ULRICH W. SAHM – Jubel und Tote

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1454977_822222367823268_7671039411142859597_nJerusalem, 26. August 2014  – Der Gaza-Krieg ist vorbei. „Wir haben gesiegt“, sagte Sami Barhoum, einer von vier Hamas-Sprechern bei einer gemeinsamen Pressekonferenz in Gaza. Die Straßen füllten sich. Jubelnde Menschen. Wie beim Kölner Karneval wurden Bonbons und „Kamelle“ in die Luft geworden. „Das nächste Mal werden wir Jerusalem erobern und den Boden von ganz Palästina erobern“, versprach Barhoum.

Doch die überschwengliche Freude über den großen militärischen wie moralischen Sieg der Hamas war nicht ungetrübt. Bei den fröhlichen Feiern gab es noch einen Toten und Dutzende Verletzte… durch Freudenschüsse in die Luft.

Die Hamas spielte ihr Spiel bis zum letzten Augenblick. Allein im Kibbuz Nirim nahe dem Gazastreifen explodierten im Laufe des letzten Kriegstages über 100 Mörsergranaten und Kurzstreckenraketen. Dabei wurde ein 52 Jahre alter Israeli getötet. Einer wurde tödlich verletzt und weitere sechs Israelis wurden unter Dauerbeschuss nach Beer Schewa ins Soroka-Hospital evakuiert.

Im Laufe des Tages verzeichnete die Hamas auch noch weitere Erfolge, darunter einen Direkttreffer auf ein Haus in Aschkelon. Ebenso wurde in der Stadt ein Spielplatz mit Splittern durchlöchert. Die Rakete Nr. 277 landete in Aschkelon zielgenau im Sandkasten.

984189_10153474803742316_5456343246872286273_nGerüchte über einen bevorstehenden Waffenstill kamen schon in den Mittagsstunden auf. Es hieß, dass der palästinensische Präsident Mahmoud Abbas am Abend eine „Überraschung“ verkünden wolle. Und nachdem er in Ramallah einen von Ägypten ausgehandelten, zeitlich unbegrenzten Waffenstillstand verkündet hatte, gab es keine weitere Bestätigung aus anderer Quelle. Die israelische Regierung hielt sich bedeckt und ließ erst am Abend durchblicken, dass die Feuerpause „akzeptiert“ worden sei, aber ohne Bedingungen. Auch die Ägypter boten zunächst keine weitere Aufklärung. Vor allem aber fehlte eine Stellungnahme von Khaled Maschal, dem Auslandschef der Hamas mit Sitz in Qatar, der bisher alle Feuerpausen durch Raketenbeschuss Israels platzen ließ.

Unklar war vor allem, ab wann die Feuerpause zu gelten habe. 19:00 Uhr Ortszeit ist verstrichen, ohne das es ruhig geworden wäre in den finsteren grenznahen israelischen Ortschaften, wo über 100 Raketen die Stromleitungen gekappt haben. Ob 20:00 Uhr oder Mitternacht nun das echte Kriegsende bedeutet, konnte keiner der israelischen oder palästinensischen Reporter sagen, die in Israel und im Gazastreifen an den strategischen Punkten verteilt standen. Auf der israelischen Seite trugen sie schusssichere Jacken.

Die Hamas behauptet, diesen Krieg gewonnen zu haben. Zwar sind nur sechs israelische Zivilisten ums Leben gekommen und immerhin 64 Soldaten. Das gilt kaum als „Erfolg“ angesichts der weit über 2.000 palästinensischen Todesopfer. Doch die Hamas hat „heldenhaft“ Stand gehalten bei einem der längsten Kriege in der Geschichte Israels. 50 Tage lang hat sie Israel mit Raketen beschossen, Tel Aviv und sogar Haifa im Norden angegriffen und eine Zeitlang den Ben Gurion Flughafen teilweise lahmgelegt. Die Hamas hat der israelischen Tourismusindustrie einen nachhaltigen Schaden beigefügt. „Nach dem Gazakrieg von 2009 hat es anderthalb Jahre gebraucht, bis sich unsere Geschäfte wieder normalisiert haben. Diesmal werden wir noch länger warten müssen, bis die Touristen wieder nach Israel kommen“, jammerte ein Jerusalemer Taxifahrer. Tatsächlich häufen sich die Anrufe aus Deutschland, ob eine Rundreise im September oder ein Besuch zu Weihnachten überhaupt in Betracht gezogen werden könne. „Wegen des Krieges“ häufen sich die Stornierungen für das Jahr 2015, sagte eine Reiseagentin.

