Iran: Die irrationalen Akteure einer totalitären Macht

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Manche deutsche Politiker, Wissenschaftler und Journalisten meinen, dass die iranischen Machthaber „rationale Akteure“ seien, auf die man bauen könne.

Wie rational ist aber der iranische Revolutionsführer Ali Khamenei, wenn er sagt: „Die islamische Welt muss sich gegenüber den Feinden unverletzbar machen, indem sie sowohl ihre Glaubenskraft stärkt als auch dank des wissenschaftlichen und technologischen Fortschritts die Fähigkeit des Baus von Ausrüstungen erlangt, seien dies Waffen oder auch anderes.“ Wohlgemerkt, er will solche Ausrüstungen, die auch Waffen sein können für das „Leben“ einsetzen. Etwa für das Überleben der Diktatur?

Kann man etwa tatsächlich ausschließen, dass Ayatollah Khamenei, der iranische Revolutionsführer, doch eines Tages die Atombombe befürworten wird, mit genau diesem Argument, das er just am 21.11.2012 vorbrachte, dass die islamische Welt sich „unverletzbar“ machen müsse?

Wie rational ist der Vorsitzende eines islamistischen Pseudoparlaments, Ali Larijani tatsächlich, wenn er „alle islamischen Staaten auffordert Palästina militärische Hilfe zu leisten.“ Der angeblich „moderate“ Politiker sagte erst am 18.11.2012 im Zusammenhang der Pflicht von Waffenlieferungen an Hamas: „Tod ist besser als Schande und Erniedrigung.“ Ist ein solcher Satz nur Rhetorik oder wann könnte tatsächlich ein Machtpolitiker einer totalitären Diktatur den Tod der Schande vorziehen? Etwa wenn dessen Macht empfindlich in Frage gestellt ist?

Wie rational ist ein iranischer General Seyyed Masud Jasaeri, wenn er sagt: „Amerika; England und die arabische Reaktion wollen die Existenz des Krebsgeschwürs Israel sichern.“ Jaseri, der immerhin stellvertretender Stabsleiter der gesamten bewaffneten Kräfte des Iran ist, sprach nicht von einer Eisenkuppel, sondern von einer „Stahlkuppel“, die Israel besitzt. Er sagte in Bezug auf das israelische Raketenabwehrsystem Iron Dome: „Keine Stahlkuppel wird die Raketen des Widerstandes abwehren können. Außerdem sind viele Potentiale des Widerstandes noch gar nicht in die Kriegsarena eingezogen.“ Der iranische General ist tatsächlich ein irrationaler Akteur, wenn er von den Niederlagen Israels spricht und davon, dass „jede Art von militärischer Drohung der Zionisten nur ein Witz“ sei.

Welcher rationale Akteur würde wagen am 21 November 2012 zu sagen: „Die Folge dieses Krieges ist, dass die Besatzer verstanden haben, dass sie keinen Platz in diesem Gebiet haben und dass sie Palästina den Palästinensern überlassen müssen,“ so wie die iranische Nachrichtenagentur Farsnews berichtete.

General Jasaeri, stellvertretender Stabsleiter der gesamten bewaffneten Kräfte, will weder einen Frieden noch einen Waffenstillstand, wenn er sagt, dass „wenn der Krieg fortgesetzt wird, werden viele Zionisten fliehen.“

Der einflussreiche iranische General ist geradezu von der totalitären Ideologie des Islamismus verblendet und mitnichten ein rationaler Akteur, wenn er tatsächlich sagt: „Mit den Niederlagen, die die Front der Arroganz erlebt, wird die Menschheit sich immer mehr den Idealen der islamischen Revolution annähern.“

Der Iran hat nach eigenen Angaben „Grad“-Raketen an die terroristische Organisation der Hamas exportiert. Die iranische Zeitung „Maschregh“ schilderte am 18.11.2012 die Geschichte der „Grad“-Raketen. Diese Rakete sei eine Weiterentwicklung der russischen Katjuscha-Rakete. Russland habe diese Rakete im zweiten Weltkrieg eingesetzt, die damals den Namen Stalinorgel getragen habe.

Wie rational sind eigentlich die Machthaber einer totalitären Diktatur, die einer terroristischen Organisation Waffen, die im zweiten Weltkrieg eingesetzt wurden, schenkt, im Namen der Fortsetzung der islamischen Revolution? Bekanntlich hat die Hamas zudem „Fajr 3″ und „Fajr 5″ Raketen aus dem Iran erhalten. Kann es sich tatsächlich um die Tat eines „rationalen“ Akteurs handeln, wenn Todeswaffen an Terroristen verschenkt werden, während Millionen Iraner unter dem Existenzminimum leben müssen?

Die iranischen Politiker und Generäle besitzen eine „ultima irratio“. Sie beweisen dies auch durch die Tatsache, dass sie aus rein ideologischen Gründen sogar bereit sind es sich mit den USA zu verscherzen, auch militärisch: Kein Geringerer als General Ali Qadawi sagte am 21. November 2012, dass die „Amerikaner stets Angst vor den iranischen Minen“ im Persischen Golf haben. Glaubt ein rationaler Akteur etwa, dass die iranische Armee tatsächlich der militärischen Übermacht der USA Widerstand leisten kann?

Die totalitären Machthaber des Iran mögen rational handeln, solange sie ihre Marktinteressen gegenüber europäischen Unternehmern absichern wollen, um ihre totalitäre Macht zu stabilisieren. Parallel dazu agieren sie aber stets kraft einer heimtückischen Politik als die größten Unterstützer eines modernen Kleinkrieges gegen einen legitimen Staat Israel, ganz abgesehen von der brutalen Unterdrückung der eigenen Bevölkerung. Zu welchen Dramen diese abenteuerliche und irrationale Politik führen kann, haben die kriegerischen Auseinandersetzungen der letzten Tage gezeigt.

Wahied Wahdat-Hagh, Fellow bei der European Foundation for Democracy (EFD).

 

 


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