Der Arabische Frühling: Spieglein, Spieglein an der Wand

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Abdulateef Al-Muhlim, Arab News, 9. Juli 2013

Wann immer ein amerikanischer Außenminister in einem Land des Nahen Ostens ankam, war das eine Meldung in den Hauptnachrichtensendungen. Er traf die höchsten Personen aus der Politik und seinem/ihrem Besuch wurde die maximale Berichterstattung gegeben; jeder hoffte auf ein Ende des palästinensisch-israelischen Konflikts.

John Kerry, der gegenwärtige US-Außenminister kam und ging und niemand wusste von seinen vielen Besuchen. Er wollte den Verhandlungsprozess wieder in Gang setzen, doch die Araber sind mit ihrem nie endenden Arabischen Frühling beschäftigt und die israelischen Militärs und Politiker haben keine Eile, denn sie sehen zu, wie die Araber einander töten. Wann immer sie Freizeit haben sehen sie eine arabische Fernsehsendung namens „Arab Idol“ (die Araber suchen den Superstar).

Ofir Gendelman, Sprecher des israelischen Premierministers, und Avichay Adraee, Sprecher der Israelischen Verteidigungskräfte, sagten, es sei Teil ihres Jobs „Arab Idol“ zu sehen. Ich dachte, ihr Job sei es ein Auge auf die Bedrohung zu haben, die die Länder des Arabischen Frühlings für Israel darstellen. Warum haben denn die Syrer Hunderte und Tausende ihres eigenen Volks getötet und mehr als vier Millionen heimatlos gemacht? Die Israelis könnten so etwas gar nicht zustande bringen, aber der Arabische Frühling machte es für sie.

Nach Angaben von Nachrichtenmedien überraschte der Arabische Frühling die Welt am 18. Dezember 2010. Ich möchte aber anfügen, dass der Arabische Frühling nicht aus heiterem Himmel kam. Er ist eine Ansammlung von Jahren politischer Korruption, Menschenrechtsverletzungen, Sektierertum, schlechter Bildungssysteme und Arbeitslosigkeit. Um es zusammenzufassen: Die Arber bekämpften nicht den Feind, sie schliefen mit ihm. Das ist der Grund, warum es unmöglich ist den Ausgang des Arabischen Frühlings zu analysieren und vorherzusagen. Die arabische Welt schaut nie in den Spiegel. Wir sagen nicht gerne „Spieglein, Spieglein an der Wand“, weil Spiegel nicht lügen und wir die Wahrheit nicht wissen wollen. Wir kommen damit nicht klar.

Während des Arabischen Frühlings las ich eine Menge Analysen über die Wurzeln des Arabischen Frühlings – sie sind Jahrzehnte des sich Versteckens vor der Wirklichkeit, der Jagd nach einer Fata Morgana an Feinden, Verschwörungen und der Welt draußen Schuld zuzuschieben. Wir machten nie unsere eigenen Systeme für die vielen Fehlschläge den arabischen Geist zu entwickeln verantwortlich. Wir reden aber Sykes-Picot, Imperialismus und Zionismus, aber wir sehen nie in die Spiegel an der Wand. Ein paar machten es aber doch.

Am 15. Juni 2013 schrieb ein saudischer Kolumnist, den ich nie getroffen habe, einen Artikel in der saudischen Zeitung Al-Sharq mit dem Titel „Israel, der immerwährende arabische Schatz“. Der Kolumnist Abdulsalam Alwael ist ein sehr gut gebildeter Saudi, der einen Bachelor von einer saudischen Universität erwarb, einen Master an einer Universität in Kalifornien und seinen Doktor an einer Universität in Virginia. Er sagte im Kern, dass Israel für arabische Diktatoren eine Prämie sei; sie nutzten den palästinensisch-israelischen Konflikt, um ihre Länder zu beherrschen und eine Menge Geld zu kassieren, indem sie leere Drohungen gegen Israel ausgeben. Israel ist eine Geldmaschine für arabische Diktatoren und viele korrupte palästinensische Offizielle. Mit anderen Worten: Die arabischen Diktatoren haben vergessen ihre Länder zu entwickeln und Unschuldige haben dafür mit ihrem Leben bezahlt. Das ist die Realität des Arabischen Frühlings.

