Warum Antizionismus moderner Antisemitismus ist – Von Benjamin Weinthal, National Review

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Übersetzung (mit freundlicher Genehmigung des Autors): Daniela Marcus
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demo_450[1]Israels Verteidigungsoperation „Schutzlinie“ gegen die Raketen der Hamas machte deutlich, dass es einen militärischen Konflikt brauchte, um zu zeigen, dass Antizionismus nicht von Antisemitismus abgekoppelt werden kann.
Erfahrene Beobachter des zeitgenössischen Antisemitismus sind sich dessen bewusst, dass die Ablehnung der Souveränität des jüdischen Staates in Israel (i. e. Antizionismus) schon immer ein inhärenter Teil von Judenhass gewesen ist.
In den späten 1960er Jahren schrieb der österreichische jüdische Autor und Auschwitzüberlebende Jean Amery: „Antizionismus beinhaltet Antisemitismus wie die Wolke ein Gewitter beinhaltet.“ Gelinde gesagt akzeptierte das post-Holocaust-Europa Amerys Definition vom modernen Antisemitismus nicht und sah in diesem Antisemitismus keine Macht, die bekämpft werden musste. Viele Europäer hielten Antizionismus für eine politisch und sozial korrekte Weltanschauung. Kurz gesagt betrachteten sie ihn als Form einer legitimen „Israelkritik“.
Die Aufrufe zur Entwaffnung Israels und zur Tötung von Juden auf den Straßen von London, Paris, Berlin und Frankfurt –um nur einige wenige der europäischen Städte zu nennen, in denen diese Aufrufe zu hören waren− weisen auf eine todbringende antisemitische Massenbewegung hin. Was viele europäische Eliten, zahlreiche Muslime, und eine zusammengewürfelte Menge aus Linken und Neonazis vereint, ist der Hass auf das jüdische Wesen Israels.
Der antisemitische deutsche Historiker Heinrich von Treitschke, der im 19. Jahrhundert lebte, sagte die berüchtigten Worte: „Die Juden sind unser Unglück.“ Für den modernen Antisemiten hat sich diese Aussage in „Israel ist unser Unglück“ gewandelt.
Betrachten Sie eine kleine Auswahl von Schlagzeilen, um zu sehen, was sich in Europa ausbreitet:
–       Neonazis und Islamisten in Frankfurt erklären während eines Protestes gegen die israelische Operation ‚Ihr Juden seid Bestien‘
–       Brandbomben auf das Jüdische Zentrum in Toulouse
–       Spanischer Autor betrachtet frühere Vertreibungen von Juden als gerechtfertigt
–       Jüdische Museen in Norwegen aus Angst vor Anschlägen geschlossen
–       Berühmter italienischer Philosoph: ‚Ich möchte diese zionistischen Dreckskerle erschießen‘
–       Sympathisanten der Palästinenser werfen Molotow-Cocktails auf Pariser Synagoge
–       Israelischer Botschafter in Deutschland: ‚Es ist wie 1938‘
–       Antisemitische Angriffe verunstalten britische Städte
Deutschland, ja Deutschland, scheint einer der Hauptknotenpunkte für einen sehr starken Antisemitismus zu sein. Demonstranten in Berlin riefen Parolen, die dazu aufforderten, Juden zu vergasen.
Das europäische Festland hat in den letzten Jahrzehnten sehr viel Antisemitismus toleriert. Kritiker weisen zu Recht darauf hin, dass es in Europa eine Nachfrage nach sichtbaren Ausdrücken des Antisemitismus gibt. Die drängende Frage bleibt: Warum gibt es solch eine große Toleranz für den Hass auf Israel und solch einen großen Bedarf daran? Der israelische Psychoanalytiker Zvi Rex sagte die berühmten sarkastisch-ironischen Worte: „Die Deutschen werden den Juden Auschwitz niemals verzeihen.“ Diese Aussage kann nun wie folgt modernisiert werden: „Europa wird den Israelis den Holocaust nie verzeihen.“
Die Mitschuld des europäischen Festlandes an der Schoah ist eine Erklärungshilfe für die ständigen, bis zum Überdruss stattfindenden Angriffe auf den jüdischen Staat. Viele Europäer versuchen, sich von ihrer Schuld am Holocaust reinzuwaschen. Den jüdischen Staat schlecht zu machen –und diejenigen zu tolerieren, die Israel vernichten wollen− erzeugt einen Katharsis-Effekt.
Die Beimischung von islamisch animiertem Antisemitismus durch Moslems in Europa hat ein pathologisch gewalttätiges Klima für Juden geschaffen. Die europäische Linke hat Antisemitismus geschürt, glaubt jedoch, sie sei immun gegen diese Krankheit, weil der Linken die Vermutung anhängt, sie sei frei von Judenhass. Lesenswert ist hierzu ein zeitgemäßer Artikel aus dem britischen Telegraph (auf Englisch: http://blogs.telegraph.co.uk/news/brendanoneill2/100281417/is-the-left-anti-semitic-sadly-it-is-heading-that-way/).
Zugunsten europäischer Staatsoberhäupter –der deutschen Kanzlerin Angela Merkel und des französischen Staatspräsidenten Fancois Hollande− muss gesagt werden, dass diese in ihren Ländern Verurteilungen des modernen Antisemitismus veröffentlicht haben.
Doch Deutschland und andere europäische Staaten zeigten, welche Kluft zwischen ihrer offiziellen Rhetorik und ihrem Handeln besteht, als sie sich letzte Woche bei einer entscheidenden Abstimmung im Menschenrechtsrat der UNO (UNHRC) enthielten. Die UNHRC-Abstimmung sonderte Israel −wegen seiner Verteidigungsmaßnahmen gegen die von der EU als Terrorgruppe eingestufte Hamas− für eine Untersuchung wegen Kriegsverbrechen aus. Kommentatoren hielten die UNHRC-Maßnahme für antisemitisch.
Kann sich Europa in Sachen Menschenrechte regenerieren und zeigen, dass seine Demokratien im 21. Jahrhundert reifen können? Der Lackmustest zeigt sich darin, wie Europa mit Israel verfährt.
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Benjamin Weinthal lebt in Berlin und ist Fellow der Foundation for Defense of Democracies. Benjamin Weinthal bei Twitter: Twitter@BenWeinthal

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