ULRICH W. SAHM – Spiegel erfindet Krise Israel/Deutschland

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Ulrich W. Sahm

Ulrich W. Sahm

Jerusalem, 1. Juni 2015 – „Da Israel bei seiner Nahost-Reise nicht auf seinem Besuchsplan stand, reagierte Jerusalem verärgert und zwang ihn zu einem Umweg“, heißt es im Spiegel. „Prompt verweigerte Israel dem deutschen Außenminister den Überflug seines Hoheitsgebiets, als er von Beirut aus weiterreisen wollte.“ „Der Spiegel“ berichtet über „Verärgerung“ im Berliner Auswärtigen Amt, weil Israel angeblich Bundesaußenminister Frank Walter Steinmeier bei einer Reise von Libanon nach Jordanien Mitte Mai den Überflug über sein Territorium verboten habe. Diese Behauptung des Spiegels ist verwunderlich, weil zu dem Zeitpunkt längst bekannt war, dass Steinmeier zwei Wochen später nach Israel kommen werde, um die Ehrendoktorwürde der Hebräischen Universität in Jerusalem entgegen zu nehmen.

Die Redaktion des Spiegels machte zudem offenbar aus Unkenntnis der örtlichen Begebenheiten einen diplomatischen Eklat.

Der Umweg für die Regierungsmaschine sei 600 Kilometer weit gewesen. Sie hätte erst nach Zypern fliegen, in der Luft eine Art U-Turn machen müssen, um schließlich nach Jordanien abzubiegen. „Das Auswärtige Amt ließ den unfreundlichen Akt auf sich beruhen“, behauptet der Spiegel.
Inzwischen haben sogar die israelische Zeitung Jerusalem Post und zahlreiche deutsche Medien die erfundene Spiegelmeldung aufgegriffen und ohne jede Überprüfung der Fakten wiedergegeben, während sich Steinmeier in der Region zu Besuchen in Israel und in den palästinensischen Gebieten aufhält.

Hintergrund:
Es ist allgemein bekannt, dass Verkehrsflugzeuge in Luftkorridoren fliegen. Zwischen Israel und Libanon gibt es wegen des Kriegszustandes keinen solchen Korridor. Von Beirut nach Amman kann man über Damaskus (Syrien) fliegen, was aber gefährlich ist. Ansonsten gibt es von Beirut aus nur die Möglichkeit, erst nach Zypern und von dort entweder über Ägypten oder seit 1994, dem ersten Treffen König Husseins mit Jitzhak Rabin in Washington, auf direktem Weg, über Israel hinweg, nach Amman fliegen. Dieser Korridor wurde noch vor dem offiziellen Friedensschluss zwischen Israel und Jordanien von König Hussein persönlich am Steuer seiner Maschine feierlich eingeweiht.

Stellungnahme der Israelis:
Ein hoher Beamter des israelischen Außenministeriums erklärte auf Anfrage, dass er sich persönlich um die „rein technischen Angelegenheiten“ dieses Fluges Steinmeiers gekümmert habe. Ein Blick auf die Landkarte zeige, dass das deutsche Flugzeug in jedem Fall nur die Route über Damaskus oder Zypern und dann über Israel oder Ägypten hätte benutzen können. Es habe „keinerlei Verärgerung“ gegeben.

Stellungnahme des Auswärtigen Amtes in Berlin
Ein Sprecher des AA erklärte: „Israel hat dem Sonderflugzeug von Außenminister Steinmeier auf dem Weg von Beirut nach Amman den Überflug über den israelischen Luftraum nicht verweigert.“ Weiter wurde erklärt, dass Israel aus Sicherheitsgründen grundsätzlich keine direkten Flugbewegungen aus dem libanesischen in den israelischen Luftraum erlaubt. Deshalb habe es in diesem Zusammenhang einen ‚unfreundlichen Akt‘ Israels nicht gegeben.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/steinmeier-musste-wegen-israel-umweg-fliegen-a-1036201.html

http://www.jpost.com/Israel-News/Politics-And-Diplomacy/Report-Angry-over-snub-Israel-denied-German-FMs-plane-flyover-rights-404656?utm_source=twitterfeed&utm_medium=twitter

 


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