Gastbeitrag für HonestReporting: Mediziner reagieren auf Lancet-Artikel zu israelischen Ärzten und Folter

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Gastbeitrag für HonestReporting: Mediziner reagieren auf Lancet-Artikel zu israelischen Ärzten und Folter

HonestReporting Media BackSpin, 19. März

Dr. Jeffrey Goldstein und Dr. Steve Samuel sind Mitglieder der Organisation DARA (Ärzte gegen Rassismus und Antisemitismus), die sich dafür einsetzt, dass in medizinischen Publikationen subjektive Artikel, die auf die Kriminalisierung von Rasse, Nation oder Land abzielen, unterbunden werden. Besuchen Sie ihre Website unter www.daradocs.org.


„Israelische Ärzte geheimer Foltervereinbarung bezichtigt“. Hier handelt es sich zwar nur um eine Anklage, aber wenn sie in einem angeblich glaubwürdigen medizinischen Fachblatt erscheint, wird eine Schuld suggeriert. In Wahrheit handelt es sich um eine neue Headline in der medizinischen Zeitschrift The Lancet.

Sharmila Devis‘ Artikel stellt Behauptungen auf und wiederholt Stellungnahmen, die mit objektivem Journalismus und klinischer Medizin nicht vereinbar sind. Der tragische Tod Arafat Jaradats, eines 30 Jahre alten Vaters zweier Kinder und Mitglied der Al-Aqsa-Märtyrer-Brigade, wurde in die willkommene Gelegenheit umgemünzt, die Gemeinschaft israelischer Mediziner zu beschmutzen.

Eine am nächsten Tag durchgeführte Autopsie israelischer Rechtsmediziner diagnostizierte, dass die wahrscheinliche Todesursache eine Herzattacke war (Myokardinfarkt). Es ist unbestritten, dass über eine Stunde lang intensive Versuche zur Herz-Lungen-Reanimation (CRP) durchgeführt wurden. Dr. Saber Aloul, der Chef-Pathologe der Palästinensischen Autonomiebehörde, der bei der Autopsie zugegen war, wird mit den Worten zitiert, dass „Blaue Flecken am Körper Spuren von Folter zeigten.“

Jeder, der einmal eine CPR-Grundausbildung durchlaufen hat, weiß, dass die physische Kraft, die erforderlich ist, eine adäquate Herzdruckmassage durchzuführen, um den notwendigen Output der Herzleistung zu generieren, immer zu einem Thoraxtrauma (Verletzung des Brustraumes) führt, nicht selten auch zu Rippenbrüchen und/oder Brustbeinfrakturen. Blutergüsse wären am folgenden Tag deutlich sichtbar. Wenn ein Arzt daraus schließt, dass Blutergüsse eine Folter nachwiesen, ist unwissenschaftlich und unprofessionell. Eine frühere Untersuchung im The official journal of the European Resuscitation Council bestätigt, dass nach der Autopsie bei 18 von 19 Patienten (95 %), die mit der CRP-Methode behandelt worden waren, Frakturen festgestellt wurden, (Quelle: Reanimation: Band 60, Ausgabe 2, Februar 2004, Seiten, 157-162 und http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0300957203003757)

Dr. Michael Sayre, Sprecher der American Heart Association und Professor an der University of Washington in Seattle, hat kürzlich erklärt, dass gebrochene Rippen bei der Anwendung von CPR einkalkuliert werden müssen, und die Befürchtung, man könnte einen Bruch verursachen, Menschen nicht davon abhalten sollte, jemandem bei einem Herzstillstand zu helfen.

Und Dr. Victor Quint, Anästhesist am Humber River Regional Hospital in Toronto, sagte: „Jeder, der ein CPR durchgemacht hat, kann wie ein Trauma-Patient aussehen.“

Wenn israelische Ärzte irgendetwas verbergen wollten, hätten sie dann Dr. Aloul zur Beobachtung der Autopsie eingeladen? Seine Teilnahme als Chef-Pathologe der Palästinensischen Autonomiebehörde steht in scharfem Kontrast mit den Ereignissen 6 Tage nach dem Tod von Arafat Jaradat, als Ayman Samara, ein 40-jähriger Palästinenser, im Gefängnis der Palästinensischen Autonomiebehörde in Jericho ums Leben gekommen war.

Der palästinensische Journalist Khaled Abu Toameh schrieb damals, am 5. März:

„Die Palästinensische Autonomiebehörde hat palästinensische Journalisten energisch daran gehindert, über den mysteriösen Tod von Samara zu schreiben. Ein palästinensischer Reporter, der bei Interviews mit Menschen außerhalb des Gefängnisses von Jericho erwischt worden war, wurde sogar für mehrere Stunden von Sicherheitsbeamten der palästinensischen Autonomiebehörde festgehalten.“

Das Ausbleiben jeglicher Kommentare oder eines Verweises auf medizinische Fachliteratur bzw.  unvoreingenommenen Fachwissens in Bezug auf induzierte Traumata während der CPR stellt Frau Sharmila Devis Artikel jenseits des Fachwissens aller objektiven, medizinisch-wissenschaftlich publizierten Standards. Die Verantwortung für die öffentliche Rezeption des Artikels liegt bei der Redakteurin des The Lancet.

The Lancet ist eine seriöse medizinische Fachzeitschrift. Aber ihre unbegründeten Behauptungen und aufhetzenden Schlagzeilen diffamieren statt zu informieren und aufzuklären. The Lancet hat ihre Glaubwürdigkeit geschmälert und eine Agenda verraten, weil sie untauglich ist für eine vertrauenswürdige medizinische Literatur.

Bitte senden Sie Ihre Leserbriefe [in Englisch] an Anne Rosenthal – Leiterin Public Relations a.rosenthal@elsevier.com, den Ombudsmann unter ombudsman@lancet.com oder Bill Godfrey, Chief Information Officer unter b.godfrey@elsevier.com.

Abbildung: CC BY-SA HonestReporting.com, Flickr/Akeg.


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