Ein arabischer Winter – kein israelischer Frühling

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Ein arabischer Winter – kein israelischer Frühling

HonestReporting Media BackSpin, 27. Februar 2012

Die meisten Menschen interpretieren den Arabischen Frühling als Ausdruck arabischer Sehnsucht nach Freiheit und Demokratie – dergestalt, wie sie von Israel seit Jahren so lebendig verwirklicht worden ist.

Aber einige von Israels ewigen Kritikern wie Avi Shlaim (Universität Oxford, Abb. rechts) sind so überschwänglich in ihrem Hochgefühl bezüglich ihrer Erwartungshaltung, eine demokratische arabische Welt betreffend, dass sie sich schlicht weigern, wahrzunehmen, was sich vor Ort abspielt und was dies für Israel bedeutet:

Die Revolutionen, die durch den arabischen Ländern fegen, zeigen Israel eine historische Chance auf – Bestandteil der Region zu werden, in die es eingebettet ist und sich mit pro-demokratischen Kräften zu verbinden, um einen neuen Nahen Osten zu formen. Bis jetzt jedenfalls hat der Arabische Frühling noch nicht seinen Nachhall an allen israelischen Gesellschaftsschichten gefunden.

Shlaims Standpunkt jedoch scheint von Naivität und einer unrealistischen Romantisierung der arabischen Aufstände geleitet zu sein.

Shlaim formuliert beispielsweise so: „Wahr an der Sache ist, dass die meisten Israelis auf ihre arabischen Nachbarn mit Verachtung und Misstrauen herabschauen und nicht daran interessiert sind, Teil der Region zu werden“.

Selbstverständlich wäre Israel überglücklich, einem Nahen Osten anzugehören, der die demokratischen Werte annimmt, die es seit seiner Staatsgründung lebt. Aber das ist nicht der Nahe Osten von heute. Warum würde Shlaim befürworten, dass Israel Teil einer Region wird mit autoritären Herrschaftsstrukturen, religiösem Extremismus, wirtschaftlichem Missmanagement und Mangel an individuellen Rechten und Freiheiten?

Die Logik ergibt zwingend, dass der Rest von Nahost danach streben sollte, Israels Erfolg als blühendes, wirtschaftlich hochentwickeltes und demokratisches Land anzustreben, und nicht andersrum.

Bürgerinnen und Bürgern das Wahlrecht zu geben bedeutet nicht zwangläufig Vollzug von Demokratie; insbesondere dann, wenn die Wähler mehrheitlich die Muslimbruderschaft wählen, die ihre Staatsräson auf der Feindschaft gegenüber Israel begründet und in keiner Weise der Vorstellung von liberaler Demokratie entspricht, deren Umsetzung die Israelis liebend gern bei ihren Nachbarn sähen.

Schlussendlich jedoch sitzt Shlaim in seinem Oxforder Elfenbeinturm, während die Israelis vor Ort allen Grund haben, nervös zu werden wegen der Art und Weise, wie der so genannte Arabische Frühling weiterentwickelt. Die Israelis sehen sich nach Frieden, aber ist irgendetwas falsch daran, wenn man inmitten all dieser Umbrüche Vorsicht walten lässt?


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