ULRICH W. SAHM – Israels Polizei klärt zwei „nationalistische“ Morde teilweise auf

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Ulrich W. Sahm

Jerusalem, 6. Juli 2014 – Sechs jüdisch-israelische Jugendliche seien verhaftet worden unter dem Verdacht, an der Ermordung von Muhammad Abu Kheidar beteiligt gewesen zu sein, in der Nacht nach der Beerdigung der drei im Westjordanland mutmaßlich von Hamasaktivisten entführen und ermordeten drei Talmudschülern. Weitere Einzelheiten unterstehen noch einem strikten richterlichen Veröffentlichungsverbot. So bestätigten sich Gerüchte, dass es sich um einen „nationalistisch motivierten“ Mord handelte. Doch die Polizei weigerte sich, weitere Einzelheiten über die Identität der Verhafteten, deren Tatmotive oder den Tathergang freizugeben. Abu Kheidar ist angeblich nahe seinem Haus im Viertel Schuafat entführt worden. Nur 90 Minuten später entdeckte die Polizei dessen verbrannte Leiche im Wald am anderen Ende Jerusalems.

Der offizielle Bericht zur Autopsie der Leiche im israelischen pathologischen Institut Abu Kabir in Tel Aviv ist noch nicht veröffentlicht worden und so auch nicht die Todesursache. Ein palästinensischer Pathologe war bei der Autopsie anwesend. So wurde aus palästinensischer Quelle verbreitet, dass Abu Khadeir noch lebte, als sein Körper verbrannt worden ist, weil man in seiner Lunge Rauchspuren gefunden hat. Ein israelischer Journalist berichtete, dass der 16 Jahre alte Junge erwürgt worden sei.

Kurz zuvor gab die Polizei bekannt, dass der Mord an Shelly Dadon, eine bildhübsche 19 Jahre alte Israeli aus Afula im Norden Israels, aufgeklärt worden sei. Dadons Leiche ist zufällig am 1. Mai von einer Polizeistrafe entdeckt worden. Sie war mit zahlreichen Messerstichen ermordet worden. Jetzt gab die Polizei bekannt, dass der 34 Jahre alte Taxifahrer Hussein Khalifa, ein israelischer Araber aus dem Dorf Idlin, der mutmaßliche Mörder sei. Er habe die Tat gestanden und für die Polizei rekonstruiert. Er habe die junge Frau auf dem Weg zu einem Arbeitsgespräch mitgenommen, nach Migdal Haemek zu einem abgelegenen Parkplatz gefahren und dort mit einem Messer erstochen. Später habe er sein Taxi von Blutspuren gesäubert und ihre Handtasche mit einem Handy sowie das Messer weggeworfen. Noch hat die Polizei nichts über sein Mordmotiv mitgeteilt. Es wird vermutet, dass er die junge Frau aus „nationalistischen Motiven“ umgebracht habe.

Die israelische Menschenrechtsorganisation Betzelem hat eine scharfe Verurteilung des Mordes an Muhammad Abu Khadeir veröffentlicht und erwähnt, dass er „lebendigen Leibes“ verbrannt worden sei. Auf Anfrage sagte die Sprecherin der Organisation, Sarit Michaeli, dass Betzelem nicht über den noch unveröffentlichten offiziellen Report des israelischen pathologischen Instituts verfüge. „Wir verlassen uns auf das, was der palästinensische Generalstaatsanwalt gesagt hat.“ Falls sich dessen Angaben als falsch herausstellen sollten, „werden wir natürlich eine Korrektur veröffentlichen“.

Weiter erklärte sie, dass Betzelem keine Verurteilung des Mordes an Shelly Dadon veröffentlichen werde, obgleich sie mutmaßlich von einem Araber und vielleicht gar „im Rahmen des Konflikts zwischen Juden und Palästinensern“ ermordet worden sei. Grundsätzlich befasse sich Betzelem nur mit Menschenrechtsverletzungen in den besetzten Gebieten. Falls jedoch ein israelischer Araber in Israel ein Selbstmordattentat verübt, dann werde der Fall doch von Betzelem aufgegriffen, da anzunehmen sei, dass Drahtzieher aus den palästinensischen Gebieten dahinter stecken. Sie gestand, dass die Prinzipien von Betzelem nicht ganz schlüssig seien.

 

 

 


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