Berlin, 9.10.2015: Angesichts der weiter wachsenden Flüchtlingszahlen hat das AJC Berlin Ramer Institute in Kooperation mit dem Landesinstitut für Schule und Medien Berlin-Brandenburg (LISUM) führende Bildungs- und Sozialexperten sowie Regierungsvertreter zu einem ersten Strategietreffen zur demokratischen Wertevermittlung an Flüchtlinge eingeladen.
„Viele Menschen kommen nach Deutschland, um Krieg und Terrorismus zu entfliehen. Dennoch sind viele in einem politischen Klima sozialisiert worden, in dem Antisemitismus und Hassgewalt auf der Tagesordnung stehen. Der Bedarf an Austausch über die Frage, wie wir die Vielzahl an Flüchtlingen in unsere demokratische Wertegemeinschaft einbinden können, ist groß“, sagte Deidre Berger, Direktorin des AJC Berlin Ramer Institute.
Zwar stehe momentan noch die akute humanitäre Betreuung und Versorgung von Flüchtlingen im Vordergrund, doch sind sich Bildungsexperten darin einig, dass man zügig damit anfangen müsse, Programme und Konzepte zu entwickeln, um einen gelungenen Integrationsprozess einzuleiten. Zu diesem Prozess gehört auch die gesamtgesellschaftliche Aufklärung über die Situation der Flüchtlinge, um ihnen gegenüber mehr Akzeptanz zu schaffen.
Der Austausch von etwa 30 Experten wurde durch Beiträge von Anetta Kahane, Vorsitzende der Amadeu Antonio Stiftung und Ramazan Salman, Geschäftsführer des Ethno-Medizinischen Zentrums über langfristige Strategien zur Integration eröffnet. Vertreter von Regierungsbehörden des Landes und Bundes, Wohlfahrtsverbänden, NGOs sowie anwesende Bildungsexperten stimmten im Rahmen des Treffens weitgehend darin überein, dass finanzielle Mittel und Ressourcen erhöht werden müssten, um flächendeckend eine qualitative Betreuung sicherzustellen. Dies könne etwa durch zeitnahe und den unterschiedlichen Herkunftsgruppen angepasste Integrations- und Sprachkurse geschehen. Zudem sei es erforderlich, geeignete Maßnahmen bereits bei der Ankunft von Flüchtlingen einleiten zu können und nicht erst nach erfolgter Klärung des jeweiligen rechtlichen Status. Auch angesichts der Tatsache, dass mehr als die Hälfte aller Flüchtlinge unter 24 Jahre alt sind, stellen die strukturelle Eingliederung von Flüchtlingen in Bildungseinrichtungen sowie früh ansetzende Maßnahmen in Kindergärten eine besondere Herausforderung und Chance zugleich dar.
„Deutschland kann angesichts der aktuellen Entwicklungen beim Thema Integration von Flüchtlingen aus unterschiedlichen Kulturkreisen eine führende Rolle in Europa einnehmen“, so Berger weiter. „Das neue Maß an zivilgesellschaftlichem Engagement, auch in den verschiedenen ethnischen und religiösen Gemeinschaften, ist dabei ein Lichtblick.“
Auch Teilnehmer von jüdischen und muslimischen Organisationen haben im Rahmen des Treffens deutlich gemacht, dass die entsprechenden Gemeinschaften aufgrund ihrer gesammelten Erfahrungen in der Arbeit mit Flüchtlingen einen wichtigen Beitrag zur Integrationsarbeit leisten können.
Weitere Treffen zur konkreten Strategieentwicklung sollen in naher Zukunft folgen.
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