The Berlin International Center for the Study of Antisemitism (BICSA) – Presseerklärung: Kein Platz für Verschwörungstheoretiker und Israelfeinde in der KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen am 20. Juli 2014

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Pressemitteilung-BICSA-KZ-Gedenkstätte-Ley-HörstelBerlin, 6. Juni 2014 – Für den 20. Juli 2014 plant die KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen in Oranienburg eine Veranstaltung zu dem Thema „Zum 70. Jahrestag des Attentats gegen Hitler: Was kann uns der Widerstand von damals heute lehren?“, wie es auf der Facebook-Seite im Internet von „Christoph Hörstel“ sowie einer eigens für die Veranstaltung eingerichteten Facebook-Seite am 1. Juni 2014 heißt: „14:00 Uhr Führung über das ehemalige KZ-Gelände durch die sachkundige Buchautorin Dr. Astrid Ley 16 Uhr Veranstaltung auf dem Gelände im Gedenkbereich Einführung: Dr. Astrid Ley & Christoph Hörstel“.

Auf dem offiziellen Internetauftritt der KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen taucht der Name Hörstel bislang nicht auf, dort steht nur Astrid Ley als „Referentin“ für die Führung um 14 Uhr.

Zeitungslesende trauen ihren Augen nicht: Christoph Hörstel als Redner in einer KZ-Gedenkstätte? Wie die Tageszeitung Die Welt am 5. Februar 2014 berichtete, war Hörstel Teil einer Gruppe um die ultraorthodoxe antizionistische jüdische Sekte „Naturei Karta“, die Ende Januar 2014 anlässlich des Internationalen Holocaust-Gedenktages beim Holocaustmahnmal in Berlin eine Kundgebung machte und dabei Israel vorwarf, den Holocaust für politische Zwecke zu instrumentalisieren. Dieser an Perfidie nicht zu übertreffende Vorwurf ist typischer Bestandteil des Antisemitismus nach Auschwitz und in Deutschland nicht nur bei Rechtsextremisten beliebt, vielmehr Teil der „Palästina-Solidarität“ der Linken, von Islamisten und anderer Gruppierungen und Autoren.

Einer dieser Hetzer, Rabbi Yisroel David Weiss, wurde zusammen mit Hörstel gar am 29. Januar 2014 zu einer Audienz mit einer Mitarbeiterin in Angela Merkels Bundeskanzleramt geladen. Angeblich wusste diese Mitarbeiterin nicht, mit wem sie es zu tun hatte. Die KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen muss spätestens nach diesem Vorfall wissen, mit wem sie es hier zu tun hat. Christoph Hörstel, früherer ARD-Journalist und offenbar Freund der Naturei Karta, ist darüber hinaus Bundesvorsitzender der von ihm 2013 gegründeten Partei „Deutsche Mitte“. In ihrem Programm greift die Partei in ihren „Schwerpunkte[n] Deutscher Außenpolitik“ Israel an:

„Auch dem Nahostkonflikt widmet die Deutsche Mitte besondere Aufmerksamkeit. (…) Grundlage dafür ist die Unterstützung der Einheit aller Palästinenser ohne Benachteiligung des Gazastreifens und der demokratisch gewählten Hamas-Regierung und unter Respektierung der derzeitigen Strukturen im Westjordanland. Eine deutsche Sonderverpflichtung für Israels „Sicherheit“ besteht nicht. Grundsätzlich ist bis 2015 eine Frist für die Erreichung der so genannten „Zwei-Staaten-Lösung“ zu gewähren. Danach wird sich die Deutsche Mitte für eine international vor allem im Sicherheitsbereich einvernehmlich garantierte Ein-Staaten-Lösung einsetzen: unter vollem Rückkehrrecht für alle Palästinenser und völliger innenpolitischer Gleichberechtigung („one man – one vote“).“

Damit wird die antisemitische Terrororganisation Hamas gerechtfertigt. Die „Ein-Staaten-Lösung“ und ein „volle[s] Rückkehrrecht für alle Palästinenser“ sind Teil einer extrem anti-israelischen Position, die Israel als jüdischen Staat bekämpft.

