Iran: Interpol im Dienste der islamistischen Polizei

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Die iranische Polizei will iranische Schauspielerinnen, die sich unislamisch kleiden, weltweit verfolgen, mit Hilfe von Interpol.

Wenn es nach Said Montazer’ul’Mehdi ginge, müsste Interpol jetzt aktiv werden und die iranischen Frauen, zumindest die berühmten Schauspielerinnen, die mit unislamischer Kleidung auf internationalen Bühnen auftreten, verhaften. Grund: Sie könnten ein Vorbild werden für Frauen im Iran.

Immerhin ist Montazer’ul’Mehdi Stellvertreter des iranischen Polizeichefs. Er will iranische Schauspielerinnen weltweit verhaften und in den Iran überführen lassen, damit sie nach islamischem Recht verurteilt werden, berichtete die iranische Zeitung Sharq am 16. April 2013.

Die international bekannten Schauspielerinnen würden „nicht-islamische Werte“ verbreiten. Der iranische Polizeibeamte ist sich sicher, dass Interpol in Zukunft auf diesem Gebiet aktiv werden wird.

Wie Radio Farda am 10. Juni 2012 berichtet hatte, beschwerte sich schon im letzten Sommer ein iranischer Polizeioffizier namens Bahman Kargar über das Verhalten iranischer Schauspielerinnen im Ausland. Er sagte damals: „Wenn eine iranische Künstlerin auf einem Festival in Cannes oder auf einem anderen Festival mit einem schändlichen Kleid und einer ungeeigneten Kopfbedeckung auftritt und wenn diese Nicht-Muslimen die Hände schüttelt, kann dies ein Vorbild werden.“ Tatsächlich war damals Leila Hatami in Cannes aufgetreten.

Angesprochen ist zudem Golshifte Farahani, die sich aus Protest gegen die islamistische Diktatur ohne Hemd fotografieren ließ.

Solche Fotos und Filmmaterialien dringen in den Iran ein und der Polizist fürchtet, dass dies auch im Iran Schule machen könnte.

Und da die iranischen Frauen wegen der islamischen Zwangsverschleierung auch in diesem Sommer stark unter der heißen Sonne leiden werden, fürchtet Said Montazer’ul’Mehdi erneut auftretende Wasserspiele in den Parkanlagen Teherans. Er warnte am 15. April 2013 in Teheran, dass die Facebookseiten von Iranern von der Internetpolizei kontrolliert würden.

Tatsächlich hatten sich im Sommer 2011 einige iranische Jugendliche für sogenannte Wasserfeste in öffentlichen Parkanlagen über Facebook verabredet. Sie trafen sich in den Parkanlagen und bespritzten sich mit Wasserpistolen Made in China. Damals wurden Dutzende Jugendliche verhaftet.

Aus Angst davor, dass es im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen zu erneuten Protesten kommen könnte, versucht die iranische Polizei auf allen Ebenen repressiv gegen die iranische Bevölkerung vorzugehen und setzt dabei an den wehrlosesten Gliedern der Gesellschaft an: Frauen und Jugendliche. Diese könnten heute noch eine zivilgesellschaftliche Kraft entfalten, die die Sittengesetze und die Sittenpolizei der totalitären Herrschaft im Iran außer Kraft setzen könnte.

Wahied Wahdat-Hagh, Fellow bei der European Foundation for Democracy.


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