Historische Kontinuität: ein jüdischer Grundwert

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Manfred Gerstenfeld interviewt Rabbi Abraham Cooper (direkt vom Autor)

Im Verlauf der Jahrhunderte hat die Betonung der Komponenten der jüdischen Identität gewechselt. Für viele jüdische Aktivisten meiner Generation war die Schoah ausschlaggebend für die Definition, wer wir sind. Wir konzentrieren uns zum großen Teil auf die Sicherstellung des Überlebens des jüdischen Volkes durch den Staat Israel. Es bedeutete auch, das sowjetische Judentum und andere gefährdete jüdische Diaspora-Gemeinden zu „retten“. Das war ein Kampf um die physische Sicherheit der jüdischen Nation und das Gefühl des Stolzes Jude zu sein wieder anzufachen.

Die kontinuierlich ihre Gestalt ändernden Bedrohungen durch den Antisemitismus und oft damit überlappende antiisraelische Kampagnen fügen eine dringende Konzentrierung auf die Identifizierung, Artikulierung und Verteidigung jüdischer Grundwerte hinzu. Es sollte lebenswichtiger Teil der jüdischen Identität werden, geeint in der Verteidigung der Wahrheit und Legitimität jüdischer historischer Kontinuität und Rechte zu Israel zu stehen. Um uns gegen die Delegitimierungskampagnen zu verteidigen, müssen wir Juden ein Grundwissen über das Judentum und unsere mehr als 3.000-jährige Beziehung zum Land Israel haben.

Rabbi Abraham Cooper ist Associated Dean am Simon Wiesenthal-Zentrum in Los Angeles. Seit fast vier Jahrzehnten hat er die Agenda Internationales soziales Handeln beaufsichtigt, die von weltweitem Antisemitismus, Nazi-Kriegsverbrechen und Rückerstattung bis hin zu Extremistengruppen und Bildung zu mehr Toleranz reicht.

Es gibt wachsende Anstrengungen dem jüdischen Volk seine Identität zu stehlen, von den Vereinten Nationen über die PA-Propagandisten, die BDS-Kampagnen bis zu antisemitischen Gewerkschaften und zusätzlich an Universitäten. Das palästinensische Kairos-Dokument sagt im Wesentlichen, dass die Unterstützung des  jüdischen Staates durch einen Christen eine theologische Sünde sei. Eine Richtung akademischer Forschung klagt, Israel sei eine illegitime Ausgeburt des Kolonialismus, ein historischer Fehler, geboren aus europäischer und amerikanischer Schuld und Mitleid nach dem Holocaust.

Die palästinensische Autonomiebehörde – und nicht nur die Hamas – hat eine weit tückischere Kampagne gestartet. Ihre Absicht besteht darin, durch Auslöschung seiner Vergangenheit Israel die Zukunft zu verweigern. Der damalige US-Präsident Bill Clinton war der erste Weltführer, der hochrangige Palästinenser zu hören bekam, die leugneten, dass es Salomons Tempel jemals gab. Die UNESCO ist nur eine der internationalen Stätten, die von den Palästinensern und ihren arabischen und muslimischem Verbündeten ausgehebelt werden, um jüdische heilige Stätten umzuwidmen. Sie erklären, das Rahelgrab sei in Wirklichkeit eine Moschee gewesen. Es hat zahlreiche mörderische Versuche der Palästinenser gegeben das Josefsgrab zu zerstören. Bei verschiedenen Gelegenheiten wurden von Palästinensern, denen die große Lüge eingeimpft wurde, die heutigen Juden hätten keinerlei Verbindung zu Abraham, Isaak, Jakob, Moses, David oder Salomon, Steine auf jüdische Betende an der Westmauer geworfen.

Jede überwältigende archäologische Entdeckung am Ground Zero der jüdischen Geschichte im Land Israel, die eine solche Verbindung bestätigt, wird als „gefälschte zionistische Trickserei“ abgetan. Diese Lügen wurden schon im Mittelalter von dem Gelehrten Rashi vorausgesehen, dem maßgeblichen jüdischen Führer zur Bibel. Er warnte in seinem Kommentar in den Eröffnungsversen, dass in der Zukunft die Nationen der Welt uns beschuldigen würden: „Ihr Juden seid Diebe; ihr habt dieses Land gestohlen!“

Der zeitgenössische Antisemitismus bedroht jeden Juden. Jüdische Grundbräuche werden in verschiedenen Demokratien verleumdet, verhöhnt und sogar kriminalisiert. Jüdisches rituelles Schlachten ist seit 1929 in Norwegen illegal. Dann verleumdete es mehrere Jahre, bevor Hitler an die Macht kam, ein zukünftiger norwegischer Premierminister im Parlament als „Blutorgie“. Dieses Jahr verboten polnische Parlamentarier das Schächten. Das Verbot der rituellen Beschneidung wird von vielen in ganz Europa, von Deutschland bis Skandinavien, unterstützt.

Wenn nicht alle Juden bereit sind solche Angriffe auf unsere religiösen Freiheiten heute abzuwehren, dann wird der Prozess der Ausgrenzung und Dämonisierung der Juden in der Zukunft weiter beschleunigt. Es gibt viele potenzielle Verbündete in anderen Religionen wie auch bei Atheisten, die begreifen, dass Religionsfreiheit für alle als Herzstück der Menschenrechte respektiert werden muss.

Jenseits des Antisemitismus liegt eine viel größere potenzielle Anhängerschaft. Viele neugierige Menschen hassen Juden nicht, haben aber keine Ahnung, wer wir sind. Ich hielt einmal einen Vortrag vor Top-Geschäftsleuten eines wichtigen japanischen Verlagsimperiums, die wir davon abhielten eine neue Ausgabe der Protokolle der Weisen von Zion herauszubringen. Danach sagte der stellvertretende Geschäftsführer: „Wir danken Ihnen, dass Sie uns erklärten, dass Juden nicht in die Synagoge gehen, um den wirtschaftlichen Ruin Japans oder weltweite Kriege zu planen. Aber können Sie uns bitte sagen: Was machen Juden in der Synagoge?

Es gibt weltweit Neugier zu Juden, dem Judentum und dem Staat Israel, selbst in Kulturen, die minimalen Kontakt mit uns haben. Statt den Online-Sympathisanten der Al-Qaida und anderen Hassverbreitern zu gestatten, die Lücke mit Hass zu füllen, sollten Juden diese beispiellose Gelegenheit ergreifen, der Welt – über die boomenden sozialen Netzwerke im Internet – zu zeigen, wer wir sind. Wir haben die Gelegenheit und die Verantwortung Grundwerte unserer uralten Zivilisation, die historische Kontinuität des jüdischen Volks unddie Welt verbessern, Barmherzigkeit und Wohltätigkeit zu kennzeichnen, um uns heute als Volk zu motivieren.

Ein konkretes Beispiel dafür ist, dass Israelis zu den ersten Helfern bei kleinen und großen globalen Katastrophen gehören – von Entlastung bei Erdbeben und Tsunamis über die Heilung kranker Kinder, zur Bewahrung gefährdeter Elefanten und so weiter. Damit stellen wir uns den Hasspredigern mit Werten historischer jüdischer Kontinuität entgegen.

Dr. Manfred Gerstenfeld ist Mitglied des Aufsichtsrats des
Jerusalem Center of Public Affairs, dessen Vorsitzender er 12 Jahre lang war.

Rabbi Abraham Cooper

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