltmächte. Diese Lügen sind im Kampf ihrer Führer gegen den Terror offensichtlich geworden.“

Im islamistischen Sprachduktus sind Begriffe wie die „Arroganz“ oder die „weltarrogante Macht“ ein Synonym für die westlichen Staaten, vor allem für die USA.

Ahmadinejad sagte: „Unter dem Vorwand des Kampfes gegen den Terrorismus hat die Arroganz Maßnahmen unternommen, um ein Land anzugreifen und um eine Million Menschen zu töten,“ berichtete Farsnews.

Der iranische Präsident sagte ferner: „Der 11. September wurde von der Arroganz geplant und durchgeführt und der Kampf gegen den Terrorismus ist nur ein Vorwand.“

Die USA habe für über 100 Millionen Dollar Waffen an die Staaten des Nahen Ostens verkauft. Dies zeige, wie die „arroganten Staaten den Krieg und die Aggression“ verbreiten würden. Ahmadinejad geht auch auf Libyen ein und sagt, dass die westlichen Staaten nur deutlich machten, dass „sie nur ihre Taschen mit Geld füllen wollen.“

Tatsächlich hatte der iranische Revolutionsführer Ali Khamenei am 13. September 2010 erneut den Kurs angegeben. Khamenei hatte vor einem Jahr betont, dass der 11. September nur ein Vorwand gewesen sei, um Afghanistan und den Irak anzugreifen. Khamenei hatte gesagt, dass die Verschwörungen mit dem „Verbrechen“ von Salman Rushdie begonnen hätten, sich mit den Karikaturen des dänischen Journalisten fortgesetzt und in den „verbrecherischen Operationen in Afghanistan und Irak“ weiter gehen würden. Es sollte nicht in Vergessenheit geraten, dass Ali Khamenei sich als Stellvertreter Gottes auf der Erde versteht.

Es sei auch daran erinnert, dass Akbar Welayati, Ex-Außenminister, enger Berater von Ayatollah Ali Khamenei und einer der Drahtzieher des Mykonosanschlages in Berlin am 17.September 1992 ebenfalls vor einem Jahr die Meinung vertreten hat, dass die „Zionisten“ die Urheber der Anschläge vom 11. September seien.

Es sollte daher niemanden wundern, dass die staatliche Nachrichtenagentur ILNA („Iranian Labour News Agency“) am 10. September 2011 den General der Revolutionsgardisten Seyyed Masud Jasaeri zitierte, der in Bezug auf den 11. September sagte: „Es gibt viele Dokumente, die alle beweisen, dass eine herrschende Kommission in der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika und weltkapitalistische Systeme das Ereignis des 11. September geschaffen haben. Dies gilt als bewiesen. Der Einfluss der zionistischen Medien hat aber bisher verhindert, dass die Bevölkerung dieser Staaten die verbrecherische Führung ihres Staates vors Gericht stellt. Diese lassen nicht zu, dass das amerikanische Volk über die Wahrheit hinter den Kulissen des herrschenden Regimes in den USA blickt.“

General Jasaeri, der Sekretär des Hauptstabes der iranischen Armee für kulturelle Fragen ist, sagte weiter: „Die Amerikaner und der Weltzionismus versuchen mit einem großen Sprung und durch Verschiebung von geographischen Grenzen und durch politische und kulturelle Änderungen der Gesellschaften mindestens noch weitere 100 Jahre ihre Hegemonialmacht aufrechtzuerhalten.“ Die Amerikaner hätten versucht ihre Weltmacht von den Philippinien über Afrika nach Irak, Palästina und den Libanon auszuweiten. Aber das zionistische Regime habe im Kampf gegen die Hisbollah große Verluste erlitten. Auch die USA habe es nicht geschafft ihr Machtsystem im Nahen Osten aufzubauen, meint General Jasaeri. Dieser sagte weiterhin: „Das amerikanische Volk muss die US-Regierung fragen, warum sie es trotz ihres riesigen Sicherheitsapparates und ihres Geheimdienstes nicht geschafft habe die Wahrheit über den 11. September herauszufinden.“

Der iranische General glaubt die Wahrheit zu kennen, wenn er sagt: „Die Islamophobie ist die Hauptmotivation in der Strategie der arroganten Systeme. Amerika wollte mit der Schaffung eines großen Ereignisses am 11. September den Islam und die Muslime schlecht machen und die moralische Kraft des Islam blockieren.“ Jasaeri meint, dass die westlichen Regierungen verhindern wollen, dass die „Menschen weltweit zum Islam übertreten“. Die liberale Demokratie würde ohnehin zusammenbrechen. Nur ein großes Ereignis, wie der 11. September habe mit Hilfe der Medien verhindern können, dass weltweit die Menschen zum Islam übertreten.