Vor allem ist es der Hamas gelungen, den Staat Israel mit Erfolg zu terrorisieren. Heftig diskutieren Bürgermeister von Beer Schewa bis zum Süden von Tel Aviv den Beginn des Schuljahres am 1. September. Die Schulen mögen mit Betonbalken gegen anfliegende Raketen geschützt sein, aber niemand will die Verantwortung für die Schulbusse übernahmen, die morgens die Kinder zur Schule fahren.

Die wirtschaftlichen Schäden sind unermesslich. Nicht nur die Kompensation für zerstörte Häuser und von Panzerketten umgepflügte Felder, lassen sich kaum schätzen. Niemand wird wohl die Unternehmer entschädigen, die während des Krieges ihre Fabriken schließen mussten. Offen ist, ob den Israelis neue Steuern auferlegt werden oder ob die Budgets aller Ministerien gekürzt werden, was die sozial Schwachen, Patienten und Autofahrer trifft, sowie die Regierung sparen muss.

Auch politisch hat die Hamas gesiegt, obgleich Einzelheiten des Waffenstillstandsabkommens von keiner Seite veröffentlicht worden sind. Angeblich wird Israel, die in den letzten Tagen noch kräftig von der Hamas beschossenen Grenzübergänge in Kerem Schalom und Erez für Warenverkehr und für Patienten aus Gaza weiter als bisher öffnen. Israel wird wohl auch Zement für den „Wiederaufbau“ einlassen. Unklar ist, wer über die Zementsäcke wachen soll, damit die nicht für die Befestigung von Angriffstunnels und Raketen-Abschussrampen zweckentfremdet werden.

Das beste Anzeichen für ein Kriegsende kam mit Live-Bildern am Abend gegen 20:30 Uhr aus dem Gazastreifen. Nach zwei Monaten unter der Erde, im Befehlsbunker unter dem Schifa-Hospital, tauchte Mahmoud Abu Sahar auf, eine der führend Figuren der Hamas. Aufrecht stehend fuhr er in einem Auto mit offenem Sonnendach durch Gaza. Offenbar fürchtete er keinen gezielten Drohnenangriff der Israelis mehr. In der letzten Kriegswoche hatte Israel mehrere militärische Befehlshaber der Hamas dank exakter Informationen gezielt „ausgeschaltet“. So ist inzwischen bekannt geworden, dass drei getötete „Generale“ des militärischen Arms der Hamas sich nur für 15 Minuten für eine Absprache treffen wollten. Die Israelis wussten davon. Die bereit stehenden Kampfflugzeuge beendeten das Treffen nach nur 4:30 Minuten.

 


1 Kommentar
  • TiqvahBatShalom

    NEIN! Es war kein Sieg der Hamas! Es war die Niederlage der Weltgemeinschaft, der EU, der USA und sonstiger Organisationen wie auch der einzelnen Länder und Völker!

    Es war die Kapitulation vor den Islam, und der Sieg der Ungerechtigkeit!

    Wer da noch jubeln kann und will, wird wohl ebenso die Rechnung tragen, wie alle Hasser Israels und des jüdischen Volkes! Denn dass es so kommen wird, steht schon seit Jahrtausenden geschrieben! Wenn jemand nur kurz nachlesen will, möge dies tun bei  Sacharja 12, 1-9 oder gar im gesamten Sach, 14 und wer mehr wissen will,  findet hunderte Hinweise auf diese Zeit!

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