2011 drangen zwei Palästinenser aus dem Dorf Awarta bei Nablus in das Haus der Familie Vogel in der Siedlung Itamar ein und schlachteten die schlafenden Menschen mit Messern ab, drei Kleinkinder und deren Eltern.
2015 haben bislang unbekannte Täter, mutmaßlich „extremistische Juden“, durch offene Fenster Brandbomben in zwei Familienhäuser im Dorf Duma bei Nablus geworfen. Das eine Haus war leer, so dass niemand zu Schaden kam. Im anderen Haus verbrannte das 18 Monate alte Baby Ali Dawabsche. Die Eltern und ein kleiner Bruder erlitten lebensgefährliche Verbrennungen, denen der 29 Jahre alte Vater wenig später erlag. Die Täter ließen es darauf ankommen, dass sie Menschen töten oder verletzen. Welche der beiden Mordtaten ist moralisch abscheulicher?
Fragen wir beim Auswärtigen Amt in Berlin nach. Dort wird sauber differenziert. Nicht die jeweilige Tat steht im Vordergrund, sondern die Täter. Das wiederum führt zu einer extrem diplomatischen Wortwahl in den offiziellen Verlautbarungen. Der folgende Vergleich besagt alles:
Zu dem „Anschlag“ auf die Fogel-Familie in der Siedlung Itamar erklärte Bundesaußenminister Guido Westerwelle am 12.3.2011: “Ich verurteile diesen grausamen und hinterhältigen Anschlag. Für solche Taten gibt es keine Rechtfertigung. Die Täter müssen schnell gestellt und zur Verantwortung gezogen werden. Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen der Opfer.”
Das Auswärtige Amt erwartete zwar, dass die Täter gestellt werden und zur Verantwortung gezogen werden, sah aber die palästinensische Autonomiebehörde nicht in der Pflicht, dafür zu sorgen, dass dies geschieht.
Zu dem Brandanschlag, bei dem ein palästinensisches Baby ums Leben gekommen ist, erklärt das AA in Berlin: „Die Bundesregierung verurteilt diesen unmenschlichen Terrorakt in aller Schärfe. Die Brutalität, mit der die Familien in ihren Wohnhäusern mit Brandsätzen angegriffen wurden, ist schockierend. Wir trauern mit den Familien um den Tod des kleinen Kindes. Wir begrüßen es, dass die israelische Regierung diese Tat mit unmissverständlichen Worten verurteilt hat und der Verfolgung der Täter höchste Priorität einräumt.“
Wenn Palästinenser Juden „grausam und hinterhältig“ ermorden, ist man in Berlin weder von dem „unmenschlichen Terrorakt“, noch von der „Brutalität“ geschockt. Es handelt sich nur um einen „Anschlag“ und nicht um Terror. Statt Trauer gibt es nur „Gedanken”, die “den Angehörigen der Opfer“ gelten.
Wenn jedoch (mutmaßlich) Juden ein palästinensisches Baby töten, handelt es sich um einen „unmenschlichen Terrorakt“ von schockierender Brutalität.
Gabi Shenkman
traurig