Kein Dialog mit der Diktatur im Namen der Zivillgesellschaft

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 Erwarten Sie, dass ich mich mit meinen potentiellen Henkern

an einen Tisch setze?

Sehr geehrter Herr Schaper,

vielen Dank für Ihre Anfrage nach meiner Teilnahme an einer Podiumsdiskussion gemeinsam mit dem iranischen Botschafter und mit Freiherr von Maltzahn.

Wie erstaunt ich war. Würde etwa der iranische Botschafter, mein potentieller Henker, mit mir reden? Sollte mit dem Schachzug der iranische Botschafter ausgeladen werden? Ich fürchte, er würde kommen und versuchen mir Redeverbot zu erteilen. Ich würde ihm zwar keinen Raum geben und habe ausreichend Argumente, um die Öffentlichkeit über die totalitäre Diktatur aufzuklären, aber Nein.

Ich würde die Seele all derjenigen verletzen, die in den letzten 34 Jahren Opfer der islamistischen Barbarei geworden sind.

In den letzten Jahren wurde ich nie zu Ihren Iran-Veransaltungen eingeladen. Die Strategie von Loccum war stets, die Reformislamisten, d.h. einen Teil der totalitären Diktatur der Islamisten im Iran, hoffähig zu machen.

So gern ich auch auf einer Ihrer Konferenzen über meine These der totalitären Herrschaft der Islamisten im Iran reden würde, können Sie wahrlich nicht von mir verlangen, dass ich mich mit meinen potentiellen Henkern an einen Tisch setze, mit einem der ein politisches System vertritt, das meinen Vater hingerichtet hat, mit einem, der ein politisches System vertritt, das die Menschenrechte verachtet, westliche Demokratien verachtet, alle säkularen Kräfte im Iran eliminiert hat, iranische Frauen zwangverschleiert, Homosexuelle hinrichten lässt, Israel mit Vernichtung bedroht und die gesamte Sicherheit im Nahen Osten gefährdet.

Lieber Herr Schaper,
In Ihrer Mail zitieren Sie die Bibel:

Lass dich nicht vom Bösen überwinden,
sondern überwinde das Böse mit Gutem.
(Römer 12,21 – Jahreslosung 2011)

Vorweg: Mit Ihrer Veranstaltung überwinden Sie nicht das Böse, sondern Sie legitimieren das Böse.

Sie wollen, dass ich mich mit dem Bösen zusammensetze, der eine totalitäre Diktatur vertritt, die seit 33 Jahren die Menschenrechte verachtet?
Wissen Sie nicht, dass die iranischen Machthaber von Khomeini über Rafsanjani und Khatami bis Ahmadinejad und sein Botschafter Attar nichts von Menschenrechten in unserem Verständnis halten, auch wenn sie alle inzwischen untereinander verstritten sind?

Sie sprechen von Habermas und Kommunikation. Wie gesagt, vor 30 Jahren habe auch ich die Theorien des kommunikativen Handelns gelesen. Aber in der Diskussionsrunde mit dem iranischen Botschafter und einem ehemaligen deutschen Botschafter im Iran und mir schaffen Sie so eine Herrschaftsstruktur, die genau das Gegenteil erzeugen würde, als eine herrschaftsfreie Kommunikation. Soll ich Ihnen etwas sagen: Der Moderator würde mir sehr bald einen Maulkorb verpassen, weil der iranische Botschafter wahrscheinlich darum bitten würde.

Es wäre eine Vorlage für Samuell Beckett. Ich versuche deutlich zu machen, dass wir es mit einem Vertreter einer totalitären Diktatur zu tun haben, von dessen Botschaft Terror organisiert und ausgeübt worden ist, von dessen Botschaft, Exilanten bedroht werden. Herr Schaper, ich der seit Jahren nicht nur die Menschenrechtslage im Iran kritisiert, sondern auch die gefährliche, Israel bedrohende Politik Irans, soll mit dem Vertreter von Ahmadinejad sprechen?

Sie irren sich Herr Schaper. Mir ist Ihr Bibelzitat zu schade. Ich nehme Ihr Bibelzitat ernst. Sie legitimieren das Böse, das nun mal in einer totalitären Diktatur steckt.

Herr Attar vertritt leider eine gefährliche Terrorzentrale, die im Namen der iranischen Botschaft, mitten in Europa eine menschenrechtsverachtende totalitäre Politik vertritt.

Vielleicht kommt ein Vertreter der US-amerikanischen Botschaft und führt einen Dialog mit dem iranischen Botschafter.