Jeder kennt die Wahrheit, aber wir würden sie nie zugeben. Während des Arabischen Frühlings sahen wir unsere wahren Gesichter im Spiegel. Er zeigte, dass die Araber nie geeint waren und jetzt jenseits aller Vorstellung gespalten sind. Wir hassen einander mehr als wir den Feind von außen hassen. Das ist der Grund, dass niemand in der arabischen Welt jegliches Mitgefühl für die Syrer zeigte, als israelische Flugzeuge vor ein paar Wochen syrische Ziele angriffen. Um genau zu sein wünschten selbst Hardcore-Antiisraelis, dass die israelischen Flugzeuge weiter nach Osten geflogen wären, den syrischen Präsidentenpalast angegriffen und einen arabischen Führer naens Bashar Assad getötet hätten. Nach dem Angriff sahen wir viele Syrer, die auf die von den Israelis befestigten Kontrollpunkte auf den Golanhöhen zugingen, nicht um israelische Soldaten anzugreifen, sondern um Zuflucht und ärztliche Behandlung zu suchen. Ich rede nicht von einfacher medizinischer Versorgung. Ich rede von großen chirurgischen Eingriffen wie bei dem vierjährigen syrischen Mädchen, das im Wolfson-Krankenhaus in Holon in Israel ein Herz transplantiert bekam.

Das ist der wahre Arabische Frühling. Syrer schaden Syrer und die Israelis sind diejenigen, die die syrischen Wunden verarzten. Ja, der Arabische Frühling ist ein Witz und ich meine: ein sehr schlechter Witz. Im Arabischen Frühling geht es nicht darum Demokratie anzustreben, es geht um Araber tötende Araber. Und das ist der Grund, dass israelische Soldaten auf den Golanhöhen so beschäftigt sind. Sie sind nicht damit beschäftigt Munition zu laden; sie sind damit beschäftigt Kirschen und anderes Obst zu pflücken. Überdies sind sie damit beschäftigt Fremdenführungen zu geben, um der Welt zu zeigen, wie syrische Flugzeuge auf Zivilisten schießen, Scud-Raketen Dörfer vernichten und Panzer Schulen und Moscheen angreifen. Was innerhalb Syriens abgeht, ist schrecklicher. Syrische Männer erniedrigen Frauen vor ihren Verwandten, vergewaltigen und töten sie. Nicht nur das Töten ist übel. Wir sahen einen Syrer, der einen anderen Syrer tötete und dann seine Brust mit einem Messer aufschnitt und ein Stück aus seinem Herzen biss. Es kann nicht übler werden.

Jetzt, Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der Übelste von allen? Nun, sie sind alle übel. Es hat sich herausgestellt, dass es beim Arabischen Frühling nicht um das Streben nach Demokratie, sozialer Gerechtigkeit und besseren Lebensstandards geht. Beim Arabischen Frühling geht es nur um Hass und sektiererische Gewalt. Die Welt hörte nichts über den Wiederaufbau der Länder oder die Beseitigung von Armut. Das Gespräch dreht sich nur um Kämpfe zwischen denselben Leuten aus dem jeweils selben Land.

Werfen Sie einfach einen Blick auf eine der ältesten Zivilisationen, Ägypten. Ein Land, das es nicht geschafft hat auch nur eine einzige Ikone wie Nelson Mandela oder Martin Luther King hervorzubringen – Einzelpersonen, die von Frieden und  Harmonie sprechen und in der gesamten Welt respektiert werden. Nicht jemand, der sich daran erfreut sein eigenes Land zu zerstören und sein eigenes Volk zu töten.

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