Hörstel sprach 2008 mit dem einschlägig bekannten islamistischen Portal „Muslim-Markt“, das schon vom Verfassungsschutz beobachtet wurde und für seine Hetze gegen Israel berüchtigt ist. Z.B. ist Muslim-Markt ein Mitorganisator der jährlichen sog. al-Quds-Demonstrationen  in Berlin. Über den Antisemitismus, Israelhass und Islamismus auf der al-Quds-Demonstration in Berlin 2013 berichtete z.B. eine lange Reportage der ARD über Antisemitismus. In seinem Gespräch mit Muslim-Markt leugnete Hörstel die islamistische und antisemitische Ideologie  der jihadistischen Massenmörder vom 11. September 2001 und fantasierte von „dem angeblichen Attentat vom 11. September, das doch m. E. die CIA unter ihrem ehemaligen Chef George Tenet maßgeblich mitorganisiert hat“.

Christoph Hörstel ist regelmäßiger Interviewpartner des deutschsprachigen Programms des staatlichen iranischen Rundfunks IRIB.

Seine so gezeigte Nähe zu einem Regime, das verdächtigt wird, ein gegen Israel gerichtetes Kernwaffenprogramm zu unterhalten, das sich im syrischen Krieg an der Seite einer brutalen Diktatur beteiligt, weltweiten antisemitischen Terror finanziert, seinen Untertanen regelmäßig den Zugang zu verschiedenen Internet-Diensten verwehrt und weltweit nach China die meisten Todesurteile vollstreckt, disqualifiziert ihn als Redner in einer KZ-Gedenkstätte ebenso.

Wie kann es sein, dass die stellvertretende Leiterin der KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen, Frau Dr. Astrid Ley, die zusammen mit dem Gedenkstättenleiter Prof. Christian Morsch u.a. an der Freien Universität Berlin (FU) Kurse gibt, mit Christian Hörstel eine gemeinsame Veranstaltung plant?

Verschwörungsmythen haben einen antisemitischen Kern, wie die Forschung seit vielen Jahren herausgearbeitet hat. Solche Verschwörungsszenarien bezüglich des 11. September 2001 werden besonders aggressiv vertreten. Es ist zudem ein Bestandteil des neuen Antisemitismus, Israel als jüdischen Staat abzulehnen und eine Einstaatenlösung zu propagieren.

Vor diesem Hintergrund wäre eine Veranstaltung von Frau Dr. Ley und der KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen mit Christoph Hörstel unerträglich.

  • Sagen Sie diese Veranstaltung ab und distanzieren Sie sich von Christoph Hörstel.
  • Distanzieren Sie sich von Verschwörungsmythen bezüglich des 11. September 2001.
  • Distanzieren Sie sich von ultraorthodoxen Agitatoren, die gegen Israel hetzen und mit Holocaustleugnern kooperieren wie Hörstels
  • Kollegen von der Sekte Naturei Karta.
  • Distanzieren Sie sich von antiisraelischer Ideologie und der Akzeptanz der zum Mord an Juden aufrufenden Terrororganisation Hamas, wie wir sie in dem Parteiprogramm von Hörstels Partei Deutsche Mitte finden.

Mit freundlichen Grüßen,

Dr. phil. Clemens Heni
Direktor
The Berlin International Center for the Study of Antisemitism (BICSA)
www.bicsa.org

Thomas Weidauer
Vorsitzender
Verein für Gesellschaftskritik und Antisemitismusforschung e.V.


7 Kommentare
  • Sacha Stawski

    UPDATE: Die Gedenkstätte hat Christoph Hörstel inzwischen abgesagt. Man habe erst nach den vielen Anfragen in Erfahrung gebracht, wer er ist, zudem habe es sich um eine „Drittveranstaltung“ gehandelt. Anders als Hörstel in seiner Veranstaltungsankündigung behauptet, sei eine Beteiligung der Gedenkstätte oder ein gemeinsamer Auftritt ihrer stellv. Leiterin Astrid Ley mit Hörstel allerdings nie vorgesehen gewesen, so die Darstellung des Pressevertreters der Gedenkstätte.

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