Ja, Gespräche sind gut. Aber eine totalitäre ideologische Diktatur, die im Namen Gottes und des Führers eine Diktatur geschaffen hat, wird erst recht nicht auf den US-amerikanischen Botschafter oder einen Angestellten der US-Botschaft hören.

Nein, alle die dort auftreten, machen sich in meinen Augen mitschuldig für das Verbrechen, das seit 30 Jahren im Iran herrscht, denn die Kommunikation wird den Willen eine totalitäre Macht auszuüben nicht überwältigen können.

Ich empfehle Ihnen: Laden Sie den iranischen Botschafter aus und sprechen Sie über die Zukunft des Iran, über eine Zukunft jenseits der „Islamischen Republik Iran“. Werden Sie Ihrem Bibelzitat gerecht und laden Sie den iranischen Botschafter aus.

Mit besten Grüßen,
Wahied Wahdat-Hagh

http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/erwarten_sie_dass_ich_mich_mit_meinen_potentiellen_henkern_an_einen_tisch_s

 

Ein positiver Leserbrief:

Sehr geehrter Herr Dr. Wahdat-Hagh,

ich danke Ihnen von Herzen für Ihre Reaktion auf die Einladung nach Loccum. Sie entlarven in wünschenswerter Deutlichkeit das ganze Unternehmen, das nicht anderes ist als der Versuch, eine grausame Diktatur hoffähig zu machen.

Glaubt eigentlich irgendjemand von den Verantwortlichen in Loccum ernsthaft, dass es einen Dialog mit den Vertretern dieser Diktatur geben kann? Selbst wenn man zugunsten der Veranstalter annimmt, dass sie aus schlichter Naivität handeln, nach dem Motto: wir bitten die Henker im Iran, bitte, bitte mit den Hinrichtungen und den Drohungen der Vernichtung Israels aufzuhören, so ist dies keine Entschuldigung. Es ist vielmehr das Gegenteil von Professionalität und auch von Anstand; beides darf man erwarten von Studienleitern einer evangelischen Akademie. Es ist eine Schande, dass eine kirchliche Institution den Vertretern eines faschistoiden Regimes eine öffentliche Bühne bietet. Ich schäme mich als Christ dafür. Wir hatten dies zur Genüge in diesem Land – und ich glaubte, dass wir daraus ein für allemal gelernt haben. Doch jetzt wanzt man sich wieder an die Henker an! Nun mit der Behauptung, man könne durch einen Dialog zum Besseren beitragen. Glaubt eigentlich irgendeiner in Loccum im Ernst, dass nach dieser Veranstaltung weniger Menschen gequält oder getötet werden im Iran, dass sich irgendetwas ändern wird zugunsten der Menschenrechte im Iran?

Was soll das ganze? Wie will man diese Veranstaltung vor den Opfern dieses Unrechtsregimes rechtfertigen? Spielen sie für Schaper überhaupt eine Rolle? Mich irritiert nicht nur die politische Ahnungslosigkeit, mich irritiert insbesondere die ethische Unanständigkeit dieser Veranstaltung. Ich meine damit die tephlon-artige Unsensibilität gegenüber den grausamen Missachtungen der Menschenrechte im Iran. Die interessieren einen Herrn Schaper offenkundig gar nicht. Er möchte wahrscheinlich mit den Mördern sprechen und fragen, was sie denn so fühlen, wenn sie morden.

Ich danke Ihnen als Theologieprofessor, dessen Wissenschaftsdisziplin das Neue Testament ist, auch dafür, dass Sie den Missbrauch des Bibelzitats aus dem Römerbrief durch Herrn Schaper nicht zugelassen haben. Ich stimme Ihnen zu: Diese Veranstaltung legitimiert das Böse!! Wie vermessen muss jemand eigentlich von sich selbst denken, wenn er glaubt, dass seine Einladung an Vertreter eines Unrechtsstaats etwas Gutes ist? Denn das scheint er vorauszusetzen, wenn er davon ausgeht, dass seine Veranstaltung ein Versuch ist, das Böse durch das Gute zu überwinden. Ironisch gesagt: Wir wissen ja, dass der Studienleiter der Ev. Akademie Loccum die Macht hat, durch eine Veranstaltung ein Unrechtsregime ins Wanken zu bringen. Danach wird es aufwärts gehen mit den Menschenrechten im Iran.
Ich danke Ihnen für ihr Engagement gegen das Unrechtsregime im Iran.

Beste Grüße
Wolfgang Stegemann

 http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/was_moerder_so_fuehlen_wenn_sie_morden

 


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