ULRICH W. SAHM – Rivlin eröffnet jüdisches Museum in Warschau

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Jerusalem, 28. Oktober 2014 – Der neue israelische Staatspräsident Reuven Rivlin ist zu seinem ersten Staatsbesuch im Ausland nach Polen geflogen. Im Mittelpunkt des Besuches steht die Eröffnung des jüdischen Museums mitten im ehemaligen, von den Nazis völlig zerstörten Warschauer Ghettos.

Rivlin hatte am Montag die Wintersitzung der Knesset, des israelischen Parlaments, feierlich eröffnet. Von dort ist er direkt zum Flughafen gefahren, wo die offizielle Regierungsmaschine des polnischen Präsidenten Bronislaw Komorowski wartete, um Rivlin und seine Delegation rechtzeitig nach Warschau zu bringen. Rivlin hatte das Angebot seines polnischen Amtskollegen angenommen, weil er sonst nicht beide Termine, in der Knesset und in Warschau, hätte wahrnehmen können.

Das Museum in Warschau gilt heute als eines der größten und modernsten jüdischen Museen in der Welt. Nach fast 20-jährigen Planungen wurde es fünf Jahre lang zum Preis von fast 50 Millionen Euro errichtet und im April fertig gestellt. Bis heute hat es schon etwa 400.000 Besucher angezogen. Doch die offizielle Eröffnung fand erst heute (Dienstag) im Beisein des israelischen Präsidenten statt.

In dem Museum mit einer Ausstellungsfläche von fast 16.000 Quadratmetern wird die tausendjähige Geschichte des polnischen Judentums dargestellt. In Polen gab es weltweit die größte jüdische Gemeinde. Von den 3,3 Millionen Juden in Polen 1939, etwa ein Zehntel der Bevölkerung, haben bis zum Kriegsende 1945 nur etwa 200.000 den Holocaust der Nazis überlebt. Nach Kriegsende kam es zu Pogromen von Polen, sodass heute nur noch 7.000 in Polen leben, während zehntausende Polen zwar von Juden abstammen, doch aus Angst ihre Identität verstecken.

In dem neuen Museum ist nur ein einziger Saal dem Holocaust gewidmet. Das Kernstück ist eine Rekonstruktion der bunt bemalten hölzernen Synagoge von Gwozdziec aus dem 17. Jahrhundert. Sie wurde mitsamt den Juden der Ortschaft von den Nazis verbrannt. Am Konzept und der Gestaltung des Museums mit modernster Technik waren polnische wie israelische Experten beteiligt. Im Aufsichtsrat sitzen unter anderem Shimon Peres, ehemaliger israelischer Staatspräsident, Włodzimierz Cimoszewicz, Polens Außenminister, Ronald Lauder, Zbigniew Brzeziński und Abraham Foxman (ADL).

Das Museum steht auf einem weitgehend leeren Gelände mitten in Warschau an der Stelle des ehemaligen jüdischen Ghettos. Direkt gegenüber dem Eingang befindet sich das Denkmal für den jüdischen Aufstand 1944, an dem Willy Brandt nieder gekniet ist.

 

 


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