Jasaeri sagte: „Am Ende werden sich die Machtverhältnisse in der Welt ändern. Ohne Zweifel wird dann die höhere göttliche Ideologie die materialistischen Schulen ersetzen. Die arroganten Mächte werden dies auch nicht verhindern können. Amerika muss akzeptieren, dass die Zeit des Imperialismus abgelaufen ist.“

Der Staatskleriker Hojatulislam Mohammad Mehdi Behdawand meint in einer „Analyse“ für Tabnak, die dem Ex-General Mohssen Rezai unterstellt ist, dass die „Zionisten“ folgende Ziele infolge des 11. September verfolgen würden: Das erste Ziel der Zionisten sei die „Erzeugung von Krieg zwischen Islam und dem Westen“. Das zweite Ziel der „Zionisten“ sei eine „Machtverschiebung innerhalb der islamischen Welt.“ Und das dritte Ziel sei die Erzeugung von „Kriegen in der islamischen Welt.“

Die staatliche Agentur IRNA zitierte Hojaulislam Ali Maabudi, Vertreter des Revolutionsführers in der Provinz Sanjan. Maabudi, der im Namen von Ali Khamenei spricht, sagte: „Der 11. September war ein Vorwand für den Zionismus und für die Weltarroganz ihre militärische Macht im Nahen Osten auszuüben.“ Aber dieser Plan sei gescheitert, berichtete IRNA am 9. September 2011.

Dutzende Staatskleriker haben sich beim staatlichen Akt des Freitagsgebets am 9. September 2011 in verschiedenen iranischen Städten ebenfalls zum Ereignis des 11. September geäußert, alle im Sinne der antisemitischen und antiwestlichen staatlichen Ideologie des Iran.

Hojatulislam Sajad Mussawiun sagte beispielsweise: „Amerika hat mit der Ermordung einer Masse von Muslimen nach dem 11. September versucht den Nahen Osten den unheilvollen Israelis zu überlassen,“ berichtete IRNA.

 

Der Freitagsprediger der süd-westlichen iranischen Stadt Barasjan, Hojatulislam Hassan Maslah, sagte: „Der 11. September war ein Instrument, damit Amerika seine unreinen Ziele erreicht,“ berichtete Farsnews.

Mit ähnlichen Positionen meldeten sich Dutzende weiterer Staatskleriker zu Wort. Ein Hauptargument war, dass der 11. September zum Plan der „arroganten Mächte“ gehöre,  die „Verbreitung des Islam zu stoppen.“

Vor diesem Hintergrund der staatlichen Propaganda in Bezug auf den 11. September wundert es nicht, dass auch die Zeitschrift „Iran Diplomatic“, die sich in sehr vielen Texten mit der Übersetzung von Beiträgen aus der westlichen Presse beschäftigt, nicht auf die westlichen Vorwürfe reagiert. Denn in der totalitären Diktatur setzen der Führer oder ihre Vertreter, der Staatsklerus und der Präsident die offizielle Position fest. Iran Diplomatic berichtete beispielsweise aus einem Artikel der New York Times, wonach im Hintergrund der Anschläge vom 11. September die libanesische Hisbollah, der Iran und Mughniyah gewirkt hätten. Mughniyah war tatsächlich ein Vermittler zwischen Al-Qaida, Hisbollah und dem Iran. Er war der Terroristen-Koordinator des Iran. Selbstverständlich äußert sich „Iran Diplomatic“ nicht dazu.

Bruno Schirra schrieb in seinem Buch „Iran Sprengstoff für Europa“: „Vor dem 11. September 2001 hat kein islamistischer Terrorist mehr amerikanische Soldaten und Zivilisten getötet als Imad Mughniyah“, sagt Professor Magnus Ranstorp, einer der wenigen westlichen Hisbollah-Experten.“ Niemand habe die israelischen Geheimdienste so lange an der Nase herumgeführt wie er, niemand habe nach dem zweiten Weltkrieg bei Terroranschlägen mehr Juden getötet als Imad Mughniyah.

Bruno Schirra schreibt weiter: „Sunnitische Al-Qaida-Mitglieder wurden zwischen 1992 und 1995 im Libanon von der schiitischen Hisbollah und Imad Mughniyah ausgebildet und trainiert. Verglichen mit Mughniyah sind Bin Laden und seine Leute Lehrlinge und Mughniyah ist der Meister,..“

Die offizielle Antwort des Iran ist, dass Mughniyah stets als Volksheld gefeiert wird, den „Weltzionisten“, Amerikanern und den „Westlern“ aber die Verantwortung für den islamistischen Terror gegeben wird. Geradezu logisch für diese totalitäre Staatsideologie ist, dass in diesem Zusammenhang auch noch von „Islamophobie“ gesprochen wird, als Hauptgrund für die Urheberschaft der US-Regierung bei den Anschlägen von 11. September. Auch die islamistischen Anschläge vom 11. September werden von iranischen Machthabern benutzt, um den staatlichen Antisemitismus des Iran zu fördern.

Die staatliche Propaganda des Iran unterscheidet sich selbstverständlich von Verschwörungstheorien, die es in der freien Presselandschaft in westlichen Demokratien ebenfalls gibt.

Im Iran gibt es keine freie Presse. Die Funktion der Presse ist die Wiedergabe der Positionen des islamistischen Establishments. Die staatliche Nachrichtenagentur IRNA brachte etwa 65 und die den Revolutionsgardisten nahestehende Farsnews brachte etwas mehr als 100 Berichte über den 11. September. Sie zitierten westliche, arabische, indische Verschwörungstheoretiker, die alle letztlich die Worte der iranischen Machthaber bestätigen sollen.

Wahied Wahdat-Hagh is Senior Fellow at the European Foundation for Democracy in Brussels